«Singen ist wie eine Urgewalt»

  04.03.2016 Kultur, Unteres Fricktal, Musik, Magden, Möhlin

Von Lukas Müller

NFZ: Was verbindet Sie mit Möhlin und mit Magden?

Nicole Bernegger: Mit Möhlin verbindet mich nach wie vor sehr viel. Ich habe bis zu meinem 20. Lebensjahr dort gewohnt. Mein Vater stammt aus Möhlin, auch mein Grossvater war Bauernsohn in Möhlin. Zudem wohnen mein Onkel und meine Eltern immer noch in Möhlin. Auch Magden ist mir ein fester Begriff. Die beiden Dörfer liegen bekanntlich nahe beieinander, und wir machten immer Blustfahrten mit dem Velo via Olsberg und Magden. Meine Urgrossmutter und meine Grossmutter sind übrigens beide in Magden aufgewachsen.

 

Wie sind Sie musikalisch grossgeworden?

Beide Elternteile von mir sind grosse Soul-Fans. Die Stax-Music mit dem Southern Soul war bei ihnen gross en vogue. Sie hatten eine grosse Plattensammlung mit Scheiben von Etta James, Aretha Franklin, Wilson Pickett und Otis Redding. Diese Sammlung durfte ich übernehmen. Aufgrund dieser Ausgangslage habe ich enorm viel mitbekommen von diesem kraftvollen, berührenden Sound. So gesehen war es klar, dass ich mit meiner ersten Band Sovgipo als 15jährige auch den einen oder anderen Soul-Song intoniert habe. Der Soul hat mich immer fasziniert.

 

Wie ging es später weiter?

Nun, ich war in vielen Bands als Sängerin engagiert. Unter anderem auch sechs, sieben Jahre lang bei «Kalles Kaviar». Dort habe ich an den Afterparties den Motown-Sound kennengelernt, und das hat mich extrem gepackt. Es gibt ja eine grosse Szene in Europa, und wir spielten an vielen Orten. In dieser Zeit habe ich auch meinen Mann Daniel, den Schlagzeuger von «Kalles Kaviar», kennengelernt.

 

Wer sind denn Ihre Lieblings-Soul-Sänger?

Bei den Männern ist es Al Wilson, bei den Frauen Dusty Springfield.

 

Vor 15 Jahren haben Sie dann Ihre eigene Band «The Basement Brothers featuring The Kitchenettes» aus der Taufe gehoben. Wie lief das damals?

Die Band lief unter dem strikten Diktat des Northern Soul. Wir absolvierten mehrere Deutschland-Tourneen und feierten nach den Konzerten Riesenparties mit den DJs, welche ebenfalls Northern Soul auflegten. Es war eine unvergessliche Zeit. Damals kam auch unser erstes von drei Kindern zur Welt. Zum Glück ist mein Ehemann ebenfalls als Musiker tätig. Er versteht das Leben im Musikbusiness, was vieles vereinfacht. Die ganze Familie unterstützt mein Projekt und dafür bin ich sehr dankbar.

 

Was bedeutet Ihnen Gesang?

Das ist mein Seelenausgleich, beim Singen kannst Du alles deponieren. Singen ist wie eine Urgewalt, es geht durch alles hindurch. Ich spüre das zeitweise richtig körperlich, bis in alle Fasern hinein. Aus diesen Emotionen, die man mit anderen Menschen teilt, kann man sehr viel Kraft schöpfen. 

 

Heute wird ja vieles als Soul oder als New Soul etikettiert, zum Teil auch Musik, die mit dem eigentlichen urtümlichen US-Soul nichts mehr zu tun hat. Wie stehen Sie dazu?

Das stimmt, es gibt Interpreten und Bands, die eher in Richtung Pop gehen und dann in der Musikbranche gerne mit dem Stiletikett Soul versehen werden. Stilbegriffe werden heutzutage ohnehin sehr schnell schwammig verwendet. In unserem speziellen Fall ist es so, dass wir Musik aus dem Bauch heraus machen. Früher beachteten wir sehr strikt, wie die Songs stilistisch aufgebaut und gewürzt sein müssen. Da ging alles ganz nach den Vorgaben des Northern Soul. Heute nehmen wir gerne auch andere Einflüsse dazu: Joe Cocker, Led Zeppelin und andere. Am Schluss wird das Ganze zu einer grossen Mixtur, die aber immer noch mit den Ursprüngen verwurzelt ist.

 

Ihre Band hatte bisher schon einigen Erfolg. Wie gehen Sie mit schwierigem Publikum um? Gab es das auch schon, dass ein Publikum wenig Reaktionen gezeigt hat?

Solche Dinge kann es ab und zu geben. Wir sind in der glücklichen Lage, dass das bei uns schon seit längerer Zeit nicht mehr der Fall war. Generell gilt, dass man mit Erfahrung viel erreichen kann. Am besten ist es, wenn man das Publikum emotional abholt, mit den Leuten eine Party feiert und ein tolles Gemeinschaftserlebnis kreiert. Unsere Clubkonzerte beispielsweise sind jedes Mal ein Riesenerfolg. Wir hatten kürzlich auch eine Deutschland-Tournee im Vorprogramm von «Simply Red». Ich war vor diesen Auftritten nervös, weil ich dachte, dass alle Leute nur auf Mick Hucknall & Co. warten. Aber wir wurden sehr gut empfangen, es war mega.

 

Sie haben in Magden Ihren ersten Auftritt in der engeren Heimat. Was ist das für ein Gefühl?

Dieses Konzert war schon längere Zeit fällig. Ich freue mich sehr darauf, das wird ein richtiges Heimspiel. Ich freue mich auf bekannte Gesichter. Es kann gut sein, dass einige meiner Schulkameraden von damals ebenfalls dort sein werden.

 

Was läuft in den kommenden Monaten?

Zurzeit bin ich wieder am Schreiben von neuen Songs. Unsere Tournee mit dem Album «Small Town» ist soweit abgeschlossen, nach Magden ist für uns eine Pause angesagt. Aber im Sommer folgen dann noch einige Festivals.


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