«Hypnose machen kann jeder»

  28.03.2016 Frick, Persönlich, Gesundheit, Gipf-Oberfrick, Porträt

Von Hildegard Siebold

Urs Fellmanns Praxis ist in Gipf-Oberfrick. Er teilt sich die Räume an der Landstrasse 21 mit der Heilpraktikerin Myriam Renz. Die Namenschilder am Eingang des Hauses wecken Neugier. «Praxis Isvogel» – dahinter verbirgt sich Myriam Renz. «Nordlicht Hypnose» hat Fellmann für sich auserkoren. Weil ihn die Leuchterscheinung in ihren Bann zog, seit er sie das erste Mal gesehen hat. «Es hat etwas Mystisches, es ist emotional, faszinierend und natürlich», sagt Urs Fellmann mit jener Begeisterung, mit der er auch seine Arbeit als Hypnose-Therapeut ausübt.

 

Aus einem tiefen Loch

Das Nordlicht sei ebenso speziell, wie eine Hypnose speziell sei. Und ebenso natürlich. Die Räume gleichen wenig einer Praxis. Gemütliche Sessel warten im Besprechungszimmer auf Menschen, die erzählen möchten, ihr Leben neu gestalten wollen. Nichts wirkt überladen, nichts lenkt ab. Es ist ein Leichtes, sich auf die Person gegenüber zu konzentrieren. Und es ist ein Leichtes, sich auf Fellmanns offene Art einzulassen. «Hallo, ich bin der Urs»: So simpel diese Begrüssung auf den ersten Blick erscheint, so bannbrechend ist sie. Fellmann wählt das vertraute Du ganz bewusst, um Vertrauen zu schaffen. Vertrauen sei die oberste Grundlage für eine gelingende Hypnose. Ebenso das Kennenlernen im Vorgespräch, in dem die Bedürfnisse und Ziele des Klienten erarbeitet werden. Unsicherheiten, Ängste und Vorbehalte müssen beiseite geschafft werden. Darauf baut der 53-Jährige seine Hypnose-Therapie auf.

Er weiss, wovon er spricht, waren es doch negative Prägungen, die sein Interesse für die Hypnose weckten und die ihm half, aus einem tiefen Loch herauszukommen. In dieses fiel er, als sein bester Freund viel zu früh und völlig unvorhergesehen starb. «Das hat mich lange geplagt, ich verstand die Welt nicht mehr», erzählt er. Auch, dass er sich nicht verabschieden konnte, weil alles so plötzlich geschah, nagte an ihm. Ein paar Jahre später starb erneut ein ihm sehr nahestehender Mensch. Mit ihm hatte er viel unternommen in der Freizeit. Mit anzusehen, wie er elendig sterben musste, war ungeheuer belastend. Das Bild des toten, abgemagerten Freundes blieb in seinem Kopf, liess sich nicht mehr vertreiben. «Ich wollte ihn anders in Erinnerung behalten, fröhlich wie er einst war, aber es gelang mir nicht», schildert Fellmann. Schliesslich wagte er den Schritt in eine Hypnose-Therapie. Seither ist das negative Bild verschwunden, umgewandelt in ein positives Bild.

«In der Hypnose bist du in einer totalen körperlichen und geistigen Entspannung und fokussierst dich auf wenige positive Suggestionen des Therapeuten», erklärt Fellmann. Ziel sei es, diese Informationen im Unterbewusstsein des Klienten zu verankern und damit Erfahrungen, Assoziationen und Traumas durch positive Inputs zu ersetzen.

Während der Hypnose-Therapie habe der Klient jederzeit die Möglichkeit, dem Therapeuten zu antworten, zu reagieren oder sogar zu widersprechen, wenn etwas für ihn nicht stimme. «Der Klient hat jederzeit die Kontrolle», versichert Fellmann und unterscheidet seine Arbeit ganz klar von der sogenannten Show-Hypnose. «Die Hypnose-Therapie arbeitet ausschliesslich in Absprache mit dem Klienten», erklärt Fellmann.

Er möchte Menschen helfen, weil er weiss, wie dreckig es jemanden gehen kann. Menschen, die vor einer Wand stehen und nicht mehr weiterwissen. Das funktioniere aber nur, wenn der Klient das auch wolle und den festen Willen und Glauben habe, etwas zu ändern. Dann ist es die Aufgabe von Fellmann, den Klienten an seinen Wohlfühlort zu führen. Ein Ort, wohin er ihn für positive Verknüpfungen mental führt. Das können ganz unterschiedliche Orte sein, ein Urlaubsort etwa, das Sofa zuhause. «Hypnose machen kann jeder», sagt Fellmann. Denn die Hypnose mache im Grunde jeder Klient selbst, er sei nur der Reiseleiter, der ihn auf dem Weg begleitet.

Fellmann selbst führte die Hypnose auf eine Reise in ein ganz neues berufliches Leben. Aufgewachsen in Binningen im Kanton Baselland in einem behüteten Elternhaus, machte er nach der Schule eine Ausbildung bei der Schweizer Bundesbahn. Später arbeitete er 13 Jahre beim Bodenpersonal der Swiss-Air und weitere zwei Jahre als Geldtransporteur.

 

«Anständige Konkurrenz»

Nach seiner eigenen positiven Hypnose-Erfahrung, die sein Leben spürbar veränderte, liess ihn das Thema nicht mehr los. Aus reiner Neugier besuchte er ein Hypnose-Seminar, um zu erfahren, was passiert da eigentlich wirklich. Dort hat es ihn endgültig gepackt. Er entschloss sich, eine Ausbildung zum diplomierten Hypnose-Therapeuten zu machen, um anderen Menschen ebenso zu helfen, wie ihm geholfen worden war. Sein Lehrmeister war der Hypnose-Experte und Bestsellerautor Gabriel Palacios aus Bern, der von sich selbst sagt: «Ich bilde mir meine Konkurrenz selbst aus, damit es auch anständige Konkurrenz ist.» Von ihm lernte Fellmann das notwendige Rüstzeug, um eine Faszination zum Beruf werden zu lassen.


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