Wie umgehen mit dem Coronavirus? Firmen, Spitäler, Heime und Private im Fricktal wappnen sich

  28.02.2020 Aargau, Fricktal, Gesundheit, Nordwestschweiz, Oberes Fricktal, Unteres Fricktal

Simone Rufli

Reisen nur im Notfall, und nur mit der ausdrücklichen Erlaubnis von CEO Robert Reimann. Dafür wenn immer möglich Video-Konferenzen. So lautet die Devise am Hauptsitz des global tätigen Textilmaschinen-Herstellers Jakob Müller AG in Frick. Der Group-CEO setzt auf Empfehlungen und vermeidet Verbote. Mit Werken in China (nicht aber in der Region Wuhan) und Italien ist die Firma mitten im Krisengebiet. «Wir haben bisher weder in China noch in Italien einen Corona-Fall in unseren Werken und wir hatten auch Glück, dass wir dank dem chinesischen Neujahrsfest keine Verkäufer oder Servicemitarbeiter in China hatten, als das Virus ausbrach.» Gäste aus China wurden kurzfristig wieder ausgeladen. Robert Reimann: «Das Wohl aller steht im Vordergrund. Reisefreigaben laufen nur über mich und ganz sicher willige ich derzeit nicht in den Besuch von Messen oder Symposien in einer der betroffenen Regionen ein.»

 

Hausarzt anstatt Notfall

Vorbereitet ist auch das Gesundheitszentrum Fricktal, wie Jennifer Küng auf Anfrage erklärt. «Sollten Patienten ins Spital kommen, die einem Ansteckungsrisiko ausgesetzt waren, werden diese vorsorglich isoliert. Aus Sicherheitsgründen trägt das Spitalpersonal in einem solchen Fall eine Überschürze, Handschuhe und eine spezielle Maske.» Man orientiere sich an den Vorgaben des Bundesamts für Gesundheit (BAG). Ärzteschaft, Pflege und Qualitätsmanagement würden regelmässig Updates über das Virus und die Entwicklung in der Schweiz erhalten. «Unser Rat für Personen, die glauben, sich einer möglichen Ansteckung ausgesetzt zu haben: Suchen Sie nicht den Notfall auf, sondern melden Sie sich telefonisch vorher bei Ihrem Hausarzt oder bei uns.»

Im Wohn- und Pflegezentrum Stadelbach in Möhlin kommt – mit gewissen Anpassungen – der Pandemie-Plan zum Einsatz, der auch im Fall des Norovirus (Durchfallerreger) angewendet wird, wie Hanspeter Müller erklärt. «Beim Norovirus muss man verhindern, dass er vom Heim nach aussen übergreift, beim Coronavirus geht es darum zu verhindern, dass er von aussen ins Heim hineindringt.» Mit zusätzlichen Hand-Desinfektionsspendern beim Eingang und Verhaltensempfehlungen werden Besucher und Mitarbeitende sensibilisiert.

 

Enger Kontakt mit Behörden

Den Pandemie-Plan aus der Schublade geholt hat auch die Reha Rheinfelden. «Wir sind in einem viel engeren Austausch mit den Behörden als sonst», erklärt Matthias Mühlheim, administrativer Direktor. Intensiver Körperkontakt lasse sich in einer Reha zwar nicht verhindern. Wo der Kontakt aber nicht zwingend ist, werde verzichtet. «Wir unterlassen zum Beispiel den Händedruck und andere Begrüssungsrituale und legen speziell grossen Wert auf die Hände-Hygiene. Im Bewusstsein, dass stündlich andere Massnahmen nötig werden können.»

Margrit Tscheulin von der Storchen-Apotheke in Frick beobachtet bei der Kundschaft eine starke Zunahme an Besorgnis in den letzten zehn Tagen. Parallel dazu steigt die Nachfrage nach Schutz-Masken und Desinfektionsmittel. «Wir stellen das Desinfektionsmittel zurzeit selber her», erklärt die Apothekerin. Bei den Masken gebe es zwischendurch Lieferengpässe. «Wir bekommen aber immer wieder.»

 

Bébés schützen

Barbara Matter von der Mütter- und Väterberatung Bezirk Laufenburg hat schon vor Wochen präventiv Masken bestellt. Mittlerweile wird im Hinteren Wasen auf Begrüssungsrituale verzichtet und häufiges Händewaschen empfohlen. «Wir bitten auch darum, nicht mit Husten, Schnupfen und sonstigen Krankheitssymptomen in die Beratung zu kommen und stattdessen unseren telefonischen Rat einzuholen. Denn es geht darum, die Bébés und damit die Schwächsten vor einer Ansteckung zu schützen.»

 

 

 

BAG-Infoline

+41 58 463 00 00

www.bag.admin.ch/2019-ncov

Stand der Verbreitung des Corona-Virus am Freitagmorgen:

Am 28. Februar wurde aus dem Kanton Basel-Landschaft ein weiterer Corona-Virus-Fall in der Schweiz gemeldet. Bei dem 23-jährigen Patienten handelt es sich wohl um den Partner der infizierten Kita-Mitarbeiterin aus Basel-Stadt. 

Die Analyse des Referenzlabors für neu auftretende Viruserkrankungen (NAVI) in Genf bestätigt, dass sich ein 26-jähriger Mann aus dem Kanton Aargau mit dem Corona-Virus (SARS-Co-V2) angesteckt hat, wie der Kanton Aargau mitteilt.

Personen mit engem Kontakt zum infizierten Mann wurden unter Quarantäne gestellt. Der Kanton Aargau ergreift zusammen mit dem Bund alle notwendigen Massnahmen zur Prävention, um eine Übertragung des Virus auf weitere Personen zu verhindern. Die Gefährdungslage im Kanton Aargau hat sich nicht verändert.

Bereits zuvor bestätigte das Tessin einen Fall.

Somit sind es in der Schweiz momentan 15 bestätigte Corona-Virus-Fälle. Um die 130 müssen noch abgeklärt werden.

An einer ausserordentlichen Sitzung hat der Bundesrat am Freitag beschlossen, dass wegen dem Coronavirus ab sofort für die ganze Schweiz die «besondere Lage» gilt. Diese ist im Epidemiengesetz definiert. Ab sofort bis mindestens am 15. März sind damit Grossveranstaltungen mit mehr als 1000 Personen verboten. Gesundheitsminister Alain Berset, das BAG und die Kantone informieren um 10.15 live aus Bern. Damit findet auch die Basler Fasnacht in diesem Jahr nicht statt.


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