Soll man im Rhein noch baden?

  02.06.2016 Aargau, Rheinfelden, Gesundheit, Kaiseraugst, Brennpunkt, Unteres Fricktal

Von Valentin Zumsteg

Das Fricktal schneidet schlecht ab: Letzte Woche hat die Europäische Umweltagentur ihren Bericht über die «Qualität der europäischen Badegewässer 2015» veröffentlicht. In der Schweiz ist die Wasserqualität laut dieser Publikation bei drei Badestellen mangelhaft. Zwei davon liegen im Fricktal:  Betroffen ist der Rhein beim Strandbad Rheinfelden und der Rhein bei der Badi in Kaiseraugst. In Kaiseraugst konstatierte die Umweltagentur bereits für 2014 eine mangelhafte Wasserqualität.

 

«Betroffene Badegewässer müssen geschlossen werden»

Zu den übrigen Fricktaler Badestellen im Rhein macht der Bericht keine Aussagen, auch für das Baselbiet oder Basel-Stadt liegen keine Resultate vor. Deutlich sind hingegen die Forderungen, die der Bericht bei mangelhafter Badequalität stellt: «Betroffene Badegewässer müssen geschlossen werden, um Gefahren für die Gesundheit von Badegästen auszuschliessen. Wird ein Badegewässer in fünf aufeinanderfolgenden Jahren als mangelhaft klassifiziert, ist es mit einem dauerhaften Badeverbot beziehungsweise einem dauerhaften Warnhinweis, in dem vom Baden abgeraten wird, zu belegen.»

Wird jetzt das Baden im Rhein bei Rheinfelden und Kaiseraugst eingeschränkt oder gar verboten? Der Rheinfelder Gemeindeschreiber Roger Erdin beschwichtigt. Aufgrund des Berichts hat die Stadtverwaltung Kontakt mit dem Amt für Verbraucherschutz des Kantons Aargau aufgenommen. «Wie uns Irina Nüesch, Leiterin der Sektion Trink- und Badwasser, bestätigt hat, repräsentieren die im Bericht der Europäischen Umweltagentur publizierten Messwerte nicht die Situation bei normalem Badewetter», betont Erdin.

Irina Nüesch bestätigt auf Anfrage der NFZ diese Aussage. «Der Bericht verunsichert. Er kann den Eindruck erwecken, dass die Wasserqualität an diesen beiden Orten konstant mangelhaft ist. Das ist sie aber nicht», so Nüesch. Die Wasserqualität in Fliessgewässern unterliege sehr grossen Schwankungen. Nach einem Gewitter, starken Regenfällen oder bei Hochwasser verschlechtere sich die Wasserqualität. «Gerade in diesen Situationen gehen die Menschen aber selten ins Wasser», so Nüesch. Das standardisierte Messverfahren beziehungsweise die Messeintervalle, die von der Umweltagentur vorgegeben werden, berücksichtigten diese Situation bei Fliessgewässern nicht. «Bei schönem Wetter, das zum Baden einlädt, lag die hygienische Wasserqualität im letzten Jahr - mit nur einer Ausnahme - immer im genügenden bis sehr guten Bereich», so Nüesch. Sie weiss das, weil ihr Amt die Messungen im Aargau durchführt.

 

«Das Baden im Rhein ist nach wie vor möglich»

Deswegen sei das Baden im Rhein «unter Berücksichtigung der gebotenen Vorsicht» nach wie vor möglich, wie  Roger Erdin erklärt. Nach starkem Regen solle man jedoch auf ein Flussbad verzichten. Erdin: «Generell sollte man nicht tauchen und kein Wasser schlucken. Nach dem Baden ist zudem eine gründliche Dusche empfohlen.»

Der Kanton wird keine Massnahmen ergreifen, schildert Irina Nüesch. Ein Badeverbot oder ein Warnhinweis seien weder in Rheinfelden noch in Kaiseraugst nötig. 

In Kaiseraugst sorgt der Bericht der Europäischen Umweltagentur für einige Diskussionen. «Ich finde es wichtig, dass abgeklärt wird, wo die Verschmutzung herkommt», erklärt Ralf Merten. Der Kaiseraugster schwimmt gerne im Rhein und ist jetzt durch den Bericht verunsichert. Bei der Gemeinde beschäftigt man sich laut Vizepräsidentin Françoise Moser ebenfalls mit dem Bericht «Wir können uns das Ergebnis nicht erklären. Selbstverständlich hat die Gemeinde Kaiseraugst grosses Interesse daran, diese Ergebnisse erklärt zu bekommen. Wir werden raschmöglichst beim Kanton vorsprechen.» Irina Nüesch stellt den beiden Gemeinden eine Stellungnahme ihres Amtes in Aussicht.


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