Wichtiges Zentrum für kranke Kinder
03.09.2024 Rheinfelden, FricktalVoller Einsatz
Grosse Nachfrage nach Plätzen im Kindertherapiezentrum der Reha Rheinfelden
Jedes Jahr werden einige hundert junge Patientinnen und Patienten in der ambulanten Kindertherapie der Reha Rheinfelden behandelt. Einer von ihnen ist der ...
Voller Einsatz
Grosse Nachfrage nach Plätzen im Kindertherapiezentrum der Reha Rheinfelden
Jedes Jahr werden einige hundert junge Patientinnen und Patienten in der ambulanten Kindertherapie der Reha Rheinfelden behandelt. Einer von ihnen ist der neunjährige Ennio Sigrist. Die NFZ durfte ihn begleiten.
Valentin Zumsteg
Es wird viel gelacht bei der Therapie. «Ich komme gerne hierher. Mit dem Gangroboter kann ich Spiele spielen», erzählt Ennio Sigrist. Der aufgeweckte Neunjährige aus Lengnau (AG) leidet an Spinaler Muskelatrophie Typ 2, dabei handelt es sich um eine seltene neuromuskuläre Erkrankung. Etwa eines von 10 000 Neugeborenen in der Schweiz ist davon betroffen. Die Familie bekam die Diagnose, als Ennio zwei Jahre alt war.
Beweglichkeit soll nicht verloren gehen
Seit Herbst 2021 besucht Ennio, der auf einen Rollstuhl angewiesen ist, das ambulante Kindertherapiezentrum in der Reha Rheinfelden. Der Drittklässler kommt während der Schulzeit einmal pro Woche für zwei Therapien nach Rheinfelden. In den Sommerferien nahm er schon mehrfach am Tages-Reha-Programm «Schritt für Schritt» teil, da ist er während zwei Wochen jeweils täglich in der Reha und erhält bis zu fünf Therapien.
Beim Besuch der NFZ steht der Lokomat (robotergesteuerte Laufbandtherapie) auf dem Programm. Mithilfe des Apparats werden die Beine von Ennio bewegt, so dass er aufrecht stehen und auf dem Laufband gehen kann. «Die Mobilisation der Gelenke ist wichtig. Durch die Bewegung und den Druck werden auch die Knochen, wie zum Beispiel die Hüftpfanne, ausgebildet», erklärt Physiotherapeut Marwin Dreyer. Ziel sei es, so viel wie möglich von seinen vorhandenen Fähigkeiten zu erhalten. «Wir setzen alles daran, damit die Beweglichkeit nicht verloren geht. Wir fordern und fördern ihn», erläutert Dreyer. Um die Therapie abwechslungsreich zu gestalten, baut er immer wieder Spiele ein. So wirft Dreyer Ennio einen Ballon zu, den dieser zurückspielen muss. Beide scheinen Spass zu haben. «Ennio ist sehr motiviert und kognitiv fit», sagt Dreyer. Er sucht Lösungen, wenn etwas nicht auf Anhieb funk-
tioniert. «Als es im Lokomat-Training mal nicht so gut lief, hat er kurzerhand seinen Hund als Unterstützung mitgebracht, danach hat es schon viel besser geklappt», schildert Annalena Stächelin, Leiterin des Kindertherapiezentrums.
«Aufgestellt nach der Therapie»
«Nach der Therapie ist er immer aufgestellt. Wir waren schon an verschiedenen Orten für Physiotherapie, doch hier ist es für uns am besten», erzählt Mutter Anja Sigrist. Deswegen nimmt die Familie den Weg, rund 50 Kilometer, gerne auf sich. «Wir stellen fest, dass Ennio nach den Therapien nachts die Beine mehr bewegt und sich besser drehen kann», sagt Anja Sigrist. Besonders deutlich sind die Resultate nach den Intensiv-Therapie-Wochen: «Dann ist er zuhause selbständiger.»
Ennio ist vielseitig interessiert und geht gerne in die Schule. «Mein Lieblingsfach ist Turnen. Wir spielen Fangis, Sitzball oder Unihockey. Da bin ich gerne im Tor oder in der Verteidigung.» In der Freizeit spielt er Lego – oder mit dem Familienhund Xibo.
Nach rund einer halben Stunde auf dem Gangroboter endet die erste Therapie an diesem Nachmittag.
Ennio hat 1558 Schritte geschafft. Seit dem Start der Therapie 2021 legte er bereits über 90 000 Schritte auf dem Lokomat zurück – eine grosse Leistung.
Finanzierung bleibt eine Herausforderung
Wöchentlich werden in der Reha Rheinfelden bis zu 280 Therapien für Säuglinge, Klein- und Schulkinder mit neurologischen oder orthopädischen Funktionsstörungen durchgeführt. Die Finanzierung ist eine Herausforderung, da die Krankenkassen und die IV die Kosten nicht für alle Therapien vollumfänglich übernehmen. Seit vielen Jahren hilft deswegen die «Stiftung zur Unterstützung des Kindertherapiezentrums der Reha Rheinfelden» mit, das umfassende Angebot aufrechtzuerhalten.
Am 18. September wird zum 16. Mal ein Charity-Golfturnier zugunsten dieser Stiftung durchgeführt, diesmal im Golf&Country Club Basel in Hagