«Gerade jetzt muss sich die Kultur zeigen»

  11.10.2020 Magden, Rheinfelden, Persönlich, Musik

Dani Haus ist neuer Dirigent bei der Stadtmusik Rheinfelden

Im Dezember spielt die Stadtmusik Rheinfelden zwei Kirchenkonzerte unter der Leitung ihres neuen Dirigenten Dani Haus. Im Interview spricht der in Magden wohnhafte Musiker unter anderem über die Ziele, die er mit der Stadtmusik Rheinfelden verfolgt sowie über die Wichtigkeit von Kulturveranstaltungen zu Corona-Zeiten.

Janine Tschopp

NFZ: Herr Haus, für Musiker waren die vergangenen Monate nicht einfach. Wie haben Sie sie erlebt?
Dani Haus:
Als Gymnasiallehrer, freiberuflicher Dirigent und Privatcoach habe ich mehrere Standbeine. Deshalb hat mich das Wegfallen vieler Veranstaltungen nicht so hart getroffen. Als Künstler läuft man oft Gefahr, sich zu überlasten und dann weniger kreativ zu sein. Der Lockdown brachte Entschleunigung. Deshalb war es für mich auch eine dankbare und kreative Zeit.

Sie wurden in Basel geboren, sind in Arisdorf aufgewachsen und haben in Basel einen Teil Ihrer Ausbildung genossen. Welchen Bezug haben Sie zum Fricktal?
Seit acht Jahren wohne ich in Magden. Im Fricktal gefällt mir insbesondere auch die schöne Landschaft. Während ich die Brass Band Fricktal leitete, das war von 2001 bis 2008, lernte ich viele Teile des Fricktals kennen. Mein Heimatort ist übrigens Hottwil im Mettauertal.

Warum haben Sie sich für eine Musikerkarriere entschieden?
Ich kam schon früh mit Musik in Kontakt. Mein Vater spielte Trompete in der Blasmusik, und meine Mutter sang sehr gerne. Ich selber habe schon als Kind gerne musiziert und Musik gehört. Als ich acht Jahre alt war, erhielt ich Trompetenunterricht. Schon bald spielte ich in der nationalen Jugend Brass Band und schon als 17-Jähriger dirigierte ich die Jugendmusik und den Musikverein Arisdorf. Es war für mich immer klar, dass mein Beruf mit Musik eng verbunden sein wird.

Haben Sie Ihre Entscheidung nie bereut?
(zögert) Meine Arbeit als Dirigent kann manchmal sehr strapaziös sein, insbesondere in der Endphase eines Projekts. Das hat vor allem auch damit zu tun, dass meine Ansprüche sehr hoch sind und ich zu Perfektionismus neige. Der Druck in einem anderen Beruf wäre also nicht kleiner (lacht).

Welche Ziele verfolgen Sie mit der Stadtmusik Rheinfelden?
Meine Ziele sind, das Orchester qualitativ aufzubauen und die Jugendarbeit weiterhin zu fördern. Zudem möchte ich die Musiker und Musikerinnen auf innovative und hochstehende Konzerte vorbereiten sowie das Repertoire mit Originalwerken und zeitgenössischer Musik erweitern.

Ich freue mich sehr auf meine neue Aufgabe. Mir ist aber auch bewusst, dass hohe Erwartungen und Hoffnungen in mich gesetzt werden. Was ich wichtig finde, ist auch eine gute Zusammenarbeit mit dem Vereinsvorstand und der Musikkommission.

Ich arbeite sehr gerne mit Amateuren. Sie sind zugänglich, offen für Neues und entwicklungsfähig. Bei den Mitgliedern des Orchesters möchte ich eine Leidenschaft wecken und ihnen zeigen, dass die Beschäftigung mit der Musik hilfreich für das ganze Leben ist.

Können momentan überhaupt Proben und Konzerte, wie wir das vor Corona gewohnt waren, stattfinden?
Bei den Proben halten wir mindestens eineinhalb Meter Abstand voneinander. Und Konzerte finden unter Einhaltung bestimmter Schutzkonzepte statt. So spielen wir unser Kirchenkonzert im Dezember zweimal, da in der Kirche die Zahl der Personen auf maximal 200 beschränkt ist. Auch werden die Zuhörerinnen und Zuhörer Schutzmasken tragen.

Ich finde es sehr wichtig, dass Veranstaltungen durchgeführt werden. Gerade jetzt muss sich die Kultur zeigen.

Worauf kommt es aus Ihrer Sicht an, ein guter Dirigent zu sein?
Beim Dirigieren sind drei Aspekte wichtig: der künstlerische Bereich, respektive die musikalische Fachkompetenz, der pädagogische Bereich, also wie vermittle ich meine Vorstellungen der Zielgruppe, um ein Werk möglichst effizient einzustudieren. Der dritte Aspekt betrifft die Planung und Organisation.

Im Idealfall ist ein Dirigent in allen drei Bereichen gleichermassen qualifiziert. Es ist dieses Ganzheitliche, was das Dirigieren aus meiner Sicht so interessant macht.

Seit bald 30 Jahren sind Sie als Dirigent und Musiker unterwegs. Was sind Ihre grössten Erfolge bisher?
Das ist schwierig zu beantworten, weil ich in meiner bisherigen Karriere schon sehr viel bewirken durfte und diesbezüglich nicht werten möchte. Ein aktuellerer Erfolg ist zum Beispiel, dass ich 2017 das Blasorchester Nordwestschweiz initiieren und mitbegründen durfte. Dann gab es viele Wettbewerbserfolge und internationale Auftritte, an die ich mich sehr gerne erinnere. Zum Beispiel, als wir 2016 mit der Brass Band MG Oberrüti ans Shanghai Tourism Festival eingeladen wurden. Innert kurzer Zeit hatten wir ein Showprogramm einstudiert, welches beim Publikum sehr gut ankam. Während der anschliessenden Parade wurden wir von einer halben Million Zuschauern bejubelt.

Welche Wünsche haben Sie für die Zukunft?
Wie gesagt durfte ich seit meiner Jugendzeit bereits sehr viele schöne, musikalische Erfahrungen sammeln. Ein bisher noch unerfüllter Traum wäre jedoch eine Tätigkeit als Dozent an einer Hochschule.


Kirchenkonzerte in Rheinfelden

Am 4. Dezember, um 20.15 Uhr und am 6. Dezember, um 15 Uhr spielt die Stadtmusik Rheinfelden unter der Leitung von Dani Haus ein Konzert in der römisch-katholischen Kirche St. Josef in Rheinfelden. Die Anzahl der Personen in der Kirche ist jeweils auf 200 beschränkt und es gilt Maskenpflicht. Weitere Informationen online unter stadtmusikrheinfelden.ch. (jtz)


In Magden zu Hause
Dani Haus ist in Basel geboren und in Arisdorf aufgewachsen. Seit acht Jahren lebt er in Magden. Der 45-Jährige ist Musiklehrer am Gymnasium Liestal, freischaffender Dirigent sowie Privatlehrer für Dirigieren und Trompete. Er ist künstlerischer Leiter des adhoc.nw Blasorchesters Nordwestschweiz und neu Dirigent der Stadtmusik Rheinfelden. (jtz)


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