Als es in Olsberg noch eine Käserei gab

  21.10.2016 Landwirtschaft, Olsberg, Tradition, Unteres Fricktal

Von Valentin Zumsteg

Eine Käserei in Olsberg? Davon weiss heute kaum mehr jemand etwas. Doch tatsächlich ist 1855 im kleinen Dorf eine Käserei-Gesellschaft gegründet worden, die 1894 in eine Milchgenossenschaft umgewandelt wurde. «Die Initiative für die Gründung der Käserei-Gesellschaft kam damals vom Stift Olsberg. Das Stift verfügte über die meisten Milchkühe», schildert Historikerin Diemuth Königs. Zu Beginn zählte die Käserei-Gesellschaft sieben Mitglieder, in ihrer Blütezeit waren es 27. Dazu gehörten nicht nur Olsberger Bauern, sondern auch auswärtige.

 

«Der einzige Wirtschaftsbetrieb im Dorf»

Der Olsberger Gemeinderat Karl Bürgi war früher Kassier der Milchgenossenschaft Olsberg, die 2010 aufgelöst worden ist. Er verfügt über ein Archiv zu dem auch Protokollbücher der Käserei-Gesellschaft und der Milchgenossenschaft aus den Jahren 1855 bis 1918 gehören. «Ehemalige Mitglieder waren der Meinung, dass diese Protokollbücher interessant sein könnten», erzählt Bürgi. So kam man auf die Idee, die Aufzeichnungen der Historikerin Diemuth Königs zu geben, die seit zwölf Jahren in Olsberg wohnt. Sie hat die alten Protokollbücher studiert. «Die Aufzeichnungen sind interessant. Lange Zeit war die Käserei-Gesellschaft der einzige Wirtschaftsbetrieb im Dorf.» Königs hat die Informationen ausgewertet und ein Büchlein mit einem Umfang von 54 Seiten verfasst. Es erscheint demnächst in einer Auflage von 100 Exemplaren. Die Einwohner- und die Ortsbürgergemeinde sowie die Elektra-Genossenschaft Olsberg haben die Publikation unterstützt.

 

Streit und Milchpanscherei

«Mitte des 19. Jahrhunderts hat die Milchwirtschaft auch in Olsberg einen Aufschwung erlebt. Die Leute in den Städten konsumierten mehr Milchprodukte und mehr Fleisch. Mithilfe der Käserei-Gesellschaft konnten die Bauern die Milch besser vermarkten», schildert die Historikerin.

Die Gesellschaft kämpfte immer wieder mit Problemen. So gab es Streit unter den Mitgliedern, aber auch Unstimmigkeiten mit den Käsern, die meistens aus dem Emmental stammten. Fälle von Milchpanscherei kamen ebenfalls immer wieder vor. «Trotz all dieser Schwierigkeiten hat die Gesellschaft lange gut funktioniert», erzählt Königs. Präsident der Gesellschaft waren meistens Honoratioren aus dem Dorf, zum Beispiel Gemeindeammänner, Friedensrichter oder Grossräte.  «Für die Bauern hatte die Organisation eine wichtige Bedeutung, sorgte sie doch für einen grossen Teil des Einkommens», erläutert Königs.

War die Gesellschaft in den Anfangsjahren im Stift untergebracht, wurde 1863 eine eigene Käserei am Chillweg gebaut. Dieses Gebäude besteht heute noch, es ist ein privates Wohnhaus. Auch der Käsekeller, wo die Käselaibe gelagert worden sind, gibt es noch. Genau dort, an diesem geschichtsträchtigen Ort, wird am Donnerstag, 3. November, die Vernissage des Büchleins «Von der Käserei zur Milchgenossenschaft Olsberg» von Diemuth Königs durchgeführt.

Das Büchlein «Von der Käserei zur Milchgenossenschaft Olsberg» von Diemuth Königs wird am Donnerstag, 3. November, um 19.30 Uhr im ehemaligen Käsekeller am Chillweg 5 in Olsberg der Öffentlichkeit präsentiert. Das Büchlein ist dort und anschliessend auf der Gemeindeverwaltung für 15 Franken erhältlich.


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