«Es wird ein Fest»
14.02.2023 Brennpunkt, Kultur, Musik, RheinfeldenDer Geiger Daniel Hope ist ein Weltstar. Am 1. März tritt er im Rahmen der «Klassik-Sterne» im Bahnhofsaal Rheinfelden auf. Im Interview mit der NFZ spricht der irisch-deutsche Musiker über seine besondere Beziehung zur Schweiz.
Valentin Zumsteg
NFZ: Herr Hope, Ihr ...
Der Geiger Daniel Hope ist ein Weltstar. Am 1. März tritt er im Rahmen der «Klassik-Sterne» im Bahnhofsaal Rheinfelden auf. Im Interview mit der NFZ spricht der irisch-deutsche Musiker über seine besondere Beziehung zur Schweiz.
Valentin Zumsteg
NFZ: Herr Hope, Ihr aktuelles Album heisst America. Was macht für Sie die amerikanische Musik aus?
Daniel Hope: Amerikanische Musik verkörpert das amerikanische Leben. Dies bedeutet für mich Flexibilität, Anpassungsvermögen und die Fähigkeit, bewusst – und kontinuierlich – etwas zu erschaffen und neu zu gestalten. Also das, was Amerikaner immer getan haben. Die amerikanische Musik hat die gleiche Energie, und darum hat amerikanische Musik die Welt so stark beeinflusst, obwohl es sie noch gar nicht so lange gibt.
Haben Sie einen amerikanischen Lieblingskomponisten?
Das ist schwer zu beantworten. George Gershwin war jedoch ein fantastischer Pianist, dem wir vieles zu verdanken haben: Gershwin war der Begründer der amerikanischen Musik. Er schrieb Songs für den Broadway, Klavierstücke und Orchestermusik. Und seine Musik klingt einfach amerikanisch! Darum lieben die Leute sie. Sie haben nicht das Gefühl, sich erst weiterbilden zu müssen, um seine Musik geniessen zu können. Ich glaube, das ist eines der entscheidenden Merkmale jeder grossen Musik. Seine Musik hat etwas Swingendes, sie hat Blues in sich, Synkopierungen, eine grosse Diversität und eine Art hausgemachter Virtuosität. Gershwins Musik ist voller Freude. Wenn man «An American in Paris» auflegt oder hört, wie Ella Fitzgerald seine Musik interpretiert, baut das einen total auf. Gleichzeitig erzählen die Blues- und Folk-Elemente davon, dass zwar nicht alles perfekt ist, aber am Ende alles irgendwie in Ordnung kommt.
Sie spielen auf der ganzen Welt. Wie unterscheidet sich das Publikum in den verschiedenen Ländern?
Jedes Publikum ist besonders, jedes Publikum ist anders. Sogar von Stadt zu Stadt. Aber schon seit meiner Kindheit habe ich besonders gerne für das Schweizer Publikum musiziert.
Sie leiten auch das Zürcher Kammerorchester. Was verbinden Sie sonst mit der Schweiz?
Ich durfte schon als Kleinkind die Luft im Berner Oberland geniessen. Im Saanenland habe ich zum ersten Mal Musik überhaupt erlebt – meine erste Begegnung mit Beethoven, Mozart, Vivaldi: Der Geruch der Holzbänke in der Saanen-Kirche, von wo aus ich stundenlang Proben zuhören durfte. Der herrliche Klang des Zürcher Kammerorchesters unter Edmond de Stoutz! Ganz einfach, Gstaad und die Schweiz sind so tief in meine musikalische Genetik eingepflanzt, dass es keine Rolle spielt, wo ich mich auf der Welt befinde, wann immer ich Musik spiele oder höre, habe ich das Gefühl, dass ein Teil von mir wieder im Berner Oberland ist.
In diesem Jahr werden Sie 50 Jahre alt. Verändert das etwas für Sie?
Es gibt mir die Möglichkeit, zu reflektieren, auch vielleicht intensiver über die Zukunft nachzudenken. Ich stehe ja seit meinem 15. Lebensjahr auf der Bühne...
Nehmen Sie es in diesem Jahr etwas ruhiger – oder im Gegenteil, haben Sie sich besonders viel vorgenommen?
Nein, in diesem Jahr spiele ich mehr als je zuvor, um die 180 Konzerte. Allein für das «Schleswig-Holstein Musik Festival», bei dem ich 2023 Portrait-Künstler bin, darf ich 50 Konzerte geben. Die Idee des Porträts ist, fast alle möglichen Konzertprogramme, die ich seitdem gemacht habe, wieder auf leben zu lassen, quasi mein musikalisches Lebenswerk. Ich kenne weltweit nur wenige Festivals, bei denen man die Chance hätte, eine solche musikalische Vielfalt zu präsentieren.
Am 1. März ist das Konzert in Rheinfelden. Auf was dürfen sich die Besucherinnen und Besucher hier freuen?
Ich komme mit einem hervorragenden Pianisten, Jacques Ammon. Wir kennen uns schon lange, er ist einer der wenigen klassischen Musiker, der genauso gut Klassik wie Jazz spielt. Wir präsentieren ein wunderschönes Programm zum Thema Amerika, wobei auch zum Beispiel Antonin Dvorak zu hören sein wird, der einige Zeit in den USA verbracht hat. Aber es gibt auch Musik von Gershwin, Kurt Weill und anderen. Es wird ein Fest!
Klassik-Sterne Rheinfelden: Daniel Hope (Violine und Moderation) und Jacques Ammon (Klavier) spielen am 1. März um 20 Uhr im Bahnhofsaal. Das Konzert steht unter dem Titel «America».