Um die Dorfbeiz ist es still geworden
07.03.2023 Essen und Trinken, Oberes Fricktal, Oberhof, Gastronomie, FricktalDoch Oberhof hofft und hält am «Adler» fest
Eine eigene Dorfbeiz, Oberhof hat das – doch die Türen des Gasthofs Adler sind seit Monaten geschlossen. Zwei Neuanfänge jüngst waren von kurzer Dauer oder scheiterten im Ansatz. Ans Aufgeben denkt die Eigentümerin, die Adler Oberhof AG, ...
Doch Oberhof hofft und hält am «Adler» fest
Eine eigene Dorfbeiz, Oberhof hat das – doch die Türen des Gasthofs Adler sind seit Monaten geschlossen. Zwei Neuanfänge jüngst waren von kurzer Dauer oder scheiterten im Ansatz. Ans Aufgeben denkt die Eigentümerin, die Adler Oberhof AG, gleichwohl nicht.
Simone Rufli
Mitte Juli 2022 ging der Gasthof Adler zu, zwei Wochen später lief der Vertrag mit dem damaligen Pächterpaar Müller aus. Zuvor war eine Fristerstreckung vom Bezirksgericht in Laufenburg abgelehnt worden (die NFZ berichtete). Zu den Gründen, die zur Trennung nach nicht einmal ganz zwei Jahren geführt hatten, war damals Stillschweigen vereinbart worden. Viel wichtiger war für Oberhofs Gemeindeammann Roger Fricker und den Präsidenten der Adler Oberhof AG, Toni Reimann, damals, dass für den «Adler» umgehend wieder eine Gastronomie-Lösung gefunden werden konnte.
Bereits im September 2022 übernahm der neue Pächter Maher Hoteit. Er wollte die einzige Beiz im Dorf für die Bevölkerung und die Vereine wieder zu einem Treffpunkt machen. Das war ganz im Sinn der AG, für die der «Adler» im Dorfleben eine zentrale Bedeutung innehat. Die Gemeinde ist zu einem Drittel an der Gasthof Adler Oberhof AG beteiligt. Mit dem Kauf des «Adlers» durch die AG sollte seinerzeit sichergestellt werden, dass in Oberhof ein Restaurant für die Dorfbevölkerung erhalten bleibt.
Zu früh gefreut
Zur Eröffnung Anfang September fanden sich denn auch viele Leute ein, der Start, so schien es, war geglückt. Die Freude sollte nicht lange dauern. Bereits Mitte November 2022 wurde der Versuch wieder abgebrochen, löste die Adler Oberhof AG den Vertrag mit Pächter Hoteit wieder auf. Seither ist der «Adler» zu. «Wir haben immer etwas Pech mit dem Adler», fasste Roger Fricker die Ereignisse damals zusammen, ohne näher darauf einzugehen.
Jetzt, ein paar Monate später, sagt Fricker im Gespräch mit der NFZ: «Je länger es geht, umso grösser ist die Gefahr, dass sich die Leute im Dorf anders orientieren, dass sie dem Adler ganz den Rücken kehren und in andere Lokalitäten ausweichen. Ich weiss nicht, woran es liegt, aber wir kommen beim Adler nicht vom Fleck.» Doch, sagt Fricker, es habe verschiedene Interessenten gegeben, die sich das Restaurant angeschaut hätten. «Wir haben auch mit dem einen oder anderen verhandelt, aber es ist nie etwas daraus geworden.» Dabei sei die AG durchaus bereit, Zugeständnisse zu machen und einem neuen Wirt beim Preis entgegenzukommen. Denn: «Fürs Dorf ist es ein ‹Seich›, wenn die Beiz geschlossen ist.» Umgekehrt sei ihm auch bewusst, dass Wirten heutzutage nicht einfach sei. «Aber wie gesagt, mit uns kann man verhandeln.»
Neue Ideen braucht’s
Klar sei, wer auch immer den «Adler» übernehme, müsse sich auf eine anfängliche Durststrecke von vielleicht einem halben Jahr einstellen. Durchhaltevermögen sei unerlässlich, «und vor allem braucht es Ideen, wie der Adler für die Bevölkerung wieder attraktiv gemacht werden kann», so Fricker. Ideal wäre es, meint der Gemeindeammann, wenn das Restaurant die Türen im Frühling wieder aufmachen könnte.
Noch will die Eigentümerschaft den Traum von der Dorfbeiz also nicht aufgeben. Noch will man zuwarten und hoffen. Hoffen, dass sich möglichst bald ein neuer Wirt findet. Trotzdem mache man sich natürlich Gedanken, was passiert, wenn sich in absehbarer Zeit kein neuer Pächter mehr finden sollte. «Irgendwann wird der Punkt kommen, wo wir sagen müssen, bis dahin und nicht weiter.» Dann hätte Oberhof seine «Dorfbeiz» wohl definitiv verloren.