«Ich durfte auf- und ausbauen»

  17.02.2024 Persönlich, Frick, Musik

Robert Burren, 31 Jahre lang Leiter der Musikschule Frick

Im April wird die Musikschule Frick 45. Seit 35 Jahren ist Robert Burren an der Schule tätig, seit mehr als 30 Jahren deren Leiter. «Lager und Jubiläen», sagt er im Gespräch mit der NFZ, «das waren die Höhepunkte.» Wenn er Ende Schuljahr 2023/24 zurücktritt, wird Robert Burren die Musikschule Frick 31 Jahre lang geleitet haben und eines ist sicher: «Langweilig wird es mir nicht.»

Simone Rufli

«Es ist nicht nur ein Verwaltungsjob. Als Musikschulleiter ist man auch ein Impulsgeber.» Robert Burren sitzt in einem Musikzimmer im Schulhaus A auf dem Ebnet-Areal und tut, was er gar nicht so gerne macht: er blickt zurück. 1993 übernahm er die Leitung der Musikschule Frick – mit einem 40-Prozent-Pensum und mit Ursula Stäuble von der Finanzverwaltung als Sekretärin. Er habe weiterführen dürfen, was Walter Fischer aufgegleist hatte. «Ich durfte auf- und ausbauen, durfte formen und Struktur geben.» Neben der Schulleitung unterrichtete er weiterhin 40 Schülerinnen und Schüler auf der Klarinette. Zeiten seien das gewesen. Burren schmunzelt. Er erzählt von Nachtarbeit und davon, wie er früh am Morgen in der Primarschule Kopien für den Unterricht angefertigt habe. Denn Robert Burren blieb immer auch Klarinettenlehrer. Dieses «Duale» habe er stets geschätzt. «Am Morgen im Büro, am Nachmittag Unterricht.» Das Büro gibt er Ende Schuljahr ab, nach 31 Jahren. «Unterrichten werde ich bis zur Pensionierung in zwei Jahren weiter.»

Vier Jahre Eingewöhnung
An der Musikschule angefangen hat Robert Burren bereits vier Jahre bevor er Schulleiter wurde, am 1. Januar 1989, und zwar als Klarinettenlehrer. «Ein Vorteil», sagt er, «ich kannte die Abläufe schon.» Seine Frau, die beiden hatten sich 1985 in Wohlen kennengelernt, war bereits Blockf lötenlehrerin, später auch Ortsschulleiterin der Musikschule am Aussenstandort in Wölflinswil. Dort, wo sie auch als Kindergärtnerin tätig war, weshalb die beiden überhaupt ins Fricktal gezogen waren.

Burren selber, ausgebildet in «Schulmusik 1» und damit Singlehrer, unterrichtete zu jener Zeit in Pratteln und leitete ab 1986 für rund fünf Jahre den Jugendchor Oberes Fricktal. «Durch die Auftritte mit dem Chor habe ich das Fricktal, das für mich eher exotisch war, nach und nach kennengelernt.» Mit seinem Wechsel an die Musikschule wurde das Fricktal dann ganz zum Lebensmittelpunkt. 1989 schloss er seine Musikerausbildung ab, trat die Stelle als Klarinettenlehrer an und heiratete. Zur gleichen Zeit übernahm er den Jugendchor Gipf-Oberfrick und leitete diesen während rund zehn Jahren. In dieser Zeit organisierte er Weihnachtssingspiele, grössere Chorkonzerte und diverse Chorreisen. «Ich konnte mich musikalisch und organisatorisch voll ausleben.»

