Sie holten die Sterne vom Himmel
17.12.2024 Möhlin, Rheinfelden, MusikWeihnachtskonzert «Sunnebärgchörli» Möhlin
Weltpremiere, hoher Besuch und eine Audienz beim Papst – das erwartete das Publikum am Konzert vom vergangenen Wochenende. Das «Sunnebärgchörli» trat einmal in der christkatholischen ...
Weihnachtskonzert «Sunnebärgchörli» Möhlin
Weltpremiere, hoher Besuch und eine Audienz beim Papst – das erwartete das Publikum am Konzert vom vergangenen Wochenende. Das «Sunnebärgchörli» trat einmal in der christkatholischen Kirche St. Leodegar in Möhlin auf, einmal in der Rheinfelder Stadtkirche St. Martin.
Catherine Hossli
Es war dunkel in der Kirche, der Chor formierte sich und begann, in besinnlicher Ambiance, den Weihnachts-Choral mit «Stille Nacht» auf ganz besondere Art zu singen: dem Jodeln. Faszinierend, wie dieses wunderschöne Weihnachtslied mit heimatlichen Klängen wirkte und die Zuhörer sogleich in ihren Bann zog.
Die St. Leodegar-Kirche in Möhlin ist die «Heimkirche» des «Sunnebärgchörli», das sich vor vier Jahren zum ersten Mal in der christkatholischen Kirche traf und dort zusammen gesungen hat.
Die Seele baumeln lassen
«Mit viel Harmonie und Wärme möchten wir Sie, liebes Publikum, mit unserer Musik in der Adventszeit begleiten. Mit Musik im Herzen geht alles viel besser. Einfach einmal die Seele baumeln lassen, das können Sie bei uns heute machen», versprach Jolanda Truffer, Ansagerin und zugleich Sängerin des Chores. Sie begrüsste alle Gäste zum Konzert, das von der Alphorngruppe Magden und natürlich vom «Sunnebärgchörli» weihnachtlich präsentiert wurde. Die Alphorngruppe mit zwei Bläserinnen und vier Bläsern versetzte die Kirche anschliessend in eine Bergwelt. Jolanda Truffer fand die richtigen Worte: «Beeindruckend, was für Töne und in welcher Präzision aus einem sehr grossen Stückchen Holz herausgekitzelt werden können.» Der Chor als Ganzes, begleitet von Akkordeonspielerin Priska Herzog, beherrschte sein Hand- beziehungsweise Mundwerk perfekt und auch die Solisten überzeugten mit ihren Stimmen. Sowohl das Terzett begeisterte die Zuschauer als auch die Ansagerin persönlich, die mit «Dis Lächle» allen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern vermochte. Weltpremiere feierte an diesem Abend Chormitglied Martin, zum ersten Mal als Solojodler auf der «Bühne» erntete auch er grandiosen Applaus mit dem Lied «d’Cherze» und bewies, dass auch Männer die hohen Klänge beherrschen können. Zur Abwechslung einmal mit einem Lied, keinem Jodel, konnte Isabelle das Publikum zu Tränen rühren. Sie sang das «Ave Maria» und leitete von diesem sehr besinnlichen Lied über zum darauffolgenden «E Juchzer zur Wiehnacht».
«Juchzen, das machen wir Jodlerinnen und Jodler, wenn wir von Herzen singen wollen», erklärte die Ansagerin. Und tatsächlich, am Ende des Vortrages erfüllte ein herrlicher «Juchzer» den Kirchenraum.
Hoher Besuch
Mit dem Stück «Choral für Luzern», geschrieben von Anton Wicky, löste die Alphorngruppe Magden das Rätsel um den Papstbesuch. Anton Wicki, Komponist und Zirkusliebhaber, hörte einst einen Alphornisten, der ein von ihm komponiertes Lied vor einem Zirkuszelt in Luzern spielte. Er war so inspiriert, dass er kurzum einen Choral für Luzern schrieb. Das Stück fand so grossen Anklang, dass es sogar ein Jahr später, 1984, dem Papst bei seinem Besuch in der Schweiz vorgetragen wurde.
Richtige Prominenz durfte natürlich auch nicht fehlen. Monika Koch, Präsidentin des Nordwestschweizerischen Jodlerverbandes, kam höchstpersönlich vorbei und liess es sich nicht nehmen, den zwei Formationen zu gratulieren und zu danken. Sie leitete gekonnt zum letzten Stück über. «‹Bhüet di Gott, mi liebi Heimat› – es ist das Lieblingslied von einem heute hier anwesenden Sänger, der seit 50 Jahren schon jodelt und singt», ehrte Monika Koch und bat Peter Matter zu sich nach vorne. Sie überreichte ihm mit viel Ehre und Humor, zwar «nur» eine silbrige Ehrenmedaille, aber mit dem Versprechen, dass diese an der Veteranenehrung 2027 zu Gold werde.
Das Alphornsextett und das «Sunnebärgchörli» holten die Sterne fürs Publikum vom Himmel und ein heimatlicher und weihnachtlicher Abend ging schliesslich mit stehenden Ovationen und drei Zugaben zu Ende. Das nächste grosse Projekt steht im Juni an, wenn das «Sunnebärgchörli» sein Können am Nordwestschweizer Jodlerfest in Reigoldswil unter Beweis stellen möchte.