von Susanne Hörth

Spricht Erwin Rehmann über seine Werke oder Kunst allgemein, so unterstreicht er das auch stets mit ausdrucksstarken Hand- und Armbewegungen. In diesen Momenten wird er zum wortgewaltigen Philosophen, zum Zeichner geistig vorstellbarer Bilder, zum Botschafter und Brückenbauer für jeden Kunstinteressierten. Erwin Rehmann ist aber vor allem eins:  Bildhauer, Schaffer von grossartigen Skulpturen und Objekten. Ein Mann, der zeitlebens gerne auch mit Material, insbesondere Metallen experimentiert hat. Er hält dazu fest: «Metalle haben ein eigenes Leben und eine ganz eigene Sprache. Und was eine Sprache hat, hat auch eine Innerlichkeit. Es lebt»

Erwin Rehmann sitzt im Parterre des Rehmann Museums. Seine Augen blitzen vor Energie. Voller Begeisterung erzählt er von der Idee bis zur Entstehung der kommenden Ausstellung. Eine Ausstellung, die sich fast ausschliesslich mit Werken des Bildhauers befasst, die bisher noch nicht öffentlich gezeigt wurden. Und eine Ausstellung, die auch einen ganz besonderen Tag im Leben des Künstlers zelebrieren wird. Am kommenden Sonntag findet die Vernissage von «Living Metals» gleichzeitig mit dem 95. Geburtstag des Laufenburger Bildhauers statt. «Ich kann nichts dafür, dass ich 95 Jahre alt werde. Manche werden einfach so alt, manche sterben früher», schmunzelt Erwin Rehmann. Dass es das Leben mit und für die Kunst ist, die ihn geistig so fit gehalten hat, stimme aber sicher. Mit einer für ihn typischen Handbewegung lenkt er von seinem Alter ab und redet von dem, was für ihn nach wie vor den grössten Stellenwert hat: die Kunst. Und die «kennt kein Alter.»

Der Zufall

Wer Erwin Rehmann kennt, weiss auch, dass er ein Perfektionist ist. Und das von der Idee, zur Ausführung bis hin zur Präsentation eines Objektes. In «Living Metals» gibt er aber auch dem Zufall ganz viel Platz. War es doch der Zufall, der massgebend an der Entstehung der an der Ausstellung gezeigten 297 Werke beteiligt war. Als vor 15 Jahren das Atelier von Erwin Rehmann zum Museum umgebaut wurde, mussten unter anderem an die 1000 ganz spezielle Exponate in Kisten gepackt und verstaut werden. Diese wurden in den vergangenen Monaten nun wieder ausgepackt. «Es sind unterschiedlich grosse Nebenprodukte von Skulpturengüssen. Werke voller Leben», erzählt er. Wenn er in der eigenen Giesserei gegossen habe, seien dabei auch immer wieder Überläufe neben dem Schmelzofen getrocknet. Statt diese dann wieder einzuschmelzen, hat Erwin Rehmann die teils sehr skurrilen, teils sehr gegenständlich anmutenden Gebilde gesammelt. «Jedes davon hat seine Eigenheit, keines wiederholt sich. Und jedes erzählt seine Sprache.» Mit der Wahl der Mischung verschiedener Metalle hat Erwin Rehmann dem Zufall bei der Entstehung der «Überlauf»-Objekte unterstützt.

Die fast 300 Werke für die Ausstellung auf individuell angefertigte Eisensockel aufzubringen, wäre für Erwin Rehmann angesichts seines Alters doch etwas zu viel gewesen. Was nicht heisst, dass er es nicht eng begleitet hat. Seit mehr als 20 Jahren ist Bildhauer-Kollege Daniel Waldner engster Vertrauter von Rehmann. Waldner hat in seiner Kaister Werkstatt die Sockel hergestellt, die Skulpturen darauf befestigt. Daniel Waldner, der auch technischer Leiter des Rehmann Museums ist, hat die Ausstellungsräumlichkeiten nun kurz vor der Vernissage nach genauen Anweisungen von Erwin Rehmann vorbereitet.

Auf seine Geburtstagswünsche angesprochen, lacht Erwin Rehmann: «Ich wünsche mir, dass die Leute Freude haben.» Viel wichtiger als sein Geburtstag aber sei die Ausstellung. «Darauf freue ich mich sehr.»

Geburtstag und Vernissage im Rehmann-Museum: Sonntag, 27. November, 17 Uhr: Die Stadt Laufenburg wird mit musikalischer Umrahmung durch die Stadtmusik und einer Überraschung Erwin Rehmann zum 95. Geburtstag gratulieren.

18 Uhr: Vernissage der Ausstellung «Living Metals». Die Ausstellung mit Begleitprogramm dauert bis 21. Mai 2017.