«Es war für mich selbstverständlich, in die Schweiz zu ziehen»
26.04.2023 Persönlich, Schule, RheinfeldenAls Leiterin der Volkshochschule in Badisch-Rheinfelden ist die gebürtige Niederbayerin Veronika Plank eine deutsche Grenzgängerin nach Deutschland: Mit ihrer Familie wohnt sie nämlich im Schweizer Rheinfelden.
Boris Burkhardt
Wenn Veronika Plank in ihrem ...
Als Leiterin der Volkshochschule in Badisch-Rheinfelden ist die gebürtige Niederbayerin Veronika Plank eine deutsche Grenzgängerin nach Deutschland: Mit ihrer Familie wohnt sie nämlich im Schweizer Rheinfelden.
Boris Burkhardt
Wenn Veronika Plank in ihrem Schweizer Bekanntenkreis erklärt, was eine Volkshochschule (VHS) ist, wie jene in Badisch-Rheinfelden, die sie leitet, verweist sie auf die Migros-Klubschule: «Die Erreichbarkeit ist vergleichbar.» Zwar habe auch Basel eine Volkshochschule mit einem ähnlichen Kursangebot. Die Tatsache aber, dass sich in der Schweiz erst in einer Stadt mit 170 000 Einwohnern eine VHS etabliert, während es in Badisch-Rheinfelden mit rund 32 000 Einwohnern bereits ein «mittelgrosses» Angebot mit 150 Honorardozenten und jährlich 6000 Anmeldungen gibt, zeigt den unterschiedlichen Stellenwert in beiden Ländern.
Die Leitung der VHS Rheinfelden als Halbtagsstelle übernahm die 42-Jährige mitten in den Lockdown-Nachwehen im August 2021. «Mir gefällt der Gedanke, ein funktionierendes System zu etablieren, das eine gute Zusammenarbeit ermöglicht und Dinge voranbringt», beschreibt sie ihre Motivation. Bereits 2008 fing Plank an der VHS als eine der 150 Dozenten an: Neben ihrer hauptberuflichen Tätigkeit als Lehrerin für Sport, Chemie und Spanisch am Scheffel-Gymnasium in Bad Säckingen bot sie einen Kurs für Persönlichkeitsentwicklung und Kommunikation an.
Für Plank ist es wichtig, eine grosse Bandbreite im Kursangebot zu erhalten; prinzipiell werde kein Vorschlag eines Dozenten für einen Kurs abgelehnt, nur weil das Thema etwa nicht in den Schwerpunkt der VHS passte. «Der Sinn einer Volkshochschule ist ja die breite Bildung für die Allgemeinheit», sagt Plank. Einen grossen Teil der Kurse machten allerdings die Deutschkurse aus; die VHS leiste so einen wichtigen Beitrag zur Integration.
Schon als Kind starke Affinität zur Schweiz
Plank wuchs am Inn in Niederbayern auf und studierte in Konstanz auf Gymnasiallehramt. Während ihres Referendariats lebte sie in Villingen-Schwenningen. Mit Beginn ihrer Lehrtätigkeit in Bad Säckingen zog sie mit ihrem Mann, einem Chemiker aus Schwäbisch Gmünd, 2008 ins Schweizer Rheinfelden in das Wohngebiet Alte Saline, wo sie sich laut eigener Aussage äusserst wohlfühlt. Obwohl sie in Deutschland arbeite, sei es für sie «ganz selbstverständlich» gewesen, «in die Schweiz zu ziehen», sagt sie dazu, zumal ihr Mann in der Schweiz arbeite.
Sie habe aber schon in Bayern eine starke Affinität zur Schweiz gehabt, erzählt Plank und muss bei der folgenden Anekdote lachen: «Schon als Kind erzählten mir Bekannte regelmässig Geschichten über die Schweiz, etwa, dass man nur über die Grenze komme, wenn man ‹Ricola Kräuterzückerli› richtig aussprechen könne.» Ausserdem, gesteht sie, sei sie ein grosser Fan der Skifahrerin Vreni Schneider. Selbst Dialektsprecherin, habe sie mit dem Schweizerdeutschen inzwischen kaum mehr Probleme. Familie Plank ist daheim mehrsprachig deutsch: «Mit meinem Mann spreche ich Standarddeutsch, mit den Kindern Bayrisch und die Kinder untereinander Schweizerdeutsch.»
Mit der Geburt der Kinder 2014 und 2017 unterbrach Plank in der deutschen Elternzeit ihre Tätigkeit als Lehrerin und liess sich bis 2020 an der Fernuniversität Hagen zum Master of Science in Psychologie ausbilden. Nach der Geburt des ersten Kindes habe sich für sie ein «Zeitfenster» aufgetan: «Ich sagte mir: Jetzt kann ich machen, was mich interessiert, ohne konkretes berufliches Ziel.»
Chance genutzt
Weil Plank als Lehrerin verbeamtet ist, kann sie nicht ohne weiteres die Arbeitsstelle wechseln. Ihre Anstellung als Leiterin der VHS, die von einem Verein getragen wird, ist seit 2020 durch ein «Lehrermodell» des Landes Baden-Württemberg möglich. Potentielle Arbeitgeber für dieses Modell seien in erster Linie kirchliche Träger – oder eben Volkshochschulen. «Es soll Lehrern die Möglichkeit bieten, Funktionsstellen zu übernehmen», sagt Plank enthusiastisch. Denn sie nutzte diese Chance noch im selben Jahr: Bei ihrer ersten Bewerbung als Nachfolgerin der vorherigen VHS-Leiterin Gaby Dolabdjian unterlag sie noch ihrer Mitbewerberin Stephanie Krenze. Plank wurde Bereichsleiterin für die berufliche Bildung an der VHS. Als Krenze nach zwei Jahren die VHS wieder verliess, fragte der Vereinsvorstand bei Plank an.
Veronika Plank ist ausserdem Schulleiterin des Abendgymnasiums in Rheinfelden, wo auch regelmässig erwachsene Schweizer den Abschluss machen. Das Interesse der Schweizer am Angebot der VHS sei hingegen eher gering. Die VHS-Statistik unterscheide nicht nach Nationen; sie könne lediglich sagen, dass bis zu acht Prozent der Teilnehmer im Ausland wohnten – Onlinekurse mit eingerechnet. Plank weiss aber von einer Dozentin aus dem Schweizer Rheinfelden zu berichten: «Aufgrund der unterschiedlichen Sommerferien kann sie an der VHS im August einen Ferienkurs im Backen anbieten, während ihre Kinder im Aargau bereits wieder zur Schule gehen.»