80 Jahre und noch immer fit
18.08.2016 Persönlich, Unteres Fricktal, Porträt, WallbachVon Hans Zemp
Sepp Steiner ist am 18. August 1936 in Giswil geboren. In seiner Jugendzeit waren die Berge seine Welt, seine Heimat. Einmal der Schule entsprungen, fand man ihn im Sommer mit Vieh auf der Alp. Der sechzehnjährige Bursche musste dort alle Tage sechzehn Kühe melken, morgens und abends. Die Amerikaner kannten damals Melkmaschinen, die Älpler nicht oder nur vom Hörensagen. Drei Sommer lang verlebte er die «schönste und unvergessliche Zeit» auf der Alp. Er hatte Freude an der Natur, Freude am Vieh und ganz besonders auch Freude an seinem Zahltag, an seinem ersten eigenen Geld. 120 Franken betrug sein Monatsgehalt, 160 Franken kostete ein paar bergtaugliche Schuhe.
Ins Honigland
In der Folge zog es den jungen Burschen ins Unterland. In Wallbach wurde er heimisch. Das Fricktal bezeichnete man damals in der Innerschweiz als Honigland. Mit 22 Jahren heiratete Sepp Steiner seine Frau Helen und 1963 gründete er sein eigenes Transportunternehmen. Mit einem Magirus Deutz führte er nun Langholz vom Wald in die Sägereien. «Das Risiko war damals gross, weil man zuerst einen Kundenkreis aufbauen musste», meint Sepp Steiner zurückblickend auf diese Zeit. Darum war er ordentlich froh, dass er auch Kunden in Frankreich bedienen konnte. Sonst wäre das Ganze nicht so toll gewesen, meint der rüstige Senior.
Als er das Pensionsalter erreicht, übergab Fuhrhalter Sepp Steiner das Geschäft an Sohn Beat und Tochter Margrit. Als Seniorchef der AG trifft man ihn aber heute noch täglich mit dem Lastwagen auf der Strasse. Touren in die Ostschweiz sind keine Rarität und das Fahren macht ihm Freude, sagt er. Das sinnvolle Verbringen der Zeit sei etwas Hehres, bringt er seine Überlegungen auf den Punkt.
Steiner war auch ein passionierter Schwinger. Bereits mit sechzehn Jahren unternahm der Jubilar erste Versuche im Kurzholz. Im Winter besuchte er in Giswil die Trainings. Im Sommer war der Weg von der Alp herunter zu weit. Mit seinen damals 55 bis 60 Kilo Körpergewicht zählte Josef Steiner nicht zu dem, was man unter den Schwingern körperlich häufig antraf. In seiner Wahlheimat begann er 1964 wieder mit den Trainings. Sein Fleiss trug 1966 Früchte. Am Aargauer Kantonalschwingfest in Gränichen kam er zu seinem Kranzerfolg.
Anno 1970 wurde Josef Steiner in den Vorstand des Schwingklubs Fricktal gewählt. Ab 1973 amtete er als umsichtiger Präsident im Klub. Während 19 Jahren war Sepp Steiner als «Schryber» bei den Aargauer Schwingerveteranen. Darum ist es nicht verwunderlich, dass ihm 1980 der Schwingklub Fricktal und der Aargauer Kantonale Schwingerverband seine Arbeit mit der Ehrenmitgliedschaft dankten. Noch heute ist Sepp Steiner ein gern gesehener Gast an den Schwingfesten oder an weiteren Schwingeranlässen. «Wenn ich an das Schwingen zurück denke, kommen mir viele, ja sehr viele unvergessliche Gegebenheiten in den Sinn. Die Kameradschaft war kein hohler Begriff.»
Seit 1976 trifft man Sepp Steiner immer wieder in Schützenhäusern. «Der Kranz muss es schon sein», meint er zu seiner in diesem Bereich noch heute gültigen Zielsetzung. Momentan hat er zwar etwas Mühe, vermutlich wegen der Augen. Er ist aber zuversichtlich, dass das schon wieder gut kommt. Bei den Wallbacher Schützen trifft man Josef Steiner ebenfalls viele Jahre im Vorstand und als Präsident an. Und Sepp Steiner wäre nicht Sepp Steiner, wenn da nicht noch etwas Politik in seinem Leben eine Rolle gespielt hätte. Während gut 30 Jahren war er Ortsleiter der SVP in seinem Wohnort.
Seit 57 Jahren ist Sepp Steiner nun verheiratet. Ihm ist sehr bewusst, dass all das, was er in all den Jahren machte, so nicht möglich gewesen wäre, hätte ihm nicht seine Frau Helen immer die Stange gehalten. Dafür ist er sehr dankbar. Dem geistig und körperlich fitten Jubilar sind noch viele gefreute Jahre zu gönnen. Sein verschmitztes Lächeln wirkt erfrischend und ansteckend.