Vom Nebel in die Sonne
Aufgewachsen ist Robert Burren in Wohlen im Freiamt. «Mit viel Nebel von November bis März.» Sein Blick geht nach draussen: «Das Fricktal mit den intensiv leuchtenden Farben und dem vielen Sonnenschein war für mich eine Offenbarung.» Die Mutter war Mitglied in einer Trachtengruppe, der Vater spielte früher Schwyzerörgeli. «Volksmusikverbunden», sagt er. Seine Eltern hätten seinen musikalischen Weg stets unterstützt. Ein Weg, der ihn vom Musikunterricht über die Jugendmusik in die Musikgesellschaft Wohlen und später ins Militärspiel führte. «Als einer von 15 unter 45 Bewerbern.» Im Alter von 23 Jahren schaffte er die Aufnahmeprüfung an die Musikhochschule. «Dies, nachdem ich zuerst eine Lehre als Elektroniker bei der renommierten Firma Camille Bauer in Wohlen und die Berufsmittelschule gemacht habe.» Ein ganz bewusster Entscheid, denn Burren hätte auch an die Kanti gehen können. «Ich hatte nach der obligatorischen Schulzeit genug von der Schule und schätzte obendrein die Unabhängigkeit, die mir die Lehre mit Lohn ermöglichte.»

13 Jahre lang war er bei der Jungwacht, leitete Lager mit und sammelte Erfahrungen, die ihm später zugutekommen sollten. Zum Beispiel 1995, als er das erste Musiklager in Jaun und später im Zweijahres-Rhythmus in Valbella organisierte. «Die Lager waren bereichernd und von einer Intensität, wie wir sie im wöchentlichen Unterricht nie erreichen konnten.» Bis 2017. Dann riss der Faden, die Zahl der Anmeldungen sank, die feste Lagercrew kam ins Pensionsalter und Corona sorgte für den Rest. «Ich bin froh, dass mit den Streicher- und Querflöten/Gitarren-Lagern weiterhin Musiklager angeboten werden können».

Seine Aufgaben seien ähnlich jenen eines Volksschulleiters. «Mit dem entscheidenden Unterschied, dass Musiklehrpersonen meistens in Kleinst-Pensen angestellt sind», so Burren. Manche sehe er nur zweimal im Jahr an den Konferenztagen. «Umso wichtiger ist es, ein familiäres Gefühl durch gemeinsame Projekte zu schaffen.»

Pro Musica, ein Meilenstein
Mehr als einmal an diesem Morgen kommt Robert Burren auf seinen Vorgänger zu sprechen, auf Walter Fischer, der im April 1979 mit 17 Lehrkräften und 203 Schülerinnen und Schülern die Musikschule Frick eröffnete. Fünf Jahre später waren die ersten Aussengemeinden dazugestossen. 14 Gemeinden waren es ab 1987; nach diversen Gemeindefusionen sind es heute deren 11 mit insgesamt rund 800 Schülerinnen und Schülern. «In den vergangenen Jahrzehnten waren nicht nur die vielen Lager, sondern ebenso diealle fünf Jahre gefeierten Jubiläen die Highlights», meint Burren. Und gar als Meilenstein bezeichnet er die Gründung des Fördervereins Pro Musica vor 25 Jahren, zusammen mit Ehemaligen der Musikschulkommission.

Es habe sich viel verändert über die Jahre. «Eltern wollen die Kinder heute schon sehr früh fördern.» Dafür sei bei vielen die Luft auch wieder früh draussen. «Es ist schwieriger geworden, etwas nachhaltig und langfristig aufzubauen.» Flexibilität beim Unterrichten sei gefordert und viel Überzeugungsarbeit notwendig, um die Schülerinnen und Schüler für das Mitwirken in Ensembles zu begeistern.

Musiker und Sänger
Wird es ihm nicht langweilig, wenn er im Sommer die Leitung der Musikschule abgibt? Burren lächelt. «Ich bin in diesem Jahr von August bis Dezember an jedem Wochenende musikalisch unterwegs, spiele in zwei Orchestern Kontrabass, in zwei Jazz-Bands Klarinette, singe im Projektchor SMW in Frick, habe eine Familie und unterrichte weiter an der Musikschule.» Es sei die Summe all dessen, das ihn so lange an der Musikschule gehalten habe. «Und natürlich all die Leute, die ich im Fricktal kennenlernen durfte und die mich beruflich wie persönlich unterstützt haben.» Auch er unterstützte, wo er konnte. «Ich habe mich nie als Chef-Typ gesehen. Ich habe immer gerne das ‹Gärtli› gemacht und dafür gesorgt, dass andere sich darin wohlfühlen.»


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