Eine Ära ist zu Ende gegangen
25.05.2024 Persönlich, Kaiseraugst, MagdenChristian «Kiki» Kirchmeier – 45 Jahre Pöstler
1978 begann Christian Kirchmeier seine Karriere als Briefträger in seinem Heimatdorf Magden. Ende Januar wurde er nun, nach 45 Jahren im Amt, in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet.
Catherine ...
Christian «Kiki» Kirchmeier – 45 Jahre Pöstler
1978 begann Christian Kirchmeier seine Karriere als Briefträger in seinem Heimatdorf Magden. Ende Januar wurde er nun, nach 45 Jahren im Amt, in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet.
Catherine Hossli
Nach zwei Jahren Dienst als Privatbriefträger unter Posthalter Schneider in Magden absolvierte Christian Kirchmeier eine einjährige Lehre als Zustellbeamter in der Kreispostdirektion in Aarau. Nach der Schulzeit waren damals zwei Stellen in der Zeitung ausgeschrieben, eine in Mumpf und eine in Kaiseraugst. «Ich habe mich bei beiden Stellen beworben, aber in Mumpf erhielt ich eine Absage. Der Zuschlag ging an Markus Soder, einen langjährigen Berufskollegen von mir. Unsere Berufswege haben sich immer wieder gekreuzt. Meine Laufbahn sollte jedoch in Kaiseraugst weitergehen, wo ich fortan als Briefträger eingestellt wurde», erzählt Kirchmeier.
Eine grosse Entwicklung miterlebt
«Kaiseraugst war damals noch nicht so gross und angefangen habe ich in der kleinen Poststelle in der Allmendgasse. Ich habe die enorme Entwicklung des Dorfes hautnah miterlebt und das Postamt wurde dem Anspruch nicht mehr gerecht. Die neue Post wurde schliesslich am Standort Bahnhof SBB zentral gebaut. Zusammen mit dem Posthalter-Ehepaar Frei, Hans Waltert und Beat Waldmeier waren wir ein gutes Team. Kaiseraugst erlebte eine grosse Entwicklung und es gab einen grossen Schub mit neuen Wohngebieten», erklärt «Kiki», wie er von allen liebevoll genannt wird, weiter.
«Ich habe die Rente noch persönlich in die Stube gebracht»
Nicht nur die örtliche Entwicklung spielte in seinem Pöstler-Dasein eine Rolle: «In meinen Anfängen habe ich die Post mit einem ‹Stosschare› ausgetragen, danach kam das Velo, erst später kam das Benziner-Töffli. Alles wurde dadurch natürlich viel schneller und mittlerweile sind wir elektrisch unterwegs. Aber auch das Persönliche hat sich gewandelt. Früher habe ich noch die Rente eigenhändig in die Stube gebracht, bar und gegen Unterschrift. Man kannte sich und wurde auch immer wieder hereingebeten zum Kaffee. Besonders gern erinnere ich mich an die Bäckerei Lüscher, bei Armin in der Backstube gab es immer ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte und natürlich auch einen Schnaps dazu. Klar den Kirsch braucht es doch für die Torte, also war das naheliegend», lacht Kirchmeier lauthals.
Singen ist sein Hobby
Ende Januar 2024 hatte Christian Kirchmeier seinen letzten Arbeitstag als Postzusteller. Wie hat er seinen letzten Tag erlebt? «Es war mein längster Arbeitstag bisher und erst um 18 Uhr war meine Schicht zu Ende. Es war ein schöner Abschluss mit viel Wehmut, aber es war ein bisschen wieder wie früher; ich wurde wie anno dazumal in die Stuben eingeladen und die Leute verabschiedeten sich von mir persönlich, mit Geschenken und mit Gastfreundschaft.»
Nun freut sich «Kiki» auf die Zeit in Pension. Er singt leidenschaftlich gern im gemischten Kirchenchor Magden und in einem Jodlerchörli in Basel. «Ich bin sehr gesellig und knüpfe gerne Kontakt und das Singen begleitet mich stets auf meinem Lebensweg. Früher spielte ich auch Theater – rate mal – ich war der Pöstler. Aber einmal auch ein ‹Halungg›. Ich habe mit 32 Jahren nochmal das Skifahren angefangen und reise gerne ins Südtirol. Ich bin sehr viel mit dem ÖV unterwegs und man trifft mich auch in meiner zweiten Heimat Kaiseraugst im Bahnhöfli ab und zu mal an. Dann fahre ich auf Umwegen mit dem Postauto über Olsberg und Giebenach und habe einen Schwatz mit der ‹Chrige›, ganz nach dem Motto ‹Der Weg ist das Ziel›.»
Mit dem Ruhestand von Christoph Kirchmeier ging in Kaiseraugst eine Ära zu Ende. Er war ein Dorforiginal, immer freundlich und zu einem Schwatz zu haben. Man kannte und mochte ihn und er war an allen Haustüren willkommen. Die Zeit verändert sich und die «Moderne» macht unsere Gesellschaft anonymer. Pöstler Kirchmeier wird den Kaiseraugstern aber immer in sehr guter Erinnerung bleiben und zum Glück hat er jetzt endlich viel mehr Zeit, im Dorf einzukehren, aus dem Nähkästchen zu plaudern oder vielleicht sogar «dr Schacher Seppli» zu singen.