Die Schützengesellschaft Wölflinswil feiert das 150-Jahr-Jubiläum
26.07.2025 Sport, WölflinswilDas grösste Geschenk zur Feier haben die Schützen im Benkental bereits erhalten: die Zustimmung der Gemeindeversammlungen von Wölflinswil und Oberhof zum Kredit für Erneuerungsmassnahmen bei der Schiessanlage Weidli. Ein Blick zurück in die Geschichte des Vereins.
...Das grösste Geschenk zur Feier haben die Schützen im Benkental bereits erhalten: die Zustimmung der Gemeindeversammlungen von Wölflinswil und Oberhof zum Kredit für Erneuerungsmassnahmen bei der Schiessanlage Weidli. Ein Blick zurück in die Geschichte des Vereins.
Von Lukas Freiermuth*
Mit der Gründung des Bundesstaates 1848 stellte die Schweiz ein eigenes Heer auf und führte gleichzeitig die allgemeine Wehrpflicht ein. Diese wurde durch die staatliche finanzielle Unterstützung lokaler Schützenverbunde gefördert und mit der ausserdienstlichen Schiesspflicht ab 1874 aktiv verstärkt. Darauf sind an den meisten Orten Schützenstände entstanden. Ausserdem wurde am eidgenössischen Schützenfest 1872 in Zürich die Schiessdistanz einheitlich auf 300 Meter festgelegt.
Angeregt von diesem Eidgenössischen und dessen Neuerungen organisierten unsere Vorfahren ab 1873 ihr Training als Feldschützengesellschaft Wölflinswil. Ausserdienstliche Schiesstätigkeiten gab es im Dorf bereits zuvor, doch ihre Anfänge lassen sich heute nicht mehr genau nachvollziehen. Monatlich trafen sich die wehrpf lichtigen Schützen auf der Länzimatt, Richtung Strihen, um ihre Treffsicherheit zu verbessern und die Kameradschaft zu pflegen. An den Versammlungen wurde über die Teilnahme an regionalen Schiesswettkämpfen abgestimmt, welche die Schützen zu Fuss besuchten.
Politische Differenzen
Im späten 19. Jahrhundert bildeten sich neben den Feldschützen auch die Grütli-Schützen, was auf politische Differenzen zurückzuführen war. Die beiden Vereine bestanden parallel und fanden ein Jahrzehnt später wieder zusammen. Am 19. August 1933 gründeten 20 Wölflinswiler Schützen erneut einen Grütli-Schiessverein. Nebst dem Schiesssport pflegte dieser Verein die Kameradschaft auch bei Kegelturnieren im Restaurant Küng (spä- ter Restaurant Heimat). Traditionell führten beide Vereine ein Endschiessen durch, kombiniert mit einem Sau- oder Zobigstich. Zwischen den Kriegsjahren wurde gerne auch um ein Fass Bier geschossen.
Zu klein für Grossanlässe
Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs die Mitgliederzahl der Schützenvereine stetig. Unser Schützenstand in Wölflinswil mit vier Scheiben wurde zu klein für Grossanlässe und ab 1947 wurden beiden Vereinen keine Bewilligung mehr für die Durchführung des Feldschiessens erteilt. Mit der Genehmigung beider Generalversammlungen bildete sich daraufhin aus beiden Vorständen eine Arbeitsgruppe, welche sich um die Erweiterung des Schützenhauses kümmerte. Daraus ist ein neues Schützenhaus mit acht Läger entstanden, welches noch heute südlich der Firma Treier Holzbau AG steht. Von der Schützengesellschaft Kaisten konnten damals vier Scheibenzüge in einwandfreiem Zustand abgekauft und der Stand pünktlich zur Saison 1950 in Betrieb genommen werden.
Und wieder zusammen
Aufgrund von Personalmangel im Zeigerstand und der Aussicht, gemeinsam bessere Chancen an Wettkämpfen zu haben, fanden sich die beiden Vereine innerhalb eines Monats zusammen und gründeten per 30. August 1957 die Schützengesellschaft Wölflinswil. Als Zeichen der Zusammengehörigkeit hat sich die Gesellschaft vier Jahre später (1961) eine Standarte angeschafft, welche uns bis heute treu begleitet. Bestimmt war sie auch 1982 dabei, als wir zum ersten Mal ein ausserkantonales Schützenfest besuchten.
Christoph Brem fuhr seinen Bus voll besetzt mit Schützen nach Schwellbrunn im Appenzell. Schon damals, wie auch heute, wurden wir von Freunden begleitet, die einen wichtigen Beitrag zur Kameradschaft leisten. Obwohl sie ohne Schiesseisen mitreisen, ist der eine oder andere mit einem inoffiziellen Siegerpreis in die Heimat zurückgekehrt.
Gemeinsam mit Oberhof
1986 gaben wir unseren Schützenstand in Wölflinswil auf und schiessen seither, gemeinsam mit der Feldschützengesellschaft Oberhof, im damals frisch gebauten Schützenhaus «Weidli», Richtung Benkerjoch. Ausgerüstet mit acht Scheiben, sowie der 1985 in Chur vorgestellten neuen elektronischen Trefferanzeige von SIUS, entsprach das Weidli den damals modernsten Anforderungen. Die heimelige Schützenstube mit Cheminée bietet nach dem Schiessen Platz für Kameradschaft und Geselligkeit. Dank gelegentlichen Fronarbeiten ist unser Weidli stets in einem guten Zustand geblieben. So wurde 2004 die SIUS-Anlage erneuert und ein moderner Kugelfang installiert. 1991 durften wir im Rahmen eines gelungenen Festes eine neue Fahne einweihen. Sie repräsentiert uns insbesondere an offiziellen Schützenanlässen, an Empfängen anderer Dorfvereine und sonstigen Anlässen im Dorf. Der Fahnengötti Amsler Ernst ist auch heute noch ein aktives und gern gesehenes Mitglied in unserem Verein.
* Lukas Freiermuth ist Archivar der SG Wölflinswil
Mit Unterstützung der Bevölkerung
Bei der elektronischen Trefferanzeige waren in den letzten Jahren wiederholt Ausfälle zu verzeichnen, die zu sehr kostspieligen Reparaturen führten, weshalb den Gemeindeversammlungen in Wölflinswil und Oberhof je ein Kredit beantragt wurde für den Ersatz der elektronischen Trefferanzeigen sowie die Neuanschaffung von Schiesstunnels (Schallschutztunnel), die den Lärm vor der Schiessanlage bis zu 20 dB und hinter der Schiessanlage bis zu 13 dB senken. Die Schützenvereine leisten Frondienst im Rahmen von rund 6330 Franken und vom Swisslos-Sportfonds Aargau kann mit einem Beitrag von 12 000 Franken (8 mal 1500 Franken) gerechnet werden. Die Gemeinde Oberhof beteiligt sich mit 30 Prozent bzw. 63 000 Franken, die Gemeinde Wölflinswil mit 70 Prozent bzw. 147 000 Franken an den Gesamtlosten von 210 000 Franken. Beide Gemeindeversammlungen haben dem Kredit im November 2024 zugestimmt, wofür sich die Schützengesellschaft herzlich bedankt.