Filmhelden und ihr Soundtrack
14.02.2023 Möhlin, Musik, RheinfeldenDie Jugendsinfonie Fricktal begeisterte die Filmfans
Bereits zum dritten Mal hat die Jugendsinfonie Fricktal zum Konzert geladen. In Rheinfelden und Möhlin zeigte das Projektorchester mit seinem Dirigenten Ed Cervenka eine beeindruckende Palette an musikalischen Highlights aus der Film- und Computermusik.
Birgit Schlegel
«A Tale of Heroes» lautete das Motto der diesjährigen Filmmusikkonzerte. Ob Avengers (die mächtigsten Superhelden der Marvelproduktionen), Gandalf auf der Suche nach dem einen Ring oder Jack Sparrow samt seiner verschrobenen Piratenmeute, alle waren sie vorhanden und wurden mit viel Spielfreude, grosser Musikalität und auf technisch hohem Niveau zelebriert. Erstaunlich, wie sich der Gesamtklang im Vergleich zur letztjährigen Konzertserie gesteigert hat.
Ein geheimnisvoller Wanderstock
Sehr ausgewogen und transparent war das Tutti, kräftig in voller Besetzung, aber auch zart und aussagekräftig in den leisen Passagen. Vor allem die hohen Streichinstrumente haben an Fülle zugelegt und sind zu einer Einheit zusammengewachsen. Eine beeindruckende Leistung des gesamten Ensembles, wenn man bedenkt, dass sich dieses Jugendorchester jeweils nur zu Jahresbeginn zu einer intensiven Probenphase mit anschliessenden Konzerten trifft und sich die Wege der Musikerinnen und Musiker wie auch des Dirigenten wieder für Monate trennen. Zwei grosse Filmreihen standen im Mittelpunkt der Konzerte. In «Symphonic Suite from the Lord of the Rings» hat der Arrangeur John Whitney zahlreiche Themen des ersten Filmteils zu einem sehr ansprechenden Medley verarbeitet. Mit den ersten Takten gelang dem Orchester gleich ein klanglich packender Einstieg: dynamisch sehr differenziert, mit viel Ruhe die musikalischen Themen des friedlichen Auenlandes in den Geigen und der Flöte ausgespielt, die Hobbits mit leichter Artikulation fein gezeichnet.
Sehr überzeugend gelang der überraschende Wechsel zur inhaltlich dunklen Seite, zu diesen immer wiederkehrenden düsteren Akkorden im Blech, welche die schwarzen Reiter symbolisieren. War die Interpretation des anschliessenden Orkthemas wohl die Lieblingsstelle der Bläserinnen und Bläser im tiefen Blech? Satt, kompakt und intonationsrein gelang das Motiv trotz der tiefsten Lage, vom 5/4-Takt der Perkussion unerbittlich angetrieben. Sogar der an sich gutmütige Zauberer Gandalf höchstpersönlich hat die weite Reise aus Mittelerde auf sich genommen, um im Konzertsaal zu erscheinen. Mit wehendem Mantel, den Zauberstab schwingend und mit einem beeindruckenden «You shall not pass!» rauschte er auf das Dirigentenpodest. Unverkennbar, wer bei der Jugendsinfonie Fricktal das Sagen hat. Ob sich der grosse Zauberer mit diesem Filmzitat wohl den nötigen Respekt bei seinen jungen musikalischen Hobbits verschafft hat?
Klaus Badelts Musik zu «Pirates of the Caribbean» gehört nach wie vor zu den Highlights der jüngeren Filmmusik. Und so durften natürlich auch an den diesjährigen Konzerten die allseits bekannten Themen um den Antihelden Jack Sparrow nicht fehlen. In einem abwechslungsreichen, sehr anspruchsvollen Medley hat der amerikanische Arrangeur Ted Ricketts sämtliche Themen verpackt. Zu hören sind darin nicht nur Jack Sparrows Frotzeleien, sondern auch der Kampf um das begehrte Schiff «Black Pearl» und das Erscheinen der grusligen Piratenmeute. Schwindende Besucherzahlen bei den Kinobetreibern? Sieht und hört man sich diese junge Generation an angefressenen Filmmusikinterpretinnen und -interpreten an, so müssen sich die Filmemacher keine Sorgen um die Zukunft ihres Genres machen. Der Soundtrack des Blockbusters: grandios.
Eine junge Heldin in den eigenen Reihen
Als Kontrast zu den beiden gewichtigen Werken standen weitere ausserhalb der Filmszene, welche die beiden Moderatoren Moritz Essling und Jonas Ammann gekonnt mit dem gewählten Konzertthema in Verbindung brachten. So etwa Malcolm Arnolds «Four Scottish Dances» oder «Danzon No. 2» des mexikanischen Komponisten Arturo Marquez, dieses rhythmisch komplexe und stark akzentuierte Meisterwerk mit kubanischen Wurzeln, an welchem – so die Moderation – «sich jeder Einzelne im Orchester wirklich extrem «abgekrampft» hat».
Besonders hervorzuheben ist Gabriel Faurés «Elégie» mit der junge Cellistin Cristina Suter aus Hellikon. Die erst 14-jährige Schülerin der Musikschule Unteres Fricktal brillierte als Solistin in diesem berühmten Werk. Ihr sehr gepflegtes starkes Vibrato und ihr starker Bogenstrich verlieh der traurigen Melodie eine Schwere in den tiefen Lagen ihres Instrumentes, die für eine so junge Musikerin erstaunlich ist. Auch den virtuosen Mittelteil bewältigte sie mühelos. Dass das Begleiten eines Solisten zu den schwierigsten Aufgaben eines Orchesters gehört und für die Jugendsinfonie eher ungewohnt ist, war stellenweise hörbar. Da war die Tonsprache eher verhalten, die Begleitung etwas konturlos. Die junge Solistin liess sich aber nicht aus der Ruhe bringen und meisterte ihren schwierigen Part souverän.
Das Publikum zeigte seine Begeisterung für die Konzerte der Jugendsinfonie Fricktal mit langanhaltendem Applaus und stehenden Ovationen. Es darf sich auf die 4. Staffel im nächsten Winter freuen.