Tabea baut Brücken
17.03.2016 Kultur, Unteres Fricktal, Tradition, Musik, MöhlinVon Ronny Wittenwiler
Oft wenn Menschen mit ein bisschen Altersdifferenz miteinander zu tun haben, wird von «Alt und Jung» gesprochen. Was sich aber im Wohn- und Pflegezentrum Stadelbach abspielt, ist wahrlich eine Komposition aus «Jung und Alt». Und klingen soll sie, diese Komposition.
Tabea Mahrer aus Möhlin, siebzehn Jahre jung, und mit ihr Mädchen und Buben aus dem Dorf, einige gar über zehn Jahre jünger als Mahrer: sie alle werden zusammen auftreten – mit knapp dreissig Bewohnern vom Stadelbach, diese wiederum alle im Alter von siebzig bis weit über neunzig Jahre. Bei den Proben war auch eine Hundertjährige dabei.
«Spass am Singen»
So kurz und bündig sich Tabea Mahrers Konzept liest – eine Projektarbeit im Rahmen der Fachmittelschule Muttenz – genauso prompt hat die junge Studentin das Vorhaben umgesetzt. Via Flyer suchte sie Schülerinnen und Schüler, die sich für den Chor begeistern liessen, dasselbe geschah ganz oben im Dorf, beim Wohn- und Pflegezentrum Stadelbach.
Acht Mädchen und Buben waren es schliesslich, die sich dann vor rund zwei Monaten zur ersten Chorprobe unten im Saal einfanden. Und sie blieben nicht alleine. «Wir dachten eigentlich, dass sich ein kleines ‹Sing-Kreisli› bilden würde», sagt jetzt Deborah Schenker, und fährt fort in einem Anflug von ehrlicher Begeisterung: «Doch plötzlich füllte sich der Raum mehr und mehr mit unseren Bewohnern.» Schenker arbeitet im Stadelbach als «Leiterin Aktivierung». Sie begleitet die Menschen hier auf der Klaviatur des Lebens, und sie begleitet mit ihrer Gitarre auch die junge Tabea Mahrer am Klavier. Wenn die acht Schulkinder mit Tabea Mahrer und Deborah Schenker sowie die knapp dreissig Bewohner des Wohn- und Pflegezentrums morgen Abend vor Publikum zu singen beginnen, wird man es an den verschiedenen Gesichtern und in den Augen ablesen können: Da hat sich ein richtiger Chor des Lebens gebildet, mit einer Siebzehnjährigen als Brückenbauerin zwischen den Generationen. Es wird durchaus «lüpfig» werden: «Es Burebüebli mahn i nit», «Ewigi Liebi», «Lustig ist das Zigeunerleben», «An den Ufern des Mexiko Rivers», «S’isch mer alles eis Ding».
Wenn mal ein Ton nicht richtig sitze, sei das nicht weiter tragisch, sagt Tabea Mahrer. «Viel wichtiger ist mir, die Lebensfreude zu wecken.» Beide, Schenker und Mahrer, sagen denn auch: Man könne sowieso nicht einfach damit rechnen, dass alles garantiert reibungslos ablaufen wird. Gottlob. Schliesslich symbolisiert dieser Chor mit einer Altersspanne von beinahe 95 Jahren das volle Leben; dieses funktioniert auch nicht immer wie am Schnürchen. Doch manchmal zaubert es einem ein unbezahlbares Lächeln auf die Lippen. «Ein Lächeln? Das wünsche ich mir für alle, die mitmachen und zuhören», sagt Tabea. Ihre Augen funkeln.
Wer sehen möchte, wie dieser Generationenchor von sich hören lässt – der Eintritt kostet wie so vieles unbezahlbar Schöne im Leben: nichts. Das Konzert findet am Freitag, 18. März, um 18.15 Uhr im Saal vom Wohn- und Pflegezentrum Stadelbach in Möhlin statt.