Der Obmann mit der Tellerwäscher-Karriere

  12.01.2017 Kaiseraugst, Unteres Fricktal, Porträt, Persönlich

Von Valentin Zumsteg

Angefangen hat er als Kulissenschieber, seit kurzem ist er Obmann der «Fotzelschnitte». «Eine richtige Tellerwäscher-Karriere», meint Benjamin Bürgi mit einem Schmunzeln. Seit 2012 gibt es diese Kaiseraugster Vorfasnachtsveranstaltung, die sich zu einem Publikumsrenner entwickelt hat.

 

Fasnacht, Feuerwehr und Jugendkommission

«In den ersten beiden Jahren habe ich hinter den Kulissen mitgeholfen. Dann wurde ich angefragt, ob ich auch mitspielen will. Seither stehe ich jedes Jahr auf der Bühne», erklärt Bürgi. Seit kurzem ist er Obmann der «MG Fotzelschnitte», er hat das Amt von Ernst Frey übernommen (die NFZ berichtete) Diese Gruppe, die aus acht Leuten besteht, organisiert den Anlass, der seit ein paar Jahren jedes Mal ausverkauft ist. Übrigens: für was das MG steht, ist ein gut gehütetes Geheimnis, das auch Bürgi nicht verraten will.

«Die Fasnacht ist wichtig für Kaiseraugst. Das Dorf sollte mehr solcher Anlässe wie die „Fotzelschnitte“ haben. Das bringt die Menschen zusammen», sagt der 28-Jährige, der auch das Fasnachtsfeuer mitorganisiert. Leider gehe der Trend in eine andere Richtung: «Kaiseraugst hat schon zahlreiche Anlässe verloren. Den Kehrausball, das Eierleset und das Grümpeli-Turnier gibt es nicht mehr. Das ist sehr schade. Es heisst ja immer, dass Kaiseraugst mit der Liebrüti und dem Dorfkern zweigeteilt sei. Veranstaltungen können da verbindend wirken. Wir müssen sie pflegen», findet Bürgi. Immerhin: Die Kaiseraugster Fasnacht entwickle sich gut. «Es gibt wieder neue Cliquen. Das freut mich.»

Bürgi ist ein aktives Dorfleben wichtig. Das ist der Grund, warum er sich bei der «Fotzelschnitte», im Vorstand der FDP-Ortspartei, bei der Feuerwehr und in der Jugendkommission engagiert. «Viele junge Leute orientieren sich leider schon früh Richtung Basel. Wenn wir nicht aufpassen, wird Kaiseraugst zum Schlafdorf. Auch das Beizensterben trägt dazu bei. Wenn man am Samstagmorgen durch den alten Dorfteil geht, ist es dort sehr ruhig. Man trifft kaum jemanden.»

 

«Eintauchen in andere Welten»

Benjamin Bürgi steht nicht nur an der Fasnacht gerne auf der Bühne, er ist ebenso ein engagiertes Mitglied des Theatervereins Kaiseraugst. «Das Spielen macht mir Freude. Ich schlüpfe gerne in verschiedene Rollen und tauche in andere Welten ein. Das ist ein Ausgleich zu Arbeit.»

Bürgi ist in Kaiseraugst aufgewachsen, war in der Pfadi und hat immer im Dorf gewohnt. «Ich kenne viele Leute. Kaiseraugst gefällt mir sehr gut, ich möchte nicht weg von hier.» Nach einer Lehre als Landmaschinen-Mechaniker hat er die Techniker-Schule, Fachrichtung Energie und Umwelt, absolviert. Aktuell arbeitet er bei einer Firma, die Fenster produziert.   

 

«Für die ganze Region»

Als Obmann der «MG Fotzelschnitte» ist es seine Aufgabe, die Zusammenkünfte zu leiten und die Diskussionen, die durchaus etwas chaotisch verlaufen können, in geordnete Bahnen zu lenken. «Wir sind ein eingespieltes Team. Jeder weiss eigentlich, was er zu tun hat.»

Er freut sich auf die diesjährige Produktion, die sich im weitesten Sinn mit «schwarzen Löchern» beschäftigt, mehr will er nicht verraten. Derzeit wird intensiv geprobt, damit an der Premiere am 8. Februar die Pointen sitzen. Denn oberstes Ziel der «Fotzelschnitte» ist es, die Leute zu unterhalten und zum Lachen zu bringen.

«Wir wollen nicht nur eine Kaiseraugster Vorfasnachtsveranstaltung sein, sondern etwas für die ganze Region bieten», betont Bürgi. Für die Zukunft wünscht er sich mehr Schnitzelbank-Gruppen, die bei der «Fotzelschnitte» auftreten. Und natürlich mehr Leute, die sich für ein vielfältiges Kaiseraugster Dorfleben einsetzen.


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