Am Anfang war ein Kran - Auf den Spuren einer Weihnachtsdekoration

  31.12.2017 Aargau, Frick, Nordwestschweiz, Kultur, Kunst, Oberes Fricktal, Gemeinden

von Simone Rufli

 

Manchmal bringen einem selbst Baukräne auf wunderbare Ideen. Für Ursula Hüsler aus Frick waren die vier Adventskerzen auf einem Baukran im Dorfzentrum Inspiration für ihren handgearbeiteten Weihnachtsschmuck. «Ich dachte, ich könnte selber so etwas töpfern.» Ganz so einfach war es dann aber doch nicht. Vom ersten Gedanken bis zur Vollendung des Werkes war es ein langer Weg. Wie gelang es ihr, auf der Töpferscheibe eckige Türme herzustellen? «Gar nicht.» Ursula Hüsler schmunzelt. Wenn sie töpfert, nimmt sie das Wallholz zur Hand und wallt den Ton, einem Teig gleich, zwischen Holzstäben aus, um die gewünschte Dicke zu erhalten. Wie dick mussten die Seiten sein, um stabil zu sein? «Die ersten Versuche waren zu dünn, der Ton fiel in sich zusammen», erzählt die Künstlerin. Auch das Zusammenfügen der Wände war nicht ganz einfach. Mit Schlicker, einem flüssig-breiigen bis zähflüssigen Ton, hat sie sie schliesslich zusammengefügt. Vier Türme, 50 Zentimeter, 40 Zentimeter, und zweimal 30 Zentimeter hoch.

Seit vier Jahren fährt Ursula Hüsler jeden Dienstag nach Hertenstein an den Vierwaldstättersee. Im trauten Umfeld des Bildungshauses Stella Matutina, der Ordensgemeinschaft der Baldegger Schwestern, umgeben von anderen Töpferinnen, findet sie die Ruhe, um kreativ zu sein. Hertenstein ist wohl nicht ganz nah, hat aber doch eine enge Beziehung zu Frick. Im Mai 2011, nach über 100 Jahren, verliessen die letzten Baldegger-Schwestern die Liegenschaft der Benz\'schen Stiftung in Frick, wo sie als Krankenschwestern und Kindergärtnerinnen tätig waren und in der Betagtenbetreuung wirkten. Der Kontakt zu diesen Schwestern, die in die klösterlichen Betriebe nach Baldegg und Hertenstein zurückkehrten, war denn auch der Grund, weshalb Ursula Hüsler nach Hertenstein gelangte.

 

Flammen aus Acrylglas

Von Hertenstein also brachte sie die vier fertigen Türme mit nach Hause. Zuvor, noch während die Türme im Ofen brannten, suchte Ursula Hüsler jemanden, der ihr die vier Flammen nach Wunsch herstellen konnte. In Däniken stiess sie auf eine Firma, die sich mit Acryl-Glasverarbeitung auskennt und ihr die Flammen nach ihren Vorstellungen zuschnitt. Wieder in Frick, brauchte sie noch jemanden, der die Flammen zum Leben erwecken und das ganze Gebilde zum Stehen bringen konnte.

Ein Podest sollte es sein, wetterfest wie alles andere und so, dass man die elektrische Installation darin versorgen konnte. Stephan Böller, Geschäftsführer der Böller AG, Holz- und Solarbau, Frick war ihr da eine grosse Hilfe. In jeden Ton-Turm kam ein Holzsockel von 10 bis 15 Zentimetern Höhe, um die Türme am Podest festzuhalten. Das Podest wurde aus Vollkernplatten erstellt und trotzt so jedem Wetter. Selbst die jüngsten Sturmwinde vermochten dem eigenwilligen Adventskranz nichts anzuhaben. Eigenwillig ist das Kunstwerk auch deshalb, weil es seiner Schöpferin das ganze Jahr über Freude bereiten wird. «Ende Januar werde ich die Flammen entfernen und im Frühling auf die Turmdeckel dann Blumentöpfe stellen», verrät Ursula Hüsler.

 

 

 


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