Ach, du liebe Heimat

  04.11.2022 Bücher, Fricktal, Möhlin, Gemeinden, Unteres Fricktal

Wie eine Chronik die Geschichte von Riburg erzählt

War Riburg eine eigenständige Gemeinde oder war sie es nicht? Historiker Linus Hüsser ist dieser Frage nachgegangen. Entstanden ist eine kleine Chronik. Sie wird morgen in Möhlin vorgestellt; oder doch in Riburg?

Ronny Wittenwiler

Es sind die grossen Fragen der Menschheit: Gibt es ausserirdisches Leben? Wie wurden die Pyramiden gebaut? War Riburg jemals eine eigenständige Gemeinde? Auf die letzte und für manche vielleicht drängendste Frage soll es nun Antworten geben. Morgen Samstag wird eine entsprechende Chronik der Öffentlichkeit vorgestellt, ihr Titel: «Die Separationsbestrebungen Riburgs im 19. Jahrhundert und die einstige Selbständigkeit des Dorfes.»

«Fleissige, friedliebende Bevölkerung»
«Die Idee dazu kam von Fredy Böni», so André Beyeler, Leiter Kultur und Standortmarketing der Gemeinde Möhlin. Beyeler sagt, wie omnipräsent die Geschichte des Möhliner Dorfteils Riburg doch sei. «Es sorgt immer wieder für Diskussionen.» Noch in seiner Zeit als Gemeindeammann sei es Fredy Böni deshalb ein Anliegen gewesen, die Geschichte aufzuarbeiten. Licht ins Dunkel sollte der Fricktaler Historiker Linus Hüsser bringen, der dann von der Gemeinde den entsprechenden Auftrag erhalten hatte («Es war ein spannendes Thema»).

Hüsser stieg in die Archive und stiess auf viel Zitierfähiges; im Staatsarchiv, im Möhliner Gemeindearchiv, im Stadtarchiv bei den Rheinfeldern. Nun zeigt sich: Die Riburger Trennungsgesuche, von denen es nicht bloss eines gab im 19. Jahrhundert, hatten es in sich. Eine eigene Gemeinde zu bilden, so die Riburger damals an die Regierung in Aarau, sei ein «seit Jahrzehnten gehegter Wunsch ihres Herzens und zugleich ein Akt grösserer Wohlfahrt.» Und übrigens: «Riburg hat (…) schon früher oft genug Schwierigkeiten und Nachteil mit Möhlin gehabt.» Oder auch das hier fand Hüsser: «Riburg ist eine stille, abgelegene, für und in sich abgeschlossene Ortschaft, deren f leissige, friedliebende, einfache und im Ganzen wohlhabende Bevölkerung sich ausschliesslich mit Landbau und Viehzucht beschäftigt.» Was schliesslich aus all den Begehren, sich von Möhlin loszusagen, geworden ist: In der Chronik steht es jetzt geschrieben.

Vernissage beim Narrenbrunnen
Einer, der die Chronik schon zu Gesicht bekommen hat, ist Beat Waldmeier. Er ist Präsident des Ryburger Clubs, und das seit der ersten Stunde am 9. Juli 1989. «Sie ist gut rausgekommen», sagt Waldmeier über die Chronik. Der Club hält die Fahne für dieses Riburg hoch, mit Leidenschaft und Herzblut, ohne Frage. Dass seine Mitglieder auch gute Gastgeber sind, wollen sie morgen Samstag beweisen. Sie betreiben anlässlich der öffentlichen Vernissage eine kleine Festwirtschaft beim Narrenbrunnen (ab 14.30 Uhr). Zugegen sein bei der Präsentation der Chronik werden auch deren Verfasser Linus Hüsser sowie alt Gemeindeammann Fredy Böni und sein Nachfolger Markus Fäs.

Gibt es ausserirdisches Leben? Wie wurden die Pyramiden gebaut? War Riburg jemals eine eigenständige Gemeinde? Ach, du liebe Heimat. Gleich alle grossen Fragen der Menschheit werden morgen Samstag wohl aber dann doch nicht geklärt werden.

Ryburg? Oder Riburg? Es ist kompliziert. Während vom «Volg Riburg» die Rede ist, kehrten die Gäste einst ins «Restaurant Ryburg» ein. Die Strasse nennt sich «Riburgerstrasse», es gibt den «FC Möhlin-Riburg» aber eben auch den «Ryburger Club». Zur Fasnacht jeweils singt «Fridolin vom Rüberger Münschter» seine Schnitzelbänke, und dieser Fridolin wiederum gehört wem an? Der «Fasnachtzunft Ryburg». Ob «Riburg», «Ryburg» oder gar «Rüberg» – gemeint ist auf jeden Fall der untere Dorfteil von Möhlin.


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