«Ich habe nicht mitgemacht, um zu gewinnen»

  01.01.2016 Frick, Jugend, Persönlich, Musik, Oberes Fricktal, Porträt

Von Stefan Salzmann

Auch wenn der Nordwestschweizerische Solisten- und Ensemblewettbewerb (NSEW) in Lausen schon eine Weile her ist, ist dieser beim Gewinner noch allgegenwärtig. Leo Giger sitzt am Küchentisch und angesprochen auf seinen Sieg antwortet er: «Ich habe nicht mitgemacht, um zu gewinnen.» Seine Aussage gleich zu Beginn des Gesprächs überrascht. Nimmt man doch im Allgemeinen an, dass bei Jugendlichen in seinem Alter nur das Gewinnen zählt. Er relativiert: «Klar habe ich mich über den Sieg gefreut. Ich hätte aber niemals damit gerechnet, dass ich gewinnen würde.» Somit konnte Leo ohne Druck antreten. Und dies ist perfekt aufgegangen.

Von seinem Triumph erfuhr er von einem Kollegen. «Ich konnte die Siegerehrung am frühen Samstagabend gar nicht mehr abwarten, da ich im Anschluss an einem Adventskonzert in Gipf-Oberfrick auftrat», erklärt er. Die Nachricht sei eine schöne Überraschung gewesen. Belohnt wurde Leo mit einem schriftlichen Feedback der Jury, einem Zertifikat, der Aufnahme seines Auftritts und einem Pokal. «Ich habe mich sehr darüber gefreut. Praktisch wären aber auch neue Schlagzeug-Sticks gewesen», sagt er lächelnd.

Der 15-Jährige, der die vierte Bezirksschulklasse in Frick besucht, spielt seit elf Jahren Schlagzeug. An die Anfänge kann er sich nicht  mehr genau erinnern. Ein Foto zeigt aber, wie Leo mit zwei Sticks auf einer Abfalltonne trommelt. Dazu habe er schon früh eine Art kleines Plastikschlagzeug gehabt. Dass Leo mit Musik in Berührung kommen würde, war absehbar. Denn seine Mutter ist Querflötistin und sein Vater Kontrabassist. Beide unterrichten an der Musikschule in Frick.

Keine leichte Entscheidung

Neben dem Schlagzeug habe er während vielen Jahren auch Violine und Saxophon gespielt. Der grosse Unterschied zwischen den Instrumenten reizte ihn und machte ihm die Entscheidung nicht leicht. «Vor drei Jahren hat sich aber Schlagzeug durchgesetzt», sagt er. Zuerst im Gruppenunterricht und seit neun Jahren alleine, wird er einmal wöchentlich von Schlagzeuglehrer Christoph Mohler an der Musikschule Frick unterrichtet. Mit ihm hat er sich auch spezifisch für den NSEW vorbereitet. «Wir haben zusammen einen Ablauf erstellt, damit ich mich mehrere Monate auf den Wettbewerb vorbereiten konnte und für die Auftritte bereit war.»

Auch wenn sich Leo Giger nun Solochampion in der Percussion nennen darf, hat sich für ihn nicht viel verändert: «Der Erfolg ist gut fürs Selbstvertrauen. Aber ansonsten hat sich für mich nichts verändert», erklärt er. Ausser dass es natürlich viele Glückwünsche von Kollegen und Bekannten gegeben habe und einen Brief mit Gratulationen von der Musikschule Frick.

Der Percussionist behält sein tägliches Üben bei. «Manchmal ist es ein Müssen, meistens aber ein Wollen», erklärt er lächelnd. Er wolle weiterkommen und dafür sei das tägliche Üben nun mal Voraussetzung. Und dass es ihm Spass mache, stehe sowieso ausser Frage. «Ich kann ganz viele verschiedene Klänge ertönen lassen und bestimme am Schlagzeug den Rhythmus eines Musikstücks. Das gefällt mir sehr an meinem Instrument.» Zudem sei die Unabhängigkeit der beiden Beine und Arme beim Spielen eine grosse Herausforderung und zugleich sehr faszinierend.

Dass der 15-Jährige aber nicht nur gerne als Solist auftritt, zeigt sich darin, dass er in einer Jazz-Band an der Musikschule in Frick und als Paukist im Siggenthaler Jugendorchester in Brugg mitspielt. Jedoch ist Leo nicht nur musikalisch interessiert. «Ich mache sehr gerne Sport. Sei es im Verein bei Unihockey Fricktal oder mit Kollegen zusammen beim Basketball oder Fussballspielen in der Freizeit.» Er versucht die Musik und den Sport in der Balance zu halten. Denn das eine diene ihm als Ausgleich zum anderen und umgekehrt. Bisher habe das sehr gut funktioniert.

Da er aber bald die obligatorische Schulzeit beendet, könnte sich die Balance zwischen Musik und Sport verschieben. «Ich weiss noch nicht genau was ich machen will. Vermutlich aber gehe ich ans Gymnasium Leonhard in Basel und werde da als Schwerpunktfach Musik wählen.» Dass ihm dann weniger Zeit für den Sport bleibt, ist ihm klar. Ganz damit aufhören, möchte er aber auf keinen Fall. Und sei es auch, wenn er in einigen Jahren ein Jazzmusik-Studium in New York absolvieren sollte. «In den USA gibt es definitiv auch die eine oder andere Sportart, die man betreiben kann», sagt er lächelnd.


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