«Jetzt kommt es auf die Ausgestaltung an»

  13.02.2014 Aargau, Rheinfelden, Schwaderloch, Oeschgen, Politik, Stein, Wegenstetten, Oberhof, Obermumpf, Wirtschaft, Nordwestschweiz, Olsberg, Brennpunkt, Gewerbe, Abstimmungen, Sisseln, Oberes Fricktal, Schupfart, Oberhofen, Unteres Fricktal

Nach der Annahme der Masseneinwanderungs-Initiative am Sonntag wird täglich auf allen Kanälen eifrig diskutiert, wie es nun weitergeht und welche Konsequenzen die Initiative unter anderem für Schweizer Firmen hat, die ausländische Fachkräfte beschäftigen oder im europäischen Markt agieren.

Eine Umfrage bei Fricktaler Unternehmen zeigt, dass das Resultat bei vielen wenig erfreut aufgenommen wurde, jedoch nicht bei allen. Aber auch wenn die Firmen über den Ausgang der Abstimmung konsterniert sind, sehen sie die Situation im Moment gelassen. Man ist jetzt gespannt auf die Umsetzung.

«Wir haben das Resultat mit Bedauern zur Kenntnis genommen», erklärt Miriam Crespo, Mediensprecherin des Gesundheitszentrums Fricktal. Es sei jedoch noch verfrüht, um die Konsequenzen abzuschätzen. Crespo hält jedoch fest: «Es ist heute schon schwierig, im Gesundheitswesen fachlich spezialisierte Leute zu finden. Jetzt wird es sicher nicht einfacher.» Denn im Gesundheitszentrum Fricktal sei man gerade auch auf Fachspezialisten aus dem Ausland angewiesen.

Keine Freude über die Abstimmung hat Raphael Jehle, Geschäftsleiter der Jehle AG in Etzgen. «Jetzt kommt es stark darauf an, wie die Ausgestaltung der Initiative sein wird», meint er. Konkrete Massnahmen gebe es deshalb noch nicht in seiner Firma, die im Werkzeug- und Formenbau international tätig ist. Jehle befürchtet, dass die Kontingente zu mehr Bürokratie führen werden. Gespannt ist er auf die Reaktion der EU. «Wir werden jetzt sehen, wie wichtig wir Schweizer für die EU sind.»

In einem Punkt hat die EU-Kommission bereits reagiert. Ein demnächst geplantes Treffen über die Verhandlung zum Stromabkommen mit der Schweiz hat Brüssel abgesagt, wie das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) am Dienstag mitteilte. Jetzt ist es unklar, wie es mit dem Stromabkommen, das den Zugang der Schweiz zum europäischen Strommarkt sichern soll und schon fast unter Dach und Fach war, weitergeht.

Dies bewegt insbesondere den schweizerisch-deutschen Stromerzeuger Energiedienst mit Sitz in Laufenburg, wie der Kommunikationsleiter Alexander Lennemann auf Anfrage erklärt. Zudem beschäftigt die Firma viele Grenzgänger. «Mit den Arbeitsbewilligungen wird es nicht einfacher werden», vermutet Lennemann. «Wir würden es gut finden, wenn der Bundesrat den Initiativtext jetzt wirtschaftsfreundlich ausgestaltet.» Im Moment nimmt Lennemann, selber Grenzgänger, die Situation jedoch noch gelassen. «Der europäische Energiemarkt ist für die EU wie auch für die Schweiz von eminenter Bedeutung», teilt auch Swissgrid-Sprecher Thomas Hegglin mit. Swissgrid werde die Entwicklungen in den nächsten Tagen und Wochen genau beobachten und analysieren.

Anders reagiert das in der Baubranche tätige Unternehmen Ernst Frey AG in Kaiseraugst. «Bei uns herrscht keine negative Stimmung», erklärt Verwaltungsratspräsident Ernst Frey. «Wir nehmen den Entscheid pragmatisch. Es ist eine Herausforderung für die Schweizer Politik, wie sie diesen ausbaden will.» Neu seien die Kontingente schliesslich nicht. «Wir hatten in den 1980er und 1990er Jahren bereits Kontingente und Saisonniers und konnten gut damit leben», erklärt Frey. In den nächsten drei Jahren, bis die neuen Verordnungen ausgearbeitet sind, werde sich nichts ändern. Frey glaubt auch nicht, dass in der Folge grosse Wirtschaftszweige wie die Pharma- oder Life-Sciences-Branche abwandern werden.


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