«Ich mache es unglaublich gerne»

  24.11.2017 Persönlich, Turnen, Wegenstetten, Sport, Porträt, Unteres Fricktal

Janine Tschopp

Pia Schreiber zeigt eine kleine Choreographie passend zur Musik. Die Kursteilnehmerinnen turnen konzentriert mit und merken, wie die Muskeln langsam warm werden. Es macht ihnen Spass, sich im Takt der Musik zu bewegen. Nach einigen Minuten geht es nahtlos in den Kraftteil über. Die Turnerinnen sind immer in Bewegung und folgen den Übungen der Kursleiterin. Manchmal kommen sie kräftemässig an ihre Grenzen und legen eine kurze Pause ein. Bei Pia Schreiber sehen die anstrengendsten Übungen einfach aus. Sie muss nie eine Pause einlegen. Ein kleiner Scherz, ein Lächeln, ein Lob der Leiterin. Die Stimmung ist sehr gut. Die Frauen schätzen die Fitnesskurse von Pia Schreiber, und die Stunde wird sicher auch nächstes Mal wieder gut besucht sein.

«Ich mache es unglaublich gerne und gebe es auch gerne weiter. Dass die Leute immer wieder in meine Stunden kommen, gibt mir Auftrieb», sagt die 44-Jährige. Pia Schreiber gibt öffentliche Fitnessstunden in Zeihen, Wegenstetten und Zuzgen. Zudem unterrichtet sie einmal monatlich die Frauenriegen Hellikon, Zuzgen und Effingen. Und sie leitet das Kinderturnen (KiTu) sowie seit Mitte Oktober eine Geräteturnlektion für alle Interessierten der Jufö (Jugendförderung) Wegenstetten. «Einmal pro Woche besuche ich selber eine Fitnessstunde in Gipf-Oberfrick», erzählt sie.

Sich immer fürs Turnen eingesetzt

Pia Schreiber, damals Meier, ist als ältestes von vier Kindern auf einem Bauernhof in Zeihen aufgewachsen. Das Vereinsleben bekam sie durch ihre Eltern schon als kleines Kind mit. Der Vater bei den Schützen und der Musik, die Mutter im Frauenbund und im Kirchenchor. Sie und ihre drei Geschwister zog es in den Turnverein.

Nach der Jugendriege wechselte Pia Schreiber in die Damenriege Zeihen, wo sie während 20 Jahren ein sehr aktives Mitglied war. «Ich hatte nur Turnen im Kopf. Der Verein war mein Leben.» Sie hatte dazumal wenig Verständnis für Leute aus ihrem Umfeld, die das nicht so sahen.

So war sie die treibende Kraft für viele Vereinsaktivitäten. Sie organisierte Vereinsanlässe wie Turnerabend, Chlaushock, Röstiessen, Vereinsreisen und studierte für die Wettkämpfe Geräte- und Gymnastikvorführungen ein. Ebenfalls leitete sie während fast 20 Jahren die Mädchenriege Zeihen. «In dieser Zeit besuchte ich eine Unmenge an Kursen in Gymnastik und Geräteturnen und alles, was mir Spass machte. Ich wollte einfach alles können.» In Kindersport und Turnen liess sie sich zum J+S-Experten ausbilden und engagierte sich ehrenamtlich im Kreis- und Kantonalturnverband.

Das Hobby zum Beruf gemacht

Auf dem Bauernhof gab es für Pia Schreiber und ihre Geschwister immer viel zu tun. «Zum Glück ist mein Bruder nur 15 Monate jünger. So hat er für mich die Arbeiten erledigt, bei welchen man schmutzige Hände kriegt. Ich war dafür zuständig, dass im Haus alles in Ordnung war.»

Ihre Abneigung zu schmutzigen Hände sind Pia Schreiber noch bis zur Berufswahl in Erinnerung geblieben. So entschied sie sich für eine Banklehre «Der Kontakt zu den Menschen fehlte mir.» Sie wechselte in den Verkauf und arbeitete für Volg und Coop. Im Verkauf tätig zu sein hätte ihr gefallen, die Arbeitszeiten passten aber nicht zusammen mit ihren turnerischen Freizeitaktivitäten. So wechselte sie wieder ins Büro und erhielt zuerst eine Stelle beim J+S-Amt des Kantons Aargau. Ein Jahr später begann sie für den Schweizerischen Turnverband (STV) zu arbeiten.

In der Abteilung «Aktive» war sie Sachbearbeiterin und unterstützte die Ehrenamtlichen bei ihren Arbeiten (Organisation von Wettkämpfen und Grossanlässen, Erstellung von Reglementen und Weisungen, Teilnahme an Sitzungen und Konferenzen, Planen von Kursen und vieles mehr).

2005 kam ihre Tochter zur Welt, und Pia Schreiber hörte (vorerst) auf, für den STV zu arbeiten. 2008 wurde ihr Sohn geboren. Drei Jahre später erhielt sie die Anfrage vom STV, ihre Arbeit wieder aufzunehmen. Sie war die rechte Hand von Thomas Jäger, Gesamtwettkampfleiter des Eidgenössischen Turnfests, das 2013 in Biel durchgeführt wurde. Das Pensum von Pia Schreiber steigerte sich stetig von 20 Prozent auf 100 Prozent kurz vor dem Turnfest.

Sie freut sich, dass sie durch ihre Arbeit beim STV, die sie derzeit in einem 20-Prozent-Pensum erledigt, das Hobby zum Beruf machen konnte. Bald schon steht wieder eine beruflich intensive Zeit vor der Tür. 2019 findet das nächste Eidgenössische Turnfest in Aarau statt. Wiederum wird Pia Schreiber zusammen mit Thomas Jäger für den sportlichen Teil des grossen Fests, an welchem rund 60 000 Turner erwartet werden, verantwortlich sein.

Die Leidenschaft für den Sport weitergegeben

«‹Wenn ich gross bin, werde ich auch Leiterin›», sagte ihre 12-jährige Tochter Lena kürzlich zu ihrer Mutter. Pia Schreiber freute sich sehr über diese Aussage. Sowohl ihre Tochter als auch ihr Sohn Tim haben Freude am Sport. Lena ist aktiv im Geräteturnen und beim Tanzen, Tim beim Nationalturnen, Schwingen und im Handball. «Es ist toll, dass auch unsere Kinder Freude am Sport haben. Wir unterstützen und begleiten sie gerne bei ihren Aktivitäten», sagt Pia Schreiber. Was sie ihren Kindern auch unbedingt mit auf den Weg geben will, ist die Freude am Vereinsleben. «Es ist wichtig, sich für etwas zu engagieren. Wer sich für etwas einsetzt, kriegt so viel zurück. Kinder müssen lernen, etwas miteinander zu erreichen und aufeinander Rücksicht zu nehmen. Der Mensch kann nicht nur profitieren. Er muss sich auch freiwillig engagieren. Nur so überlebt die Gesellschaft», ist sie überzeugt.

Schön ist, wenn man sich wie Pia Schreiber für etwas engagiert, und die eigene Freude so vielen Menschen weitergeben kann.


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