Mal gefühlvoll, mal rassig, aber immer Lässig
08.12.2022 Möhlin, Musik, PersönlichDie Geschichte über einen, der die Musik liebt und jetzt mit seiner Band eine erste CD rausbringt. Vielleicht ist das erst der Anfang. Marco Lässig, 49, Möhlin; das Portrait.
Ronny Wittenwiler
Er sitzt in einem Möhliner Café an der Hauptstrasse und erzählt, was vor rund einem Jahr passierte, dort in Zürich an der Langstrasse: «Und dann machte es einfach nur bumm!» Mit voller Wucht traf es ihn, und ja, bevor nun Schlimmes befürchtet wird, es war gut so. Marco Lässig stand mit Gitarre in einem Tonstudio und spielte zum allerersten Mal seine eigenen Kompositionen ein. «Da erst ist all das Potenzial der Songs so richtig sichtbar geworden.» Vielleicht war das, genau dieser Moment im Beisein seiner Bandkollegen, vielleicht war das der Anfang von etwas ganz Grossem. Gestern Zürich. Morgen Basel. Angefangen hat für Marco Lässig alles daheim, in Möhlin.
Meilenweit entfernt
Gerade erst ist ihm wieder ein Bild von damals in die Finger geraten. «Ich war sechs, vielleicht sieben Jahre alt», sagt Marco Lässig. Er erzählt von ersten Gehversuchen mit seiner Gitarre. Die Musik sollte ihn fortan nie mehr loslassen und darum hat es ihn auch immer schon gegeben: diesen Lässig mit Gitarre, mal hier, mal dort, klein und intim der Rahmen, beim Familienfest, im Fussballclub, meilenweit entfernt – sagen wir mal: Miles Away – war er aber noch von dem, was in den letzten beiden Jahren passieren sollte. «Als ich Ende 2020 von einer längeren Amerikareise zurückkehrte, da wurde dieses Bandprojekt konkret. Es hat seither eine Dimension angenommen, von der ich nie dachte, dass es so kommen würde.» Und so standen sie also eines Tages zum allerersten Mal in Sechserformation in Zürich, Langstrasse, in diesem professionellen Tonstudio und spielten gemeinsam. Im Leben, da macht es manchmal einfach bumm und plötzlich gibt es Pressemitteilungen wie diese: «Mit dem kürzlich erschienenen Debutalbum Miles Away ist ‹LAESSIG› nun dabei, live die Bühnen zu erobern.»
Eine Frage des Stils
Marco Lässig sitzt noch immer in einem Möhliner Café an der Hauptstrasse und spricht von dieser Frau; mysteriöse Lady, Mary Jane, eine schier Unwiderstehliche, die ihn um den Finger wickelt, alles verspricht und als Gegengeschäft doch nicht mehr verlangt als seine Seele. Zum Teufel nochmal! Lässig macht nicht einfach Lieder, vielmehr erzählen seine Songs ganze Geschichten, meistens auf englisch, manchmal auf italienisch. Die Melodie ist mal gefühlvoll, mal rassig, immer Lässig. Doch was heisst das schon?
«Musik entsteht aus einer Emotion heraus», sagt Marco Lässig, um dann nachzuschieben: «Der Mensch tendiert dazu, immer alles einordnen zu wollen.» Ganz so einfach macht er es seinem Publikum nicht, wenn er sagt, dass es in allen Bereichen gute Musik gebe, und er sie aufzählt: all die Strömungen aus Pop, Rock, Folkrock, Dance und Country, so manches zählt er auf, genauso wie all die Interpreten, die ihn auf seinem eigenen musikalischen Weg inspiriert hätten, die Rolling Stones, Bruce Springsteen, Coldplay. Aus all diesen Einflüssen hat Lässig letztlich seinen eigenen Stil entwickelt. Insgesamt gibt es Lässig jetzt mittels CD zwölfmal auf die Ohren, und was in Zürich eingespielt worden war, dieses Kind, es wird in Basel gefeiert: Die CD-Taufe findet nicht irgendwo statt, sondern ausgerechnet im legendären Konzertlokal Atlantis (siehe Kasten). Gestern Zürich. Morgen Basel. Vielleicht ist das erst der Anfang, doch gerade der ist bekanntlich schwer. Lässig ist nicht nur Songschreiber und Musiker, sondern auch sein eigener Manager. Er schreibt Radiostationen an, versucht, Fuss und Gitarre in die Tür der Schweizer Konzertlokale zu bekommen. «Die gesamte Planung, von der Anfrage bis zum Booking, das ist momentan meine Abendbeschäftigung», sagt Marco Lässig. «Du musst dich selber bewegen, musst dich bemühen. Auf uns hat doch keiner gewartet.» Und doch, sollte keiner auf sie gewartet haben: viel ist passiert in den letzten Monaten. «Als eher unbekannte Band haben wir dieses Jahr doch nahezu dreissig Gigs spielen dürfen.» Aarau, Murten, Baden, Grenchen, Lenzburg, Luzern, noch vor Weihnachten geht es nach Davos; warum eigentlich? Marco Lässig wartet einen Moment, sagt dann: «Wenn du mit deinen Kollegen auf der Bühne stehst und dann die Musik spielst, deine eigenen Songs – das macht etwas mit dir.» Und dann, auch das kommt mittlerweile vor: Dann singt das Publikum plötzlich mit, weil es den Song mittlerweile kennt, weil es ihn liebt. Es ist halt so im Leben: Manchmal gibt es diesen Knalleffekt der grossen Gefühle. Und es macht bumm.
«LAESSIG»
Die Band mit Frontmann Marco Lässig (Vocals & Guitar) besteht im Weiteren aus dessen Bruder Patrick Lässig sowie Daniel Zimmermann, Paddy Schmuki, Marcus Bodenmann und Kaspar Rast. Die CD-Taufe des Debutalbums «Miles Away» findet am Samstag, 10. Dezember, im Atlantis Basel statt. Türöffnung 18 Uhr, Beginn 21 Uhr. Weitere Infos zur Band sowie Tickets zur CD-Taufe im Internet.