«Was mit Freude gemacht ist, gefällt»

  05.12.2021 Frick, Musik, Persönlich

Mattis Sussmann dirigiert neu den Männerchor Frick

Der 26-Jährige studiert Schulmusik in Zürich, lebt in Buchs und ist einer von sieben Fricktaler Herzbuebe, einem Acapella Ensemble aus dem Aargau. Sein Bezug zum Fricktal beschränkte sich bisher auf eine Anekdote und genauso gut wie Musik hätte er Biologie oder Geschichte studieren können.

Simone Rufli

Ein Satz, gelesen auf der Webseite der Fricktaler Herzbuebe, bleibt hängen. «Sein Studium in Schulmusik sorgt dafür, dass Mattis stets die neusten und ausgefallensten Einsingübungen in die Proben mitbringt.» Was das für Übungen sein mögen?

Fünfundvierzig Minuten vor Probebeginn ist der neue Dirigent des Männerchors Frick auf dem Weg ins Probelokal auf dem Ebnet. Bevor das Einsingen beginnt, nimmt er sich Zeit für ein Gespräch mit der NFZ. Die erste Frage hat er erwartet: «Es stimmt und hat inzwischen den Charakter einer Anekdote. Mein Bezug zum Fricktal bestand lange Zeit nur darin, dass sich meine Eltern einst überlegten, ins Fricktal zu ziehen.» Was sie dann aber nicht taten? «Nein, ich bin in Windisch aufgewachsen und habe bis im letzten Juni dort gelebt. Seither lebe ich in einer eigenen Wohnung in Buchs.»

Es hätte auch etwas anderes sein können
Als Siebenjähriger lernte Mattis Sussmann – wie viele andere Kinder auch – den Umgang mit der Blockflöte. Etwas später kam die Trompete dazu, in der dritten Kanti folgte Klavierunterricht und im Studium dann noch der Gesangsunterricht. An der Alten Kantonsschule in Aarau entschied er sich für das Schwerpunktfach Musik und schliesslich für die Musik als Studienrichtung. Und so sind heute Gesang, Klavier und Trompete seine Studienfächer an der Zürcher Hochschule der Künste.

Was so schnurgerade daherkomme, sei für ihn lange Zeit nicht vorhersehbar gewesen, sagt der 26-Jährige. «Ich habe bisher im Leben selten nur eine Priorität gehabt», stellt er klar und erzählt, von der Zeit, als er erfolgreich Kunstrad gefahren war, von der Cevi, die ihm wichtig war und dass er sich immer sportlich betätigt habe, nicht in einem Verein, aber immer gerne draussen in der Natur. «Es war für mich gar nicht klar, dass ich einmal Musik studieren werde. Es hätte auch Biologie, Geschichte oder eine technische Studienrichtung sein können.» Viel zum Entscheid beigetragen hätten seine Lehrer an der Kanti. «Ich hatte inspirierende Chorleiter, die mir die Freude am Singen und am Chor vermittelt haben.» Auch die Fricktaler Herzbuebe sind aus der Kanti-Zeit hervorgegangen. «Wir wollten zusammen in Kontakt bleiben und zusammen singen.» Es war denn auch ein Herzbube, der ihn im Sommer auf das Inserat des Männerchors aufmerksam machte. Seinen ersten Auftritt mit dem Chor hat er bereits hinter sich. Im September am Chorfestival in Brugg, «nach nur gerade drei gemeinsamen Proben. Es war ein wunderschöner Auftritt.» Am 28. November dirigierte Sussmann den Männerchor zum ersten Mal in Frick. Beim Adventsingen in der katholischen Kirche. Er will das grosse Männerchor-Repertoire pflegen, hie und da Anpassungen vornehmen, für Abwechslung sorgen und spielerische Momente einfügen und weiss genau: «Was mit Freude gemacht ist, gefällt.»

Die Klänge des Akkordeons
Bei so viel Musikalität liegt die Vermutung nahe, dass Mattis Sussmann aus einer Musikerfamilie stammt. Richtig? Er lacht und schüttelt den Kopf. «Meine Eltern sind keine Berufsmusiker. Mein Vater war Wirtschaftsingenieur, Wirtschaftsprüfer und Informatiker.» Gibt es denn gar keinen Bezug zur Musik? «Doch», räumt der junge Mann ein, «bereits als Jugendlicher und junger Erwachsener hat sich mein Vater autodidaktisch das Akkordeonspielen beigebracht. Er ist ein virtuoser Akkordeonspieler.» Es waren die Klänge des Akkordeons, die Mattis von der Wiege über die Kindheit und durch die Jugend begleiteten. «Einmal pro Woche an einem Abend musizierte und sang mein Vater bei uns zuhause zusammen mit drei Kollegen. Er hatte eine Acapella-Gruppe.» Dazu kamen Auftritte an Tanzabenden. «Sein Repertoire an internationaler Volksmusik und Volkstänzen ist riesig.» Als Primarlehrerin mit Lektionen im Fach Musikgrundschule habe auch seine Mutter einen Bezug zur Musik. «Und für beide ist Tanzen sehr wichtig.» Und so besuchte die ganze Familie – Mattis Sussmann hat noch zwei jüngere Brüder – jeweils im Sommer die Singwoche. Chorgesang, Tanzen, Workshops, Live-Musik am Abend – Mattis freute sich immer auf diese Woche. «Seit 2017 gehöre ich zum Leiter-Team der Singwoche und darf den Erwachsenenchor betreuen, neuerdings auf dem Herzberg oberhalb von Aarau.» Tanzen ist ihm immer noch wichtig. In der Kanti belegte er Kurse in Salsa und Line Dance. «Line Dance lernte ich auch in der Singwoche.»

Neben dem Studium, dem Engagement bei den «Herzbuebe» und dem Dirigieren des Männerchors, bereitet er sich mit einem kleinen Pensum am Gymnasium Freudenberg in Zürich auf seinen baldigen Einstieg ins Berufsleben vor.

Viertel vor acht. Auf der Bühne in der Ebnet-Aula haben sich die Sänger des Männerchors versammelt. Mattis Sussmann beginnt mit dem Einsingen. Ein paar ungewohnte, körperliche Übungen sind darunter. «Sein Studium in Schulmusik sorgt dafür, dass Mattis stets die neusten und ausgefallensten Einsingübungen in die Proben mitbringt.» So sieht das also aus.


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