Gastronomin aus tiefstem Herzen - Evi Wellauer und ihr Bruder führen das «Dock 11» in Rheinfelden
17.01.2024 Persönlich, Kaiseraugst, Gastronomie, RheinfeldenSchon in jungen Jahren engagierte sich Evi Wellauer gerne. Ob beim Kinderhüten oder hinter dem Buffet. Sie war gerne in Gesellschaft. An ihrem Beruf als Koch schätzt sie entsprechend nicht nur das Handwerk, sondern auch die Verbindung zu den Menschen.
Janine Tschopp
...Schon in jungen Jahren engagierte sich Evi Wellauer gerne. Ob beim Kinderhüten oder hinter dem Buffet. Sie war gerne in Gesellschaft. An ihrem Beruf als Koch schätzt sie entsprechend nicht nur das Handwerk, sondern auch die Verbindung zu den Menschen.
Janine Tschopp
«Ich war nie nur in der Küche. Ich habe immer in Betrieben gearbeitet, wo ich nahe bei den Gästen war», erzählt Evi Wellauer. Ob im Altersheim, in der Kinderkrippe, in einer Betriebskantine oder einem Kundenrestaurant. Sie war nie die Köchin, die sich hinter ihren Pfannen versteckte. Immer schätzte sie den Kontakt zu den Menschen.
So auch in der Bistro-Bar «Dock 11», die sie seit bald drei Jahren zusammen mit ihrem Bruder, Andi Probst, in Rheinfelden führt. Sie betrachtet es als Privileg, dass seit der Eröffnung viele, ganz unterschiedliche Gäste «die Hafenkneipe» besuchen und dort einen Teil ihres hartverdienten Lohnes ausgeben.
Mit der Gastronomie gross geworden
«Unsere Mutter arbeitete als Serviceaushilfe im ‹Löwen› und im ‹Adler›», sagt Evi Wellauer, die in Kaiseraugst aufgewachsen ist und auch heute dort lebt. Evi – ihr offizieller Vorname ist Eveline – ist also früh mit der Gastronomie in Kontakt gekommen und hat auch schon als junges Mädchen hinter dem Buffet geholfen. «Es war schön, dass ich meinem Mami helfen durfte. Und ich fand es immer lustig, viele Menschen zu treffen.» Einen Batzen gab es auch noch. Als junges Mädchen hat Evi Wellauer zudem gerne Kinder gehütet. «Ich hatte fünf Familien, für die ich insgesamt fast täglich im Einsatz war. Ausser den Kindern die Brust gegeben, habe ich so ziemlich alles gemacht», lacht die 46-Jährige.
Durch ihre Liebe zu Kindern und Tieren ergaben sich auch ihre Berufswünsche: Tierarztassistentin oder Kindergärtnerin. «Ich wollte aber nicht mehr länger in die Schule.» So suchte sie sich einen Beruf in der Gastronomie aus und lernte Koch. «Das ist das Herzstück der Gastronomie», ist Evi Wellauer überzeugt. Sie lernte in verschiedenen Betrieben in Rheinfelden. Als sie nach der Ausbildung in der Rehaklinik arbeitete, kam sie auch mit der Diätküche in Berührung und entschloss sich, ergänzend die Ausbildung zum Diätkoch im Kantonsspital Liestal zu absolvieren.
Die Lust zu reisen
«Falls ich die Stelle für die Diätkoch-Ausbildung erhalte, reise ich vorher noch in die USA und nach Kanada», sagte sie sich damals. Sie erhielt die Stelle und so trat sie ihre erste grössere Reise an. Sie verbrachte einen Monat in San Francisco und anschliessend war sie auf einer Ranch in Kanada und legte Hand an. «Mein Kindheitstraum war immer, in Kanada zu leben und dort einen Cowboy zu heiraten», erzählt sie mit einem Lachen. Weitere Kindheitsträume, zum Beispiel, dass sie eines Tages Westernreiten möchte, gingen in Erfüllung. Sie reiste später immer wieder für längere Zeit nach Kanada und arbeitete dort auch als Koch auf Lodges. Reisen nach Kanada unternahm sie auch gemeinsam mit ihrem Mann (er stammt aus Arisdorf und ist kein Cowboy), und das Paar überlegte sich damals ernsthaft auszuwandern. Sie wussten aber, dass ihre finanziellen Möglichkeiten in der Schweiz viel besser sind, als sie in Kanada sein würden. So beschlossen sie, in ihrem Heimatland zu bleiben und dafür ab und zu Reisen nach Kanada und auch zu anderen Orten zu unternehmen. «Wir haben den Entschluss, hier zu bleiben, nie bereut.»
Auch in der Schweiz konnte sie sich einige Kindheitsträume erfüllen, zum Beispiel den Traum vom eigenen Pferd. Neben dem Pferd haben Evi Wellauer und ihr Mann einen Hund sowie zwei Katzen. «Tiere und die Natur liefern mir ganz viel Energie», sagt sie.
Freude am Theaterspielen
Und Energie hat sie viel. Energie, die ihr im Leben immer wieder die Möglichkeit gibt, sich für verschiedene Dinge einzusetzen. So engagierte sie sich zum Beispiel auch beim Theaterverein Kaiseraugst. Zuerst als sie bei einem Musical mitspielte und später als Beisitzerin und anschliessend als Präsidentin im Vorstand. Aber auch als Köchin bei «Sketch and Dine», das in Kaiseraugst alle zwei Jahre, alternierend zu einer Theaterproduktion, durchgeführt wird. Während ihrer Zeit beim Theaterverein Kaiseraugst besuchte sie Schauspielunterricht in Basel. «Wenn ich etwas mache, möchte ich mich mit der Materie auseinandersetzen.»
Als sie sich vor über drei Jahren entschloss, zusammen mit ihrem Bruder das «Dock 11» zu eröffnen, hat sie dafür ein paar Hobbys, darunter auch das Theater aufgegeben. «Das vermisse ich am meisten», sagt sie.
Sie ist aber glücklich und dankbar, dass ihr Bruder und sie mit der Hafenkneipe ein Lokal eröffnet haben, das durch viele Gäste geschätzt und besucht wird. Und die Freude am Handwerk kann sie voll ausleben. «Als Koch spüre ich immer noch das gleiche Kribbeln wie schon vor vielen Jahren.» Es sind die Anspannung und der Druck, dass immer alles klappt, und sie das Essen so liefern kann, wie es der Gast wünscht. Sie beschreibt insbesondere den Moment des «Schickens»: «Das ist dann, wenn das Menu fertig ist und dem Gast sofort serviert werden muss.» Ohne Wenn und Aber. Eine Verzögerung toleriert die Frau, die ihr Handwerk von der Pike auf gelernt hat, nicht. Und in diesem Moment versteht sie, trotz ihres grossen Humors, keinen Spass. «Der Gast ist König, und er ist es, der schliesslich unseren Lohn bezahlt», betont Evi Wellauer einen für sie ganz wichtigen Grundsatz.
Eine Gastronomin durch und durch, die einerseits ihr Handwerk als Koch liebt, aber auch die Nähe zu den Gästen schätzt.