«Der Volkswille wird missachtet»
05.12.2013 Aargau, Unteres Fricktal, Gemeinden, Schule, Kaiseraugst, RheinfeldenDie Freude war gross bei den Verantwortlichen von Musikschulen, als am 23. September 2012 das Schweizer Stimmvolk mit einem Ja-Stimmen-Anteil von 72,7 Prozent den neuen Verfassungsartikel zur Jugendmusikförderung guthiess. Im Kanton Aargau sagten gar 74,7 Prozent der Stimmenden Ja. Die Ausgangslage schien damit gut, dass der Musikunterricht verstärkt gefördert wird. Mittlerweile ist bei den Vertretern der Musikschulen allerdings Ernüchterung eingekehrt: «Bund und Kanton schieben das Anliegen hin und her. Der Kanton Aargau sagt, wir warten ab, was der Bund macht. Beim Bund heisst es, dies sei Sache der Kantone», erklärt Valentin Baltzer, Präsident der Musikschule Rheinfelden/Kaiseraugst.
Ein weiterer Tiefschlag ist das Sparpaket, das der Kanton im August 2013 angekündigt hat. Mit 202 Massnahmen sollen in den nächsten Jahren viele Millionen eingespart werden (die NFZ berichtete). Davon betroffen ist auch die Musikbildung. «Mit dem Sparpaket droht im Aargau eine weitere Verschlechterung», erklärt Valentin Sacher, Leiter der Musikschule Rheinfelden/Kaiseraugst. Er ist seit vier Jahren Mitglied der erziehungsrätlichen Begleitkommission zur Neuorganisation des Instrumentalunterrichts im Aargau. Sacher ist enttäuscht von der Entwicklung der letzten Jahre.
«Das Mass ist voll», hält dazu auch die KMA (Koordination Musikbildung Aargau) fest. Mit dem Sparpaket werde auf die versprochenen sechs Millionen Franken für die Neuorganisation des Instrumentalunterrichts im Aargau nicht eingetreten. «Der Zugang zur Begabtenförderung für 6. bis 9. Klässler wird durch eine Verschärfung der Eintrittsbedingungen und durch die Kürzung der finanziellen Mittel um zehn Prozent ein weiteres Mal erschwert», schreibt die KMA. Und schliesslich will die Regierung bei den Kantonsschulen den Freifach-Instrumentalunterricht nicht mehr gratis anbieten. «Im neuen Sparpaket wird wieder bei den musikausübenden Kindern und Jugendlichen gespart. Die Eltern werden noch mehr zur Kasse gebeten», hält die KMA fest. Der Kanton Aargau entziehe sich damit seiner Verantwortung.
Statt einer Verbesserung der Situation droht aus Sicht der Musikschulen also eine Verschlechterung. «Was der Stimmbürger entschieden hat, wird nicht umgesetzt», betont Valentin Baltzer. Der Aargau missachte den Volkswillen. «Dies ist auf Seiten des Regierungsrates dringend zu korrigieren», ergänzt Valentin Sacher.