Weder Visch no Fogel, sondern einfach «Trionettli»

  28.08.2021 Laufenburg, Musik, Persönlich

Vor 20 Jahren gründeten Gabriel Kramer und Marc Suter «sfoifer & weggli Trionettli». Die erste Frontfrau Claudia Jegen wurde 2006 durch Sonja Wunderlin abgelöst. Seit der ersten Stunde laden die drei Musiker auf und neben den Bühnen zu spannenden Begegnungen ein. Ihrem unverwechselbaren wie eigenwilligen und stets Folkmusik geprägten Stil sind sie stets treu geblieben.

Susanne Hörth

«Die Leute liefen nicht vorbei, sie blieben stehen und hörten zu. Sie blieben auch in den Liederpausen und wir konnten mit ihnen Kontakt aufnehmen. Es passte einfach. So ist das bis heute geblieben.» Die Worte von Gabriel Kramer werden mit einem Nicken von Marc Suter bekräftigt. Über 20 Jahre sind es mittlerweile her, seit Marc einige Zeit in Irland lebte und dort das Feuer für die Folkmusik in ihm entfacht wurde. Der zündende Funken für diesen Musikstil sprang während eines Besuches auch auf Gabriel Kramer über. Zurück in der Schweiz gründeten die beiden damals 25-Jährigen zusammen mit Claudia Jegen eine Folk-Band, tauften sie auf den Namen «sfoifer & weggli Trionettli» und zogen ohne langes Proben bald einmal los. Die ersten «Bühnen» der drei Musiker – neben ihren Stimmen hatten sie auch Flöten und spezielle Saiteninstrumente dabei – waren die Strassen in Chur und Basel. Das war genau vor 20 Jahren. Gabriel und Marc wohnten damals in einer WG in Kaisten.

Als Claudia schwanger wurde, Familie und eigener Landwirtschaftsbetrieb keine Zeit mehr für die zunehmenden Auftritte liessen, stiess Sonja Wunderlin zum «sfoifer & weggli Trionettli» Wie ihre beiden Bandkollegen spielt auch die in Möhlin aufgewachsene Sonja mehrere Instrumente, singt, komponiert und textet.

«Anfänglich habe ich einfach das bestehende Programm übernommen. Mit der Zeit entwickelte sich aber mehr. Neues ist dazugekommen», sagt Sonja Wunderlin, nunmehr seit 15 Jahren Teil vom «Trionettli». Mit ihr wuchs auch das Instrumenten-Repertoire an. «Ich wollte etwas Weicheres, etwas, das ernsthaftere Themen noch mehr Boden gibt.» Das Akkordeon sorgte für dieses Fundament.

«Mit Sonja gab es meiner Meinung nach, die grundlegendste Veränderung. Sie war bereit, sich für die regelmässigen Bühnenauftritte zu engagieren», erklärt Gabriel. Ein Engagement, das zusehends mehr Zeit in Anspruch nahm. Die Band ging auf Touren, trat an Festen auf, wurde immer öfters gebucht. Im Jahr 2011 summierte es sich auf über 100 Auftritte. Für Sonja der Auslöser, um auf die Bremse zu treten. Sie befand sich damals mitten in der Ausbildung zur Naturheilärztin und spielte zudem mit ihrem Partner Gabriel (das Paar lebt in Laufenburg) in noch weiteren Musikformationen. Gabriel wirft an dieser Stelle ein, dass er «au suscht no es paar Bänds me hät, wo er mitmacht».

Zurück ins 2011
«Wir haben uns zusammengesetzt und jeder sollte sagen, welche Anzahl Auftritte für ihn oder sie vertretbar ist», sagt Gabriel. 60 Auftritte und nicht mehr sollten es pro Jahr sein. Diese unaufgeregte, gemeinsame Findung eines Entscheides, gehört letztlich auch zum Erfolgsrezept vom «Trionettli». Dazu kommt die gemeinsame Begeisterung für Musik, für Instrumente, den direkten Kontakt zum Publikum und einiges mehr. Ausprobieren, experimentieren, interpretieren zählen ebenso dazu. Gleichwohl oder gerade deshalb sind sie auch nach 20 Jahren ihrer Art treu geblieben. Die Musik – «Folkmusik mit F, nicht mit V», so Marc – zu beschreiben, ist aufgrund ihrer gelebten Vielseitigkeit gar nicht so einfach. Die drei Musiker bringen es auf ihrer Website selbst am besten auf den Punkt:

«Als Piraten auf den Seen der Schweizer Folksmusik pflegen sie ihren hauseigenen Trionettli-Stil. Dieser ist weder traditionell noch volksmusikverfremdend. Szenenkenner sind sich einig: Das Trionettli ist weder «Visch noch Fogel».

Unverkennbar und immer wieder neu zu entdecken ist auch der optische Auftritt von Sonja, Gabriel und Marc. Und auch hier sei auf ihre eigene Beschreibung verwiesen:

«Zwei Burschen mit Hosenträgern und ein Frauenzimmer in Grosis Kluft spielen bekannte und noch unbekannte Lieder aus der Heimat. Schweizer Folkslieder als roter Faden, gewürzt mit Publikumsanimation, Improvisation und Situa- tionskomik. Eine handvoll exotische Musikinstrumente gemischt mit dreistimmigem Gesang – so lautet das Erfolgsrezept.»

Auch nach 20 Jahren sei kein Konzert gleich wieder das andere, so Sonja. «Nie ist es ein Abspulen des Programms», fügt Marc an. Für ihn gibt es nach 20 Jahren das «Trionettli» noch, weil es einfach mit den Menschen zu tun hat, mit denen er gerne zusammen ist. Die drei Hauptzutaten, so Gabriel Kramer, seien: Wir Drei haben sehr ähnliche Werte, Anfragen für Auftritte und ganz wichtig: «Die Inhalte der ganzen Show. Das, was Sinn macht für uns und das Publikum.»

20 Jahre voller Höhen und Tiefen (die Pandemie-Zeit gehört zu letzterem), wollen die Drei mit einem Fest «unter einem Dach, aber ohne Wände» mit all den Menschen feiern, welche sie über all die Zeit begleitet haben, ihre Art Musik und Darbietung mögen und die irgendwie einfach immer da waren. Die Planungen für das Fest am 26. September (Ort wird noch bekanntgegeben) mit den zwei Burschen mit Hosenträgern und dem Frauenzimmer in Grosis Kluft laufen auf Hochtouren.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote