Anästhesistin, Therapeutin, Schauspielerin: Ulrike Birringer aus Magden
12.03.2025 Persönlich, Rheinfelden, MagdenSie hat einige Standbeine. Ursprünglich ist Ulrike Birringer Ärztin. Heute arbeitet sie als kreative Leibtherapeutin und engagiert sich in ihrer Freizeit bei der Theaterwerkstatt Rheinfelden.
Janine Tschopp
Frau Magenta erklärt Aris – das Kind lebt in der ...
Sie hat einige Standbeine. Ursprünglich ist Ulrike Birringer Ärztin. Heute arbeitet sie als kreative Leibtherapeutin und engagiert sich in ihrer Freizeit bei der Theaterwerkstatt Rheinfelden.
Janine Tschopp
Frau Magenta erklärt Aris – das Kind lebt in der Zukunft – dass ihre Grossmutter früher, als Musik noch nicht durch KI kreiert wurde, Trompete in einem Orchester gespielt habe. Aris ist völlig fasziniert und möchte den Zugangscode zu den Archiven kennen, wo man Musik noch live erleben kann …
Beim jüngsten Grossprojekt der Musikschule Unteres Fricktal war es Ulrike Birringer, welche die Rolle der Frau Magenta, Aris Nachbarin, verkörperte, und das Kind dabei unterstützte, den Weg ins Herz der Musik zu finden.
Theaterwerkstatt Rheinfelden
2007, kurz nachdem sie ins Fricktal kam, trat Ulrike Birringer der Theaterwerkstatt Rheinfelden bei. Zuerst war sie Kursteilnehmerin, bevor sie Vereinsmitglied wurde und sich ein Jahr später im Vorstand engagierte. Seit bald 20 Jahren spielt die Vereinspräsidentin bei den alljährlichen Produktionen mit. Neben den schauspielerischen Einsätzen setzt sie sich teilweise als Regieassistentin ein und hat auch schon selber Regie geführt. Zudem schrieb sie einzelne Theaterszenen und Musikstücke. Seit einiger Zeit führen Schauspielerinnen der Theaterwerkstatt Rheinfelden auch szenische Lesungen von Gedichten durch. «Ich spiele sehr gerne Theater. Es ist schön, in die Rolle einer anderen Persönlichkeit zu schlüpfen und jemand zu sein, den man eigentlich gar nicht ist. Zudem lernt man sich dabei selber von einer anderen Seite kennen», fügt Ulrike Birringer an.
Kreativität war für sie schon als Kind wichtig
Ulrike Birringer war schon als Kind gerne kreativ und realisierte bald, dass sie in Kunst, Musik, Tanz und Theater kraftvolle Quellen fand. In jungen Jahren spielte sie verschiedene Instrumente und überlegte sich, Musik zu ihrem Beruf zu machen. «Damals hätte ich mir auch vorstellen können, Schauspielerin zu werden.» Da sie sich aber auch stark für naturwissenschaftliche Themen rund um den Menschen interessierte, entschloss sie sich, Ärztin zu werden. Sie war während sieben Jahren als Anästhesistin und Notärztin tätig, bevor im Jahr 2000 ihr erstes Kind zur Welt kam. Der Wiedereinstieg in ihren ursprünglichen Beruf in Teilzeit erwies sich als nicht so einfach.
Ausbildung zur Kunsttherapeutin
2009, kurz vor der Geburt ihres dritten Kindes, liess sie sich zur Kunsttherapeutin ausbilden. Später folgten Ausbildungen zur Fachtherapeutin in Clownerie sowie zur kreativen Leibtherapeutin. Seit 2015 bietet sie in ihrer Praxis in Rheinfelden kreative Leibtherapie für Kinder, Jugendliche und Erwachsene an. Sie hilft Menschen bei Konflikten in Beziehung, Schule und Arbeit, bei Ängsten, Verlust und Trauer, Burnout, Schmerzen oder chronischen Krankheiten. Wie Ulrike Birringer erklärt, geht es bei kreativer Leibtherapie um Klientenkompetenz. Das heisst, die Therapeuten nehmen ihre Klienten ernst, indem was sie sagen, aber auch wie sie etwas erleben, spüren oder fühlen. Gearbeitet wird nicht nur mit Worten, sondern mit Klängen, Gesten, Bewegungsritualen, Skulpturen, Poesie und anderen kreativen Ausdrucksweisen.
Vermisst sie ihre Tätigkeit als Anästhesistin nicht? «Ich habe sehr gerne als Ärztin gearbeitet. Druck und Belastung waren aber sehr gross.». Heute, als Familienfrau und Mutter von drei Kindern, hätte sie die Kraft vermutlich nicht mehr dafür, meint sie. Sie erklärt: «In meinem Beruf als Anästhesistin und Notärztin begegneten mir immer wieder Menschen in Krisen und Ausnahmesituationen. Das medizinische Grundwissen sowie die Erfahrungen aus jener Zeit kann ich bei meiner jetzigen Tätigkeit zur Unterstützung meiner Klientinnen und Klienten nutzen.»
Seit 2006 in Magden
Ursprünglich aus Mönchengladbach lebte Ulrike Birringer später mit ihrer jungen Familie in einem kleineren Ort in der Nähe von Aschaffenburg. Ihr Mann, der als Verfahrensingenieur tätig ist, erhielt ein Angebot in unserer Region. «Wir konnten uns keine Vorstellung von der Schweiz machen.» Weder sie noch ihr Mann seien als Kinder mit ihren Familien in die Schweiz gereist, da sie sich dies aus finanzieller Sicht nicht leisten konnten.
«Wir fühlten uns in Magden von Anfang an sehr willkommen. Mit kleinen Kindern war es einfach, Kontakte zu knüpfen. Die Menschen in Magden waren immer sehr offen», erinnert sie sich. Trotzdem sei ihnen der Schritt des Umzugs damals nicht leicht gefallen. «Wir waren in unserer Heimat in Deutschland stark verwurzelt und hatten Mühe zu gehen.»
Ulrike Birringer und ihre Familie fühlen sich auch heute noch wohl in Magden. «In kultureller Hinsicht läuft viel in der Region und es gibt zahlreiche engagierte Menschen», freut sie sich.
Sie selber ist auch gerne engagiert und aktiv. Ob für ihre Familie, für ihre Klientinnen und Klienten oder in der Theaterwerkstatt. Immer wieder ergeben sich weitere Möglichkeiten. So fungiert sie seit kurzem als Sprecherin für den ersten Schweizer Hörbuch-Verlag. «Oft sind es Zufälle, die einen immer wieder einen Schritt weiterbringen», ist Ulrike Birringer überzeugt. Weiter erzählt sie von einem Podcast, der durch die Assoziation kreativer Leibtherapeutinnen und -therapeuten ins Leben gerufen wurde. Die Episoden zu Themen wie Autismus oder Essstörungen sollen Menschen in ihrem Leben Unterstützung bieten. Ulrike Birringer ist gerne vielseitig aktiv und auch offen für Neues. Und fast immer haben ihre Tätigkeiten damit zu tun, anderen Menschen zu helfen. So wie sie beim Grossprojekt der Musikschule als Frau Magenta Aris dabei unterstützt hat, den Weg ins Herz der Musik zu finden …