Waffen tragen – Verantwortung tragen

  18.02.2016 Aargau, Persönlich, Wallbach, Porträt, Unteres Fricktal

Von Dominik Senn

WALLBACH. «Beim IPSC-Schiessen» geht es um sportliche Übungen und Wettkämpfe, welche ihren Ursprung im Verteidigungsschiessen haben. Der verantwortungsvolle Umgang mit der Waffe sowie die Verbindung von Sportlichkeit und Präzision machen IPSC zur Königsdisziplin im Schiesssport», sagt Jean-Paul Schild, der zusammen mit seiner Frau Beatrice das Unternehmen Schild Waffen im Wallbacher Gewerbegebiet leitet. Schild mit Jahrgang 1962 war früher bei den SBB angestellt und arbeitsbedingt in regelmässigem Kontakt mit Polizeibehörden. Daraus ergab es sich, dass der technikbegeisterte Sportschütze oft an Schiesstrainings teilnehmen durfte und mit wachsendem Erfolg Wettkämpfe bestritt. «Zehn Jahre lang habe ich IPCS-Schiessen auf höchstem Niveau betrieben», sagt Schild. Zu seinen herausragenden Wettkampfresultaten gehören die zwei Schweizer Meistertitel in der Division Modified im Jahre 1999 und 2001 sowie einige vordere Platzierungen an Europameisterschaften und internationalen Wettkämpfen 2001-2004.

Schnelligkeit und Zielsicherheit zählen

Der Umgang mit Sportwaffen weckte im Technik-Freak das Interesse für die verschiedenen Bereiche des Schiesswesens. Schild teilt die Schützen in Sammler, Sportschützen, Jäger, Behörden und Freizeitschützen ein. Die Sammler interessieren sich für Waffensysteme und sammeln nach Themen, zum Beispiel Ordonnanzwaffen oder Kriegswaffen. Sportschützen frönten dem Schweizer Volkssport Nummer eins, aber auch dem Combatschiessen, bei dem Schnelligkeit, Zielsicherheit und schnelle Auffassungsgabe zählen. Freizeitschützen suchen Trainingsmöglichkeiten in Vereinen, aus purer Freude am Schiessen. Mit Behörden schliesslich seien jene Schützen gemeint, die berufsbedingt Waffen tragen und polizeiliche Funktionen ausüben. Im professionellen Umgang lernte Jean-Paul Schild die Waffensysteme modifizieren, technisch verbessern und geeignete Munition selber herstellen.

Tatkräftige Unterstützung von seiner Frau

Der Handel mit diesen Geräten untersteht strenger Regulierung. So war er genötigt, das Händlerpatent zu erwerben, um einen Verkaufsladen zu eröffnen. Das war vor 25 Jahren in Wallbach. Das KMU stand unter einem guten Stern, denn die Voraussetzungen waren da: technische Begabung, hervorragende Schiesskunst, Zweisprachigkeit (Deutsch/Französisch), und – ausschlaggebend – Erfahrung im Umgang mit Behörden. Unterstützt wird er dabei tatkräftig von seiner Frau. «Wir arbeiten für Polizeikorps aus der ganzen Schweiz. Wir statten sie nicht nur mit allem aus, was ein Polizist am Gurt trägt, mit schusssicheren Westen, Helmen und Mehrzweckeinsatzstöcken, sondern wir schulen sie auch in Grundkursen, schiesstechnisch wie theoretisch», sagt Schild. Heute besteht das Sortiment des Waffengeschäfts mit Büchsenmacherei aus über 3000 verschiedenen Artikeln, von Waffen, Waffenzubehör, Munition, Sicherheitszubehör, Optik, Taschenlampen und Messer über Fischereiartikel bis zu Bootszubehör, und Schild ist auch im Grosshandel und Direktimport tätig.

Dieses Kribbeln im Bauch

Im Fricktal einzigartig ist die moderne 25m-Schiessanlage mit 5 Einzellaufscheiben und wählbarer Distanzeinstellung; eine Bahn ist mit einer neu entwickelten Drehscheibe mit programmierbaren Schuss- und Pausenzeiten ausgestattet. Derzeit beschäftigt Schild insgesamt elf Mitarbeitende, darunter zwei Lehrlinge. Im Juli 2016 feiert das Unternehmen das 25-Jahr-Jubiläum; es soll eine Gelegenheit werden, einer breiten Öffentlichkeit den Einblick in die Firma zu gewähren.

«Als das gewisse Kribbeln vor Trainings und Wettkämpfen abzuflauen begann, habe ich mich umorientiert und das Jagd-Lehrjahr mitsamt der Jagdprüfung absolviert», sagt Schild. Sein Jagd-Götti war Armin Elsner, Jagdaufseher in der JG Steppberg Rheinfelden, welcher leider vor fünf Jahren verstorben ist. Seither erfüllt Schild die Pflichten des Jagdaufsehers für das Revier Steppberg. «Zum Selbstverständnis eines guten Jägers gehört nicht nur die gewissenhafte Hege und Pflege des Wildbestandes, sondern auch der unbedingte Wille ein guter Schütze zu sein», sagt Schild. Ihm sind die Stunden auf Hochsitzen, die Nachsuche und das Beobachten von Flora und Fauna so sehr ans Herz gewachsen, dass er diese Freizeitbeschäftigung nicht mehr missen möchte.

Das besagte Kribbeln stellt sich an anderer Stelle wieder ein, dann nämlich, wenn er seinen eigenhändig zu einem Wohnmobil umgebauten kultigen Saurer 6 DM hervorholt und mit seiner Frau in die Ferien reist. Sein Motto: Der Weg ist das Ziel.

*«Combat-Schiessen» – «Action-Shooting» – «Practical-Shooting» –alle diese Ausdrücke haben eines gemeinsam: Ihr Ursprung geht zurück auf das «Praktische Verteidigungsschiessen» und die Organisation, welche daraus den IPSC-Schiesssport entwickelt hat: die International Practical Shooting Confederation (IPSC). In der Schweiz wahrt der Verband für dynamisches Schiessen SVDS die Interessen ihrer Mitglieder. Der SVDS ist Vollmitglied der IPSC, Mitglied in der Interessengemeinschaft Schiessen Schweiz (IGS) und ein angeschlossener Verband im Schweizer Schiesssportverband (SSV). In der Schweiz wird dieser Sport in Übereinstimmung mit den gesetzlichen Rahmenbedingungen ausgeübt. So ist der Zugang zu diesem aussergewöhnlichen Sport nur über eine Mitgliedschaft in einem Verein möglich.


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