«Mein Herz schlägt für den Tourismus»
27.08.2015 Nordwestschweiz, Unteres Fricktal, Tourismus, RheinfeldenVon Valentin Zumsteg
Wer in Rheinfelden eine Identitätskarte braucht, sich als neuer Einwohner anmelden will oder als Tourist Informationen wünscht, der geht ins Stadtbüro im Rathaus. Dort ist nicht nur die Einwohnerkontrolle untergebracht, sondern auch das Kulturbüro und der Tourismus. Geleitet wird das Stadtbüro mit seinen zehn Mitarbeitern seit 2011 von Stéphanie Berthoud.
Im jungen Alter von 28 Jahren hat sie die Leitung übernommen. «Es war am Anfang ungewohnt, dass ich nun Vorgesetzte bin. Die Aufgaben gefallen mir sehr und ich bin stolz auf mein Team, welches eine grossartige Arbeit leistet», erklärt die 32-Jährige. Sie steht gerne in Kontakt mit der Bevölkerung und den Touristen, auch wenn sie eher zurückhaltend wirkt. «Ich schätze es sehr, dass man hier miteinander reden kann – auch wenn es mal Kritik gibt. Das sehe ich als Verbesserungsmöglichkeit. Es gibt viele Leute in Rheinfelden, die gute Ideen für den Tourismus haben», so Berthoud.
Aus ihrer Sicht hat sich der Tourismus in Rheinfelden in den letzten Jahren gut entwickelt. «Mit dem Feldschlösschen, der Wellness-Welt sole uno und der Basler Personenschifffahrt haben wir starke und bekannte Partner.» Immer wichtiger wird der Velotourismus. In den Sommermonaten sind Velofahrer aus ganz Europa auf der Rheinroute unterwegs, die durch Rheinfelden führt. Davon profitieren Hotels und andere Übernachtungsanbieter ebenso wie Restaurants und Geschäfte. Auch die vom Tourismus Rheinfelden organisierten Führungen erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Pro Jahr werden 250 bis 300 Führungen durchgeführt.
Die meisten Tagestouristen in Rheinfelden stammen aus der Deutschschweiz, vereinzelt aus der Westschweiz und dem Ausland. «Es kommen viele Gruppen ins Städtchen.» Potential sieht Stéphanie Berthoud beim Seminartourismus. «Wir wollen in Zusammenarbeit mit den Hotels Rahmenprogramme schaffen.» Zudem sind Pauschalangebote geplant, die zum Beispiel Übernachtung und ein Konzert oder einen Ausflug mit einem E-Bike kombinieren.
«Rheinfelden ist ein kleines Städtchen. Es bietet aber sehr viel. Ich merke, dass den Stadtverantwortlichen der Tourismus wichtig ist», sagt Berthoud. Die Wellness-Welt «sole uno» im Parkresort Rheinfelden zählt jährlich rund 550 000 Eintritte. «Wir wollen die Besucher des Bades dazu bringen, anschliessend noch das Städtchen zu besuchen», schildert Berthoud ein aktuelles Projekt. Zu diesem Zweck ist auf dem Park-Ticket des Parkresorts Werbung für das Städtchen abgedruckt. Denkbar wäre ebenfalls, dass die Besucher des Parkresorts mit einem Gutschein in die Altstadt gelockt werden.
Aufgewachsen ist Stéphanie Berthoud in Dornach. Sie hat die Handelsmittelschule absolviert und anschliessend zwei Jahre in einer Spedition gearbeitet. «Das internationale Umfeld hat mir gefallen. Ich konnte meine Sprachkenntnisse anwenden.» Anschliessend trug sie sich mit dem Gedanken, Flugbegleiterin zu werden. Das Bewerbungsdossier hatte sie bereits vorbereitet, doch sie entschied sich im letzten Moment anders. «Ich wollte nochmals eine Ausbildung machen.» Deswegen blieb sie am Boden und besuchte die Tourismusfachschule in Sierre, wo sie auch bei der Tourismus-Organisation «Sierre Anniviers» ein Praktikum absolvierte. «Mein Herz schlägt für den Tourismus», erklärt Berthoud.
Tennis spielen und töpfern
2006 kam sie als Sachbearbeiterin zum «Tourismus Rheinfelden», der seine Büros damals noch am Zähringerplatz hatte. 2008 wurde das Stadtbüro eröffnet und der Tourismus samt Personal integriert. «Das hat sich bewährt. So können Synergien genutzt werden», findet Stéphanie Berthoud.
In ihrer Freizeit sucht Berthoud den Ausgleich zur Büroarbeit: Sie spielt Tennis, übt Klavier, fotografiert gerne und besucht einmal pro Woche einen Töpferkurs. «Ich arbeite gerne mit den Händen.» Seit einem Jahr wohnt sie in Rheinfelden. «Das Städtchen gefällt mir sehr. Ich geniesse es, im Rhein zu schwimmen oder einfach in einem Café zu sitzen und den Leuten beim Flanieren zuzusehen.» Und je mehr Einheimische und Gäste es in den Gassen und Geschäften hat, desto mehr freut sie sich.
Bleibt noch eine Frage: Wo verbringt die Tourismus-Fachfrau ihre Ferien? «Ich entdecke gerne Städte und Länder, die ich noch nicht kenne.» In diesem Jahr war sie in Portugal. Dort hat sie die traditionelle Küche ebenso genossen wie einen Fado-Abend. «Was ich auch gerne mache, sind Tagesausflüge in der Schweiz – wir haben so viele tolle Ecken, die ich viel zu wenig kenne.»