Ein Drogenhandel in Stein lief 2020 völlig aus dem Ruder. Diese Woche steht deshalb ein 23-Jähriger wegen mehrfacher versuchter vorsätzlicher Tötung und weiteren Delikten vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft fordert eine Freiheitsstrafe von 16 Jahren.
Valentin ...
Ein Drogenhandel in Stein lief 2020 völlig aus dem Ruder. Diese Woche steht deshalb ein 23-Jähriger wegen mehrfacher versuchter vorsätzlicher Tötung und weiteren Delikten vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft fordert eine Freiheitsstrafe von 16 Jahren.
Valentin Zumsteg
Der Angeklagte brach gestern vor dem Bezirksgericht Rheinfelden immer wieder in Tränen aus. «Das war sehr dumm und naiv von mir», sagte der 23-jährige Kosovare, der in der Schweiz aufgewachsen ist und hier die Schulen besucht hat. Bereits in jungen Jahren geriet er auf die schiefe Bahn, begann zu kiffen und andere Drogen zu nehmen. Er brach eine Lehre ab, trat eine neue an und konnte auch diese nicht beenden. Im August 2020, damals war er erst gut 19 Jahre alt, wollte er von zwei Dealern aus Basel 100 Gramm Ecstasy beziehen. Da er aber die dafür nötigen 1100 Franken nicht besass, heckte er einen Plan aus, um die beiden zu übertölpeln. Er bereitete dazu ein Couvert vor, in das er keine Geldscheine steckte, sondern wertloses Papier.
Mehrfach zugestochen
Das Drogengeschäft, das auf einem Sportplatz in Stein über die Bühne ging, lief dann völlig schief. Als die beiden jungen Drogendealer bei der Übergabe merkten, dass nur Papier im Couvert war, kam es laut Schilderungen zu einem Handgemenge. Im Verlauf der Auseinandersetzung stach der Beschuldigte mit einem mitgeführten Messer mehrfach auf die beiden Männer ein. Er habe sich nur verteidigen wollen, da auch sie ein Messer hatten, sagte der Angeklagte. «Das war nie so geplant.» Die beiden Opfer wurden schwer verletzt. Einer der Männer erlitt eine zirka 5 Zentimeter lange Stichverletzung im Brustkorb, in unmittelbarer Nähe des Herzens. Er musste notoperiert werden. Der andere hatte unter anderem eine zirka 3 Zentimeter lange und 6,8 Zentimeter tiefe Stichverletzung im Oberarm. «Das ist meine Schuld, dafür muss ich die Verantwortung übernehmen», sagte der Angeklagte mit brüchiger Stimme bei der Befragung durch Gerichtspräsident Christoph Lüdi. Er habe aber niemanden umbringen wollen. Nach der Tat floh er zusammen mit einem Bekannten, der ihn begleitet hatte. Erst rund drei Monate später konnte die Polizei ihn als Täter ermitteln; seither sitzt er in vorzeitigem Strafvollzug, respektive Massnahmenvollzug.
«Eine andere Wahrnehmung»
In der Sache ist er geständig. Er machte vor Gericht geltend, dass er zu jener Zeit viele Substanzen konsumiert habe. «Ich hatte damals eine andere Wahrnehmung.» Die Staatsanwaltschaft wirft ihm gemäss Anklageschrift mehrfache versuchte vorsätzliche Tötung, eventuell mehrfacher versuchter Mord vor. Daneben muss er sich auch wegen Drogenbesitz und -handel sowie wegen Waffenbesitz verantworten. Der Staatsanwalt fordert eine Freiheitsstrafe von 16 Jahren unbedingt sowie einen Landesverweis von 15 Jahren. «Zum Kosovo habe ich keinen richtigen Bezug, ich spreche auch die Sprache nicht», sagte der junge Mann in Bezug auf den drohenden Landesverweis.
Das Urteil wird am Freitag erwartet.