Ordnung ist das halbe Leben

  08.05.2017 Persönlich, Wegenstetten, Porträt, Unteres Fricktal

Von Janine Tschopp

Nachdem Caroline Bamert aus Wegenstetten während fast acht Jahren die Herausforderung annahm, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen, gönnte sie sich vor drei Jahren eine berufliche Auszeit. Diese wollte sie unbedingt nutzen, um in und ums Haus einmal wieder alles auf Vordermann zu bringen. Herauszufinden, welcher Ballast, der sich in den letzten Jahren angesammelt hatte, losgelassen werden kann und welcher nicht, stellte sie vor ganz neue Herausforderungen. «Ich bin nicht der ‹Muldentyp›. Ich gebe den Dingen einen Wert.» So begann sie, sich intensiv mit dem Thema Aufräumen und Loslassen, nicht nur materiell, sondern auch emotional, zu befassen. «Ich setzte mich damit auseinander, wie viele Fasnachtskostüme, wie viele Trinkgläser oder wie viele paar Schuhe der Mensch braucht», erklärt Bamert. Ihr Ziel war es, sich in Zukunft zu freuen, die Wintermäntel zu versorgen oder die Osterdekoration aus dem Estrich zu holen, weil auch dort überall aufgeräumt ist. Es sollte keinen Ort im Haus mehr geben, der mit Ballast vollgestellt ist.

Bald stellte sie fest, dass Aufräumen ein Thema ist, das viele Menschen belastet. So entschloss sie sich, Menschen als Aufräumcoach zu unterstützen. Sie bietet Motivationskurse für Erwachsene an und ist derzeit daran, einen Aufräumworkshop für Kinder vorzubereiten.

«Oftmals geht es nicht nur um das materielle Loslassen, sondern auch um das seelische Verabschieden von Dingen, Beziehungen oder Freizeitbeschäftigungen», ist sie überzeugt. Nach verschiedenen Ausbildungen im Marketingbereich absolvierte Caroline Bamert auch eine Ausbildung zum Integral Coach CIS. Auch wenn sie momentan noch nicht mit Aufträgen überhäuft wird, ist sie sicher, mit dem Aufräumcoaching auf dem richtigen Weg zu sein. «In der heutigen Zeit, wo wir mit Produkten, die wir eigentlich nicht unbedingt brauchen, immer stärker ‹zugemüllt› werden, gewinnt das Thema an Bedeutung.» Auch die Nachhaltigkeit spielt dabei für Bamert eine zentrale Rolle.

Flügel sind wichtig in ihrem Leben

Caroline Bamerts Firmenlogo ist eine Fee mit zwei grossen Flügeln. «Einerseits soll es aussehen, als ob eine Fee zu Hause vorbeigekommen wäre und aufgeräumt hätte. Anderseits sollen die Leute auch beflügelt sein, nachdem sie sich vom Ballast befreit haben.»

Die 49-Jährige erklärt, dass Flügel in ihrem Leben immer wieder eine wichtige Rolle gespielt haben. Sie erzählt vom unvergesslichen Moment, als ihr Gottenkind Jason Brügger vor einem Jahr als Ikarus mit weissen Flügeln an den Strapaten zum grössten Schweizer Talent erkoren wurde. Sie war zusammen mit Jasons Familie am Finale in Kreuzlingen live dabei und fieberte mit.

Weitere Flügel, die in Caroline Bamerts Leben eine wichtige Rolle spielen, sind diejenigen eines Flugzeugs. Während zehn Jahren arbeitete sie als Flight Attendant. «Schon als Neunjährige, als mir mein Gotti einen Flug von Zürich nach Basel und retour geschenkt hatte, wusste ich, dass ich eines Tages Flight Attendant werden will.» Auch heute, als Passagier, gehört das Fliegen noch immer zu ihren Leidenschaften. Die Arbeit in der Luft gefiel ihr sehr gut: «Man wusste nie, was der Tag bringt. Extrem spannend waren auch die Gegensätze in diesem Beruf. Im Flugzeug putzt man die Bordküche, anschliessend übernachtet man im Luxushotel. Im Flugzeug ist man auf engem Raum mit vielen Menschen, dann ist man alleine im Hotelzimmer. Im Flugzeug ist man Bedienstete, im Hotel wird man bedient.»

Ihre Flight Attendant-Karriere startete sie als 24-Jährige bei der Crossair. Sie schätzte die grosse Verantwortung, die sie bei dieser Fluggesellschaft zu tragen hatte. «Bei der Crossair war man als Flight Attendant alleine mit 33 Passagieren und erledigte alle Aufgaben selber. Vom Handgepäck abnehmen, über den Service bis hin zu den Durchsagen.» Schliesslich wünschte sie sich, bei den verschiedenen Destinationen längere Aufenthalte zu geniessen. So kam der Wechsel zur Swissair.

Ein Tag, den sie in ihrem Leben nie vergessen wird, ist der 2. Oktober 2001, der Tag des Swissair-Groundings. «Wir flogen nach Johannesburg. Unterwegs hiess es, dass wir so schnell wie möglich nach Zürich zurückfliegen sollen. Der Blick aus dem Fenster nach der Landung in Zürich ging unter die Haut: Alle Swissair-Flugzeuge standen am Boden.» Als dann ein paar Monate später das Swissair-Logo mit «Swiss» überklebt wurde, kam für Caroline Bamert der Moment, von der Fliegerei Abschied zu nehmen. «Dass es die Swissair nicht mehr gab, sah ich als Chance, mich nach über zehn Jahren beruflich neu zu orientieren.»

So arbeitete sie während mehreren Jahren im Marketingbereich, zuletzt bei einer Generika-Firma in Basel.

Eiskunstlaufen ist ihr grosses Hobby

Caroline Bamert ist in Bottmingen aufgewachsen. Durch die Liebe zu ihrem Mann kam sie 1996 nach Wegenstetten. Seit ihrer Kindheit sind Eiskunstlaufen und Piccolo spielen an der Basler Fasnacht Hobbys, die sie gerne pflegt. Auf dem Eis fühlt sie sich besonders wohl. Als Kursleiterin unterrichtet sie Kinder beim Eiskunstlaufen. Es freut sie sehr, dass auch ihre zehnjährige Tochter diese Sportart mit Leidenschaft ausübt und sie dadurch viele gemeinsame Stunden auf dem Eis verbringen dürfen.

feederleicht.ch

 


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote