Willkommen im Club, ihr Rindviecher!
06.08.2015 Kultur, Unteres Fricktal, Landwirtschaft, Tradition, MöhlinVon Ronny Wittenwiler
Am 5. Juni veröffentlichte die NFZ eine Art veterinärer Hilferuf: «Dem Ryburger Club fehlen die Rindviecher.» Sind andere Vereine wahrscheinlich froh, möglichst wenig von solchen in den eigenen Reihen zu haben, so ist das diesmal beim Ryburger Club ein wenig anders. Da frohlockt der Präsident aus aktuellem Anlass schon mal mit einem dreifach «Willkommen im Club, ihr Ochsen!» Das scheinbar aussichtslose Unterfangen ist also tatsächlich geglückt…
Vorgeschichte
Zur Erinnerung: Die Mitglieder vom Ryburger Club suchten für das am 5. September stattfindende «14. Ryburger Fäscht» ein Ochsengespann. Denn an jenem Tag wollen die Organisatoren ihren Festbesuchern einen Einblick in längst vergangene Zeiten hiesiger Landwirtschaft gewähren. Ganz besonders die ursprüngliche Absicht: in Echtzeit demonstrieren, wie einst die Äcker gepflügt wurden, nämlich mit Ochsen; zumal die kastrierten, männlichen Rinder oft in der Landwirtschaft als Zug- und Arbeitstier Verwendung gefunden hatten. Doch wo sollten auf die Schnelle einfach so zwei dafür taugliche Tiere gefunden werden? «Notfalls sind wir auch mit zwei Kühen zufrieden», sagte Daniela Waldmeier vom Ryburger Club und lachte.
Fortsetzung
Fünf Tage nach Erscheinen des «Rindvieh-Artikels» klingelte das Telefon bei Daniela Waldmeiers Vater, Beat Waldmeier. Und der, seines Zeichens Präsident vom Ryburger Club, bekam am anderen Ende der Leitung den alles entscheidenden Tipp von einem NFZ-Leser: «Versuch es doch im Appenzell.»
Notabene, der Zufall sorgt manchmal für die ganz besonderen Geschichten, und ebendieser Zufall wollte es scheinbar so: Just vier Tage nach dem Zeitungsartikel berichtete das Schweizer Fernsehen im Rahmen der Sendung «Mini Beiz, dini Beiz» über das Erlebnisgasthaus «Schnuggebock» in Teufen (Appenzell Ausserrhoden). Dort wähnt sich der Gast in Grossmutters Zeiten zurückversetzt, und quasi zur Unternehmensflotte dieses althergebrachten Betriebs gehört – richtig, ein Ochsengespann!
Krönung
Seit dem ersten Kontakt von Beat Waldmeier mit den Appenzeller Ochsenbesitzer sind knapp zwei Monate vergangen. Die beiden Rindviecher sind gebucht und werden am 5. September ihren Auftritt im Fricktal haben. Und mittlerweile flogen dem Präsidenten Waldmeier die Späne regelrecht um die Ohren. «Alles in allem etwa fünfzig Stunden», sagt er jetzt, und streicht seinen eigenen Ochsen – geschnitzt aus einer stattlichen, zweihundertjährigen Eiche aus dem Möhliner Ortsbürgerwald – übers «Fell». Hier unten, im Ryburger Hölzli, dritter Weg, konnte es Waldmeier nicht sein lassen und hob mit seiner Motorsäge dieses prächtige Tier aus der Taufe, und zwar eben nach «alles in allem etwa fünfzig Stunden».
Noch diese Woche wird dieser kunstvolle Ochse quasi als Werbeträger fürs Ryburger Fäscht seinen Holzkopf herhalten – und dann am Anlass selber verkauft werden. An jenem Anlass also, für den es den Machern doch tatsächlich gelungen ist, zwei Appenzeller Ochsen zu verpflichten.