Gesundheitszentrum Fricktal kauft Schönheitsklinik am Rhein
18.02.2016 Aargau, Unteres Fricktal, Oberes Fricktal, Gewerbe, Wirtschaft, Gesundheit, Laufenburg, RheinfeldenVon Ronny Wittenwiler
«Jürg Eichenberger hat in seinem Leben über dreissig Firmen gegründet.» Das schrieb die NFZ am 16. Januar 2014 in einem Portrait über den damals 73-Jährigen (Titel: «Der Vollblutunternehmer»). Jetzt trennt sich Eichenberger von einer seiner Unternehmung: Die Rheinfelder Schönheitsklinik Alta Aesthetica, direkt am Rhein gelegen, fliesst ins Portfolio des Gesundheitszentrums Fricktal (GZF). Über das Millionengeschäft informieren beide Vertragsparteien in einer gemeinsamen Medienmitteilung, bezüglich Kaufpreis hüllen sie sich in Schweigen. Klar ist aber: Schönheit hat ihren Preis.
«Es gibt keine Verlierer»
Als Eichenberger das unter Denkmalschutz stehende und stillgelegte Hôtel des Salines vom damaligen Kurzentrum loskaufte, dieses sanft renovieren und zur Schönheitsklinik umbauen liess, war die Rede von Investitionen in Höhe von rund vierzig Millionen Franken; mit Kompetenzen in ästhetischer Chirurgie wie Nasen- oder Lippenkorrekturen, Facelifting, Fettabsaugung, Brustveränderungen. Nach einer Bauzeit von rund zwei Jahren, und der Eröffnung dieser Schönheitsklinik im April 2012, lässt sich Eichenberger im gemeinsamen Communiqué wie folgt zitieren: «Es war mir ein persönliches Anliegen, für meine Nachfolgeregelung einen Partner zu finden, der auf dem für die Alta Aesthetica bereits erfolgreich gelegten Grundstein weiter aufbaut.» Eichenberger, mittlerweile 76, sagt auf Anfrage der NFZ: «Der Zeitpunkt ist richtig. So bleiben Arbeitsplätze erhalten.» Der Verkauf sei ausschliesslich einer sinnvollen Nachfolgeregelung geschuldet. Noch vor zwei Jahren sagte Eichenberger: «Wir sind noch in der Anfangsphase und schreiben noch keine schwarzen Zahlen. Das braucht noch zwei bis drei Jahre.» Aktuelle Zahlen mochte er keine kommentieren, doch sei der Verkauf jetzt keineswegs aus finanzieller Natur erfolgt. «Es gibt keine Verlierer.»
Auserwählte Klientel
Die Käuferin, das Gesundheitszentrum Fricktal, möchte die Klinik in ihren Rheinfelder Spitalbetrieb eingliedern: «Geplant ist, die dortige Infrastruktur primär zur Betreuung privatversicherter Patienten sowie zur Durchführung elektiver Eingriffe im Rahmen des bestehenden Leistungsauftrags des GZF und des bisherigen Angebots der Klinik Alta Aesthetica zu nutzen.» Sogenannt «elektive» Eingriffe sind Eingriffe, die nicht dringend notwendig sind beziehungsweise Operationen, deren Zeitpunkt man mehr oder weniger frei wählen kann – eben zum Beispiel Schönheitsoperationen, ganz im Gegensatz zu Notoperationen.
Mit der Übernahme profitiert das GZF zudem punkto Kapazitäten: Durch die laufende Gesamtsanierung einerseits, durch steigende Patientenbedürfnisse mit grosszügigen Zimmern andererseits sei mit verminderten Bettenzahlen am Spital Rheinfelden zu rechnen. Mit vierzehn Betten der Schönheitsklinik am Rhein könne dieser Umstand aufgefangen werden; fraglos richtet sich das GZF dabei an eine auserwählte Klientel: Den Bedürfnissen nach individuellem Service und Komfort privatversicherter Patienten – «ein wachsendes Segment» – könne man so noch besser gerecht werden. Gemäss Mitteilung schliesse der Kauf «die Übernahme einer Mehrheit aller Mitarbeitenden» mit ein. Konkret: 17 von 20 Mitarbeitenden würden übernommen, sagt Miriam Crespo, Leiterin Unternehmenskommunikation am GZF. Der Name «Alta Aesthetica» bleibt vorerst.