Von wegen dumme Kuh

  16.07.2015 Landwirtschaft, Natur, Magden, Unteres Fricktal

Yvonne Schaub fragte leicht ungläubig: «Ist das für euch wirklich so toll?» Natürlich freute sie sich über das Interesse der vier Kinder; vier weitere Mädchen und Buben gar wären auf der Warteliste gestanden. Doch ein wenig Ruhe im Stall schadet nicht. Und so zog Bauersfrau Schaub hohe Stiefel an, zog los und Lars, Maria, Kajal und Svenja zogen als Ferienspassquartett hinterher: Schauplatz Dellhof, Magden, Dienstag, 17 Uhr. Essen ist fertig! Es galt, nette Damen zu füttern, und ein paar Kälber obendrein. Dieser Ferienspass war einer für richtige Naturburschen und Mädchen. Das Leben auf dem Bauernhof im Schnelldurchlauf quasi.

Der Roboter und die Kuh
«Du besuchst die Kühe und Kälber im Stall. Du darfst der Bäuerin beim Füttern der Tiere helfen und erfährst einiges zum Thema Milch.» So lautete das landwirtschaftliche Angebot für die Kinder.
Auf dem Dellhof wird noch klassische Milchwirtschaft betrieben. 45 Milchkühe sind hier zuhause. Hinzu kommen rund zwanzig Kälber und knapp zwanzig Rinder. Eines haben sie derzeit alle gemeinsam: Durst. Bei diesen hohen Temperaturen würde eine Kuh täglich etwa einhundert Liter Wasser trinken, erzählt Bauer Schaub, während es sich eine der 45 Milchkühe gerade so richtig gut gehen lässt: Gemütlich ein paar Kraftfutterwürfel vor sich hin fressend, lässt sie sich melken – von einem Roboter.

Auf diesem Landwirtschaftsbetrieb hat die Moderne längst Einzug erhalten. Einen Melkstuhl sucht man vergebens, und auch die Melkmaschine früherer Zeiten hat ausgedient. Die Kühe hier werden von einem Roboter gemolken. Meistens zweimal pro Tag. Und dieser Roboter ist ganz schön «schlau»: Er kennt jede einzelne Kuh im Stall und weiss, welche gemolken werden muss und welche noch ein bisschen zu warten hat (via Chip kann über jede Kuh Statistik geführt werden).
Auch bei der Milch spielt die aktuelle Hitze eine nicht unwesentliche Rolle, sei doch die Milchleistung etwas reduziert wegen der hohen Temperaturen, sagt Bäuerin Schaub. Und doch, alle 45 Kühe zusammen geben noch immer ordentlich etwas her: 800 Liter täglich aktuell, manchmal können es auch bis zu 1000 Liter sein. Und weil gewisse Dinge sich nie ändern und auch im 2015 deshalb die Milch noch nicht von alleine in den Regalen der Grossverteiler wächst, wird die Milch alle zwei Tage abgeholt.

Gar nicht mal so blöd
Yvonne Schaub schenkt Milch aus, wie sie frischer kaum sein könnte. Die vier Nachwuchsbauern Lars, Maria, Kajal und Svenja stossen miteinander an. Ein bisschen haben sie ihren Wissensdurst bereits gestillt. Nach der Pausenmilch aber geht es weiter. Doch jetzt wissen sie bereits: Mag der Roboter, diese hochmodernde Melkanlage (rund 250 000 Franken) intelligent sein, auch die Kühe hier sind alles andere als dumm. Kaum zu glauben, aber tatsächlich spüren praktisch alle Milchkühe, wann es für sie Zeit wird, wieder gemolken zu werden. Von alleine begeben sie sich so in den Roboterstand, lassen sich so seelenruhig melken – und nebenher es sich mit ein paar Kraftfutterwürfeln gut gehen. «Zwei, drei Kühe vielleicht müssen wir selber zum Melkroboter hinbewegen», sagt Yvonne Schaub. «Die anderen gehen ganz von alleine.» Gar nicht mal so blöd, schlaue Kühe im Betrieb zu haben.

Randnotiz: Bis vor drei Jahren setzten in Magden noch elf Betriebe auf Milchwirtschaft. Jetzt sind es gerade mal noch deren drei. Die meisten der betreffenden Bauern hörten altershalber auf, ein Nachfolger war nicht in Sicht.


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