Kostbare freie Zeit schenken

  17.12.2015 Aargau, Frick, Persönlich, Brennpunkt, Zeihen, Oberes Fricktal, Wohltätigkeit, Porträt

Von Dominik Senn

52 000 Mitglieder, 7854 Spenderinnen und Spender, 36 Betreuerinnen der Entlastungsdienste, 35 Dozenten/Kursleiterinnen, 9 Notrufinstallateure, 93 junge Freiwillige, 775 Freiwillige und 50 festangestellte Mitarbeitende zählt derzeit das Schweizerische Rote Kreuz Aargau. Zu Letzteren gehört Marie-Helen Roniger, Zeihen, seit elf Jahren. Seit sechs Jahren ist sie Teamleiterin der Regionalstelle Fricktal an der Hauptstrasse 69 in Frick.

 

«Ist das nicht grossartig?»

Die Hauptaufgabe der vier aargauischen Regionalstellen besteht in der Organisation und Koordination der Fahrdienste durch Freiwillige. Allein im Aargau kommen Jahr für Jahr rund zweieinhalb Millionen Fahrkilometer zusammen, welche von rund 600 Fahrerinnen und Fahrern auf freiwilliger Basis bestritten werden. Das können Fahreinsätze innerhalb einer Gemeinde, aber auch zu ausserkantonalen Einrichtungen wie Spitälern sein.

«Im Fricktal dürfen wir auf rund achtzig Fahrerinnen und Fahrer zählen, die mit ihren eigenen Autos oder mit einem der drei SRK eigenen Rollstuhlfahrzeugen die Fahrten absolvieren. Das sind jeden Tag zwischen vierzig und fünfzig Einsätze», sagt Marie-Helen Roniger. Die Fahrerinnen und Fahrer stammen aus allen Gesellschaftsschichten und sind von 22 bis gegen achtzig Jahre alt, sie werden auch speziell für diesen Zweck geschult. Sie würden zwar für die gefahrenen Kilometer entschädigt, jedoch nicht für die Zeit, die sie investieren. Und das könne je nachdem, ob es sich beispielsweise um einen Transport zu einer Dialyse-Station oder einem Arzt- bzw. Spitalbesuch und zurück handelt, mehrere Stunden in Anspruch nehmen. Im Gegensatz zum Taxi begleiten die Fahrerinnen und Fahrer die zumeist in der Mobilität eingeschränkten Passagiere bis ins Innere des Gebäudes. «Ist das nicht grossartig von den Fahrerinnen und Fahrern? Sie spenden ihre kostbare freie Zeit», freut sich Marie-Helen Roniger über den Einsatz der Freiwilligen.

 

Viel Freiwilligenarbeit geleistet

Freiwilligenarbeit zieht sich wie ein roter Faden durch das Leben der 53-Jährigen, die in Frick aufgewachsen ist. Als ehemalige Hotelfachfrau und spätere Personalberaterin, aber auch als dreifache Mutter und Hausfrau fand sie immer Zeit für Freiwilligenarbeit: Sie wirkte jahrelang in der Kindergartenkommission, in der Elterngruppe und im Bezirksschulrat mit, war zehn Jahre lang im Kantonalvorstand der Lungen-Liga Aargau und Präsidentin der Bezirke Rheinfelden und Laufenburg sowie Vorstandsmitglied des katholischen Frauenbundes in Zeihen. «Meine Eltern haben mich diesbezüglich geprägt. Sie haben uns Kindern freiwilliges Engagement zugunsten der Allgemeinheit vorgelebt. Zudem sah ich diese Aufgaben auch als eine sinnvolle Beschäftigung in der Zeit an, als ich zuhause die Kinder grosszog und keinem Beruf nachgehen konnte.»

Mit dem geplanten Wiedereinstieg ins Berufsleben kam 2004 das Jobangebot im neu eröffneten Regionalstellenbüro, welches sie inzwischen leitet und im Dreierteam betreut. Nebst dem Fahrdienst gehören Besuchs- und Begleitdienste, begleitete Ferien und Ausflüge sowie ein Nähatelier in Rheinfelden für Frauen mit Migrationshintergrund zum Angebot.

«Diese Schaltstellenaufgabe zwischen Betagten, Verunfallten, Erkrankten und den freiwilligen Helfenden ist äusserst befriedigend», sagt Marie-Helen Roniger. «Die Dankbarkeit ist gross, wenn wir Hilfsbedürftigen schwierige Zeiten überbrücken helfen und ihnen Lebensqualität schenken. Es geht einem auch nahe, wenn jemand von uns geht, den wir kennen und schätzen gelernt haben.»

Sie seien auch immer auf der Suche nach Freiwilligen, denn es gebe immer mehr Menschen, die Hilfe beanspruchen. Im ländlich geprägten Fricktal habe man auch die Erfahrung gemacht, dass im Durchschnitt der Bevölkerung weniger Fahrdienste benötigt werden, als in städtischen Agglomerationen wie Aarau und Baden. «Offenbar funktioniert bei uns die Verwandten- und Nachbarschaftshilfe besser.»

Privat sind die Kinder «ausgeflogen». Marie-Helen Roniger hat so mehr Musse sich beim Frauen-Serviceklub Soroptimist International Fricktal zu betätigen und unterstützt nebenbei ihren selbständig tätigen Mann in der Büroarbeit. Daneben hält sie sich mit Sport fit, vor allem mit Wandern und Velofahren und ist «dankbar und sich des Privilegs sehr bewusst, den Tag selbständig ohne fremde Hilfe bewältigen zu können.»


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