Mit Geld kommt man weiter. Auch in Vietnam. Mit gut ausgerüsteten Motorbooten stechen die Wettbewerbsfähigsten hinaus aufs offene Meer. Den Ärmeren bleibt die Küstenregion. Hier sollen sie schon seit vierhundert, fünfhundert Jahren vielleicht, ihrem Broterwerb nachgehen: dem Fischfang. Sie betreiben diesen von einem sogenannten Rundboot aus, geflochten aus Bambus. Diese Fischerei sei ein Stück vietnamesisches Kulturgut, sagt Kurt Wohlgemuth – und hat einen Plan. Der Mann aus Kaiseraugst möchte sich die Fischerboote für hiesige Kunden angeln. Aus dem vietnamesischen Treibgut soll ein Schweizer Kräuterboot werden. Oder ein Biotopboot. So will Wohlgemuth den Untergang vor der Küste Vietnams verhindern. Den kulturhistorischen Untergang einerseits, den wirtschaftlichen andererseits.

«Heute werden die Bambusboote je länger je mehr durch Polyesterboote ersetzt», sagt Vietnamkenner Wohlgemuth. «Die Flechter-Familien machen sich Sorgen um ihre Existenz, weil zunehmend weniger Bambusboote bestellt werden. Das Flechthandwerk ist am Aussterben.» Auch der rückläufige Fischfang vor der Küste sorge für existenzielle Ängste bei den betroffenen Familien. Die Umnutzung der Rundboote soll den Flechtern neue Aufträge bescheren. Selbst als Loungeboot ausgestattet mit Sitzkissen oder gar als Poolboot mit herausnehmbaren Becken sollen die geschichtsträchtigen Objekte den hiesigen Markt erobern. «Hilfe zur Selbsthilfe» nennt es Wohlgemuth. Und obschon er selbstverständlich im Erfolgsfall daran auch verdienen wird, möchte er Wertschöpfung direkt vor Ort erreichen. «Geplant ist die Errichtung von Pavillons an der Küste, wo sich Touristen das Handwerk von den Flechter-Familien zeigen lassen können. Wenn wir pro Woche nur zehn solcher Boote in Auftrag geben, können Existenzen gesichert werden.» Noch ist es kein Durchbruch. An der Comptoir Suisse in Lausanne (19.9. bis 28.9.) wird das Rundboot mit seinen neuen Nutzungsmöglichkeiten vorgestellt. Für die Fischer von Vietnam gilt das Prinzip Hoffnung. Und ein Fricktaler hat’s erfunden.