«Aufs gute Fingerspitzengefühl kommt es an»

  15.10.2017 Magden, Persönlich, Tradition, Porträt, Unteres Fricktal

Von Lukas Müller

«Meine Lebensgeschichte tönt wie aus einem Buch», schmunzelt Andy Mackay. Vor 66 Jahren erblickte er in Durban in Südafrika das Licht der Welt. Schon früh entdeckte er, dass er über handwerkliches und künstlerisches Flair verfügt. Nach der Grundschule studierte er einige Semester in seiner Heimatstadt. Theatre Arts nannte sich seine Studienrichtung. «Dort wurde das ganze Spektrum des Theaters abgedeckt. Ich hätte den Bachelor of Arts machen können, und in einem gewissen Sinn bereue ich es, dass ich nicht fertig studiert habe.» Während dem Studium hat er dennoch viel profitiert und für später mitgenommen. Als es galt, für eine griechische Tragödie Kostüme und entsprechendes Schuhwerk aus Leder herzustellen, stand er in der ersten Reihe. Seine Entwürfe wurden samt und sonders angenommen. Doch dann kam die Hippie-Zeit dazwischen und wirbelte Andy Mackays Leben durcheinander. Flower-Power war Trumpf. Andy Mackay liess sich eine Hippiefrisur wachsen und schmiedete mit seinen Gefährten Reisepläne. Zuerst ging es nach Kapstadt, wo ihm ein gewisser Luke viel Lederzeug abkaufte. Dann kam der Militärdienst – eine harte Zeit. Als diese Episode endlich beendet war zog Andy mit Freunden per Schiff nach England. In London genoss er die Musik. Jimi Hendrix, «Lindisfarne», «Fairport Convention» – und viel Country Music, im Stil von Willie Nelson & Co. Natürlich lebte er damals wie so viele andere junge Leute in einer Hippie Community, und es wurde gemütlich geraucht. Weitere Stationen führten ihn nach Indien und nach Amsterdam. Die holländische Metropole mit ihrem damals gängigen System der Gratis-Velos liebt er noch heute.

 

In den letzten Jahren wurde er sesshaft und liess sich im Raum Nordwestschweiz nieder

Als sich ihm dann im 2007 die Möglichkeit eröffnete, in Magden etwas aufzubauen, zögerte er nicht lange. An der Hauptstrasse in Magden führt er seither seinen Leder-Shop. Ob Motorrad-Sättel oder Zaumzeug fürs Reiten, ob Gürtel, Taschen, Etuis oder Chaps für Cowboys, Andy Mackay hat viele praktische und formschöne Gegenstände aus Leder auf Lager. Auch Accessoires, Beschläge und Schnallen aller Art sind bei ihm zu haben. Rucksäcke und anderes mehr gibt es auf Bestellung. «Bei unserer Arbeit ist Genauigkeit wichtig. Und Fingerfertigkeit», erläutert er. «Man muss die verschiedensten Techniken beherrschen, Nähen, Lochen, Stanzen, Spalten, Abschärfen. Und es ist gut, wenn man sich aufs Zeichnen versteht, denn Skizzen von Hand sind oftmals sehr hilfreich.» So wirkt Andy Mackay jahraus-jahrein als Leder-König und arbeitet mit den verschiedensten Werkzeugen. Ahlen, Messer, Scheren, Bügelzangen, Lochzangen, Reifeleisen, Kantenzieher, Japanmesser und auch Bunsenbrenner kommen dabei zum Einsatz. Ab und zu konsultiert der Meister auch eins seiner über 400 Fachbücher. Der Vater zweier erwachsener Kinder (Janosch und Cheyenne) ist heute 66 Jahre alt. Er möchte seinen Beruf noch so lange wie möglich ausüben. Denn die Geschäfte laufen gut. «Ich bin bei der Arbeit ein Perfektionist. Und meine Kundschaft ist gerne bereit, für gute Qualität etwas zu bezahlen», lächelt er.   

 


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