Sie taucht ein in die Welt der Fantasie
17.11.2016 Möhlin, Unteres Fricktal, Porträt, PersönlichVon Janine Tschopp
Eine Horde Kinder spielt im Garten. Es ist Kindergeburtstag. Die Kleinen sind total ausgelassen und aufgeregt. Sie freuen sich, einen Nachmittag zusammen zu sein und zu feiern. Plötzlich kehrt Ruhe ein. Die Kleinen entdecken jemanden, den sie doch auch schon gesehen haben. Wer ist das Mädchen mit den Sommersprossen, den roten Zöpfen und den verschieden farbigen Strumpfhosen? Ah, ja, das ist Pippi. Pippi Langstrumpf kommt auch zur Party. Sie spielt, feiert, zaubert, schminkt und formt Ballonfiguren mit den Kindern. Die kleinen Gäste vergessen die Zeit, und viel zu schnell ist das Fest vorbei. Auch für Sabine D’Annunzio, die als Pippi Langstrumpf die Rasselbande unterhält, vergeht die Zeit im Nu. «In all den Jahren habe ich in keiner Sekunde die Freude verloren, mit den Kindern zu feiern. Für mich hat das nichts mit Arbeiten zu tun. Es ist eine Bereicherung meiner Freizeit. Kaum bin ich von einem Auftrag zu Hause, freue ich mich schon auf den nächsten», erklärt Sabine D’Annunzio.
Mehrmals pro Monat ist die 42-Jährige regional, aber auch schweizweit als Kinderanimateurin unterwegs. Natürlich nie als Sabine D’Annunzio, sondern als Eiskönigin Elsa, als Schlumpfine, als Pirat, als Indianer, als Affe oder als Pippi Langstrumpf. Insgesamt 25 verschiedene Figuren stehen zur Auswahl, in welche sie bei einem Kindergeburtstag, einem Familienfest oder einem Geschäftsanlass schlüpfen und die Kinder unterhalten kann. Die Kostüme näht sie oft selber oder passt sie auf ihre Bedürfnisse an.
Sie ist kreativ seit ihrer Kindheit
«Schon als Kind habe ich viel gebastelt, mich mit Stoffresten verkleidet und lustige Perücken angezogen», erinnert sie sich. In der Schule gefiel es ihr, die Klassenkameraden zum Lachen zu bringen. «Ich war der Klassenclown.»
In Basel aufgewachsen absolvierte sie eine Lehre als Detailhandelsangestellte. Später arbeitete sie im Marketingbereich. Die Idee der Kinderanimation «brodelte» schon lange in ihr. «Nach einer aus familiärer Sicht sehr schweren Zeit war die Verwirklichung des Projekts für mich die Rettung.»
Es war ein Schicksalsschlag, als Sabine D’Annunzio 2009 ihre Mutter verlor. «Ich spürte die Kraft, dass ich es jetzt machen muss, um nicht vollkommen abzustürzen.» So trat sie Ende 2009 erstmals als Clown auf und brachte die Kinder zum Lachen. «Meine Mutter war ‹ein verrücktes Huhn› und hatte immer alle unterhalten und zum Lachen gebracht. Sie war ein wundervolles Mami und ist viel zu früh verstorben. Sie fehlt und hinterlässt eine unheilbare Wunde. Heute bin ich ‹das verrückte Huhn›.»
Mithilfe der Unterstützung ihrer Familie konnte sie ihren Traum, Kinderanimateurin zu sein, immer mehr in die Wirklichkeit umsetzen. «Ich merkte schnell, dass es ‹total mein Ding› ist, mit den Kindern zu spielen und sie zu unterhalten.» Die Nachfrage wurde immer grösser, und sie begann, das Geschäft aufzubauen. Sie vergrösserte ihr Angebot durch weitere Figuren, nähte sich die Kostüme, organisierte die passenden Utensilien und erstellte eine Homepage.
Weniger ist mehr
«Einmal, da hatte ich einen Auftritt, und vergass meine Spieltasche im Auto.» Ihre Familie, die sie an den Wochenenden oftmals zu ihren Auftritten begleitet, hatte das Auto bereits an einen anderen Ort mitgenommen, so dass Sabine D’Annunzio nicht mehr auf ihre Tasche mit den Spielen zugreifen konnte. «Dann musste ich improvisieren. Mir wurde bewusst, dass es ganz wenig braucht, um die Kinder zu unterhalten.» Das vermittelt sie heute auch bei ihren Auftritten. «Ich möchte die Kinder auch mit einfachen Dingen wie mit einem Ball oder Sackhüpfen beschäftigen. Wichtig ist, dass sie sich beim Spielen austoben können.»
Wenn Sabine D’Annunzio einmal nicht als Pippi Langstrumpf oder als Eiskönigin Elsa unterwegs ist, geniesst sie ihre Freizeit auch gerne gemeinsam mit ihren eigenen Kindern (13 und 10 Jahre alt). Weitere Hobbys sind Sport, Fotografieren, Zeichnen oder Basteln. Gerne unternimmt sie auch etwas mit ihren Freundinnen. Zu ihren grossen Leidenschaften gehört das Reisen. Mehrmals pro Jahr packen sie, ihr Mann und die Kinder ihre sieben Sachen und unternehmen eine Reise, sei es auf die Malediven, nach Dubai oder zur Familie nach Italien. «Das ist Balsam für die Seele», schwärmt sie.
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