Holz und Abwärme statt Gas und Öl

  02.11.2022 Fricktal, Rheinfelden, Unteres Fricktal

Tag der offenen Tür in der Wärmezentrale Rüchi in Rheinfelden

Hätte Rheinfelden vor fünf Jahren nicht entschieden, im Rüchi eine neue Wärmezentrale zu bauen, hätten dieses Jahr 2,7 Millionen Liter Öl (oder eine entsprechende Menge Gas) beschafft werden müssen. Das wäre mit dem Krieg in der Ukraine teuer geworden.

Edi Strub

Niemand konnte 2016 ahnen, was Öl und Gas heute – nach dem Einmarsch Putins in der Ukraine – kostet. Als Rheinfelden beschloss, die Wärmezentrale Rüchi zu bauen, dachte man vor allem an Nachhaltigkeit: Das Klima sollte geschont werden. Statt Gas und Öl aus Russland und Norwegen und aus dem Nahen Osten sollten einheimische Wärmequellen genutzt werden: Holz aus den gemeindeeigenen Wäldern und Abwärme aus dem Salzproduktionsprozess der Schweizer Salinen. Das hat sich nun als goldrichtig erwiesen und entsprechend stolz waren der Rheinfelder Gemeindeammann Franco Mazzi und der CEO Marc Ritter von AEW Energie AG am Tag der offenen Tür. Bürger und Interessierte waren eingeladen, die im Rüchi vor zwei Jahren in Betrieb genommene Anlage am Samstag zu besichtigen. 2020 war das wegen Corona nicht möglich.

Geld bleibt weitgehend im Land
Im Sommer kann der Wärmebedarf (zum Beispiel für heisses Wasser) in den erschlossenen Wohnvierteln nun vollständig mit Abwärme aus den Salinen gedeckt werden. Und wenn es kälter wird und geheizt werden muss, wird der Holzschnitzelkessel angeworfen. Im Normalfall kommt nun alle Heizenergie aus lokalen Quellen und nicht mehr aus Russland, Norwegen und anderswo. Nur in ausserordentlichen Lagen, wenn es etwa extrem kalt wird, wird zusätzlich ein ölgefeuerter Heizkessel eingeschaltet. «Es wäre sehr unwirtschaftlich gewesen, auch für solche Situationen noch einen schnitzelbetriebenen Ofen zu bauen,» erklärte Marc Ritter von der AEW Energie AG der NFZ. Heute nun fliesst der Grossteil dessen, was der Bürger für das Heizen bezahlt, in die Kasse der Ortsbürgergemeinde Rheinfelden (für das Holz) und der AEW Energie (gehört dem Kanton). Nur noch insgesamt 5 Prozent gehen ins Ausland.

Gekostet hat das Wärmewerk Rüchi der AEW Energie AG rund 26 Millionen Franken. Das sei eine sehr langfristige Investition, die erst nach rund 27 Jahren den sogenannten Break Even erreiche, erklärte Marc Ritter. Aber das sei normal für Unternehmen wie die AEW. Bei Wasserkraftwerken dauere so etwas sogar sechzig Jahre. Dass Rheinfelden Rüchi selbst bauen und betreiben könnte, sei nie zur Diskussion gestanden, erklärte Stadtammann Mazzi. Der Stadt fehle das nötige Know-how dazu.

Gibt es genügend Holz?
Reicht denn das Schweizer Holz aus für alle Schnitzelöfen, die in den letzten Jahren gebaut wurden? fragte einer der Besucher am Tag der offenen Tür. Die Antwort war beruhigend: Gegenwärtig werde nur rund die Hälfte des Holzes genutzt, das in Schweizer Wäldern jedes Jahr nachwachse. Und auch für Sauberkeit von Luft und Umwelt ist nach Franco Mazzi zur Genüge gesorgt. Die Luftreinhalteverordnung werde selbstverständlich eingehalten und der Abfall – Asche – könne mit bloss drei Lastwagen pro Jahr umweltgerecht entsorgt werden.

Bereits überlegt sich Rheinfelden eine neue Wärmequelle anzuzapfen. In grosser Tiefe unter dem Fussballplatz gibt es eine Quelle mit warmem Wasser. Sie sollte einst für ein Thermalbad genutzt werden. Doch daraus wurde nichts. Stattdessen wird nun untersucht, ob man diese Wärmequelle für das Heizen von weiteren Wohnungen und Gebäuden nutzen kann. Wenn die Messungen den Erwartungen entsprechen, könnte schon in ein paar Jahren gebaut werden, prognostizierte Marc Ritter.


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