Die Macherin

  08.07.2017 Kultur, Rheinfelden, Persönlich, Kunst, Porträt, Unteres Fricktal

Von Valentin Zumsteg

An der Wand hängt ein Bild, das den Schriftsteller Oscar Wilde als Frau zeigt. Daneben ist eine Landschaft zu sehen, mit einem roten Acker. Hier, in dieser Laube, die zu ihrer Wohnung gehört, sitzt Lisa Greber oft und arbeitet an ihren Kunstwerken. Der Blick schweift über die Dächer der Rheinfelder Altstadt, der Obertorturm ist nicht weit. «Ich kann ziemlich viel, aber nichts perfekt. Ich bin eine Allrounderin, auch in der Kunst», erklärt die 36-Jährige.

 

Selber machen

Spricht sie von ihren Bildern oder ihren Filmen, dann verwendet sie immer das Verb «machen». «Ich gehe das handwerklich an. Ich mache Bilder und Filme.» Schon als Kind sei es ihr wichtig gewesen, dass sie Dinge selber herstellen konnte. «Ich glaube, das kam aus einer existenziellen Sorge. Ich hatte das tiefe Empfinden, dass es wichtig ist, handwerkliche Fähigkeiten zu haben. So lernte ich beispielsweise, Kleider zu nähen, welche ich bei Bedarf verkaufen könnte und selber tragen würde.» Mit den Händen arbeiten und etwas Erschaffen, steht für sie im Zentrum. Auch wenn sie schreibt, geht es ihr nicht nur um den Inhalt, sondern ebenso um den Schreibprozess und das Schriftbild.

Aufgewachsen ist Lisa Greber in Hellikon in einer Lehrerfamilie. «Der viele Platz, die Natur und die Freiheit haben mich geprägt.» Nach dem Gymnasium jobbte sie im Winter als Snowboard-Lehrerin und im Sommer auf einem Campingplatz. «In dieser Zeit begann ich damit, Animationsfilme zu drehen. Ich verwendete dafür Dinge, die ich gesammelt hatte: Stoff, Draht, Schrott.» Nach einem Jahr an der Schule für Kunst und Mediendesign und einem Atelierjahr in Zürich ging sie nach Hamburg, wo sie fünf Jahre an der Hochschule für bildende Künste studierte und das Diplom in visueller Kommunikation erlangte. Seit rund sechs Jahren ist sie zurück in der Schweiz, wo sie mit ihrem Sohn im Herzen der Rheinfelder Altstadt wohnt.

 

«Die Kunst muss frei sein»

Hier bringt sie Kunstschaffen und Broterwerb unter einen Hut. Sie arbeitet in einer Schoggifabrik und einem Hostel, sie geht putzen und hilft bei Caterings. Daneben widmet sie sich der Kunst und macht Auftragsfilme und Illustrationen für Firmen und Private. Gerne dreht sie Musikvideos, zuletzt für die Band «Deadwerner». «Das würde ich gerne öfter machen.» Aktuell unterstützt sie Martin Jenny bei Filmarbeiten für das Museum der Kulturen in Basel.

Für ihr künstlerisches Schaffen hat sie sich ein eigenes Konzept entworfen, es nennt sich «Discipline Hop». «Der Künstler soll immer seiner keimenden Lust folgen. Er ist aufgefordert, im Denken und Handeln nach Belieben in seiner Welt umher zu hüpfen. Der Künstler muss frei sein. Wenn ich mit einem Bild beginne, weiss ich nicht, wohin es mich führen wird. Dieser Prozess ist für mich entscheidend. Das Endprodukt ist fast nebensächlich.» Betrachtet man ihre ausdrucksstarken Portraitbilder, staunt man über diese Aussage.

Ausgangspunkt vieler ihrer Arbeiten bildet ein sich stetig wandelndes Archiv aus Gelesenem, Gesehenem, Gehörtem und eigenem Material. Landschaften, Literatur und Menschen inspirieren sie. «Die Kunst ist ein grosses Spielfeld.» Aktuell beschäftigt sie sich intensiv mit Körperzellen und lässt das Thema in ihre neuen Bilder einfliessen. «Ich liebe es, die Dinge miteinander zu verbinden und etwas Neues entstehen zu lassen.» Gerade hatte sie zwei Ausstellungen in Basel. Ab 26. August sind ihre Werke in einer Gruppenausstellung in der Johanniterkapelle in Rheinfelden zu sehen.

Was wünscht sie sich für die Zukunft? Sie überlegt kurz und sagt dann: «Ich möchte lebendig bleiben und meinen Schaffensdrang nicht verlieren.»


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote