Die Bäckers-Töchter

  20.12.2015 Persönlich, Unteres Fricktal, Rheinfelden

Von Boris Burkhardt

Die Schwestern Jolanda und Isabelle Rohrer führen die einzige Bäckerei in Rheinfelden. Wenn Handwerker ihren Beruf lieben, dann spürt man das – dieses Klischee ist kaum irgendwo so wahr wie in der kleinen Bäckerei Rohrer in der Bahnhofstrasse. «Der persönliche Kontakt im Laden wird stark geschätzt», sagt Isabelle Rohrer: «Wir kennen gut zwei Drittel unserer Kunden mit Namen.» Und das restliche Drittel werde bereits beim zweiten oder dritten Besuch danach gefragt, ergänzt sie und lacht: «Das gibt die persönliche Bindung.»

Die Zutaten stammen aus dem Fricktal

 

Ruchbrot und Halbweissbrot bäckt sie dort ab 2 Uhr morgens, und in der jetzigen Jahreszeit Adventsbrot, «ganz ursprünglich» mit einem Vorteig, der am Abend gerichtet wird: «Das ist ein Mehraufwand, den man schmeckt.» Die Zutaten bis auf das Salz und einige Gewürze stammen alle aus dem Fricktal, sagt sie. Beliefert werden regelmässig Hotels, Restaurants und Altersheime der Region, immer wieder auch Schulen, Vereine und Kirchgemeinden. Advent, Dreikönige und Ostern sind die Hochzeiten im Berufsjahr eines Bäckers: Der Höhepunkt im Jahreslauf der Bäckerei Rohrer ist aber das Magenbrot, das es nur zum Rheinfelder Herbstmarkt im Oktober gibt.

 

Für die beiden Schwestern – die dritte und jüngste wollte als einzige nicht in die Fussstapfen der Familiendynastie treten – stand es nie in Frage, Bäcker zu werden: Jolanda legte 1995 die Meisterprüfung ab; Isabelle steht ihr als Detailhandelskauffrau zur Seite. «Dass wir nie gegen den elterlichen Beruf rebellierten, liegt wohl an der Tatsache, dass wir nie im Betrieb mitarbeiten mussten, wenn wir von der Schule kamen», mutmasst Jolanda. «Da könnte man schon den Verleider kriegen», fügt Isabelle hinzu. So entwickelten die beiden freiwillig die eingangs erwähnte Liebe zum Backhandwerk.

Freundschaftliches Verhältnis 

Nicht nur die bekamen sie von ihrem Vater mitgegeben, sondern offensichtlich auch das Laisser-Faire. Selbst mit dem einzigen von einst sieben Mitbewerbern, der noch verblieben ist, der Confiserie Graf, verbindet die beiden Schwestern seit der Kindheit ein freundschaftliches Verhältnis. «Wir schicken uns gegenseitig Kunden und sprechen uns wegen den Ferien ab», erzählt Isabelle. «Es ist eine Frage des Charakters, dass man dem anderen das Wasser nicht abgräbt», sagt Jolanda. Bedingung ist für sie dabei aber, dass man die Kunden ernstnimmt: «Wer anfängt, an den Rohstoffen zu sparen, wird kaputtgehen», sagt sie über einen der verschwundenen Mitbewerber im Städtli.

 

 

 


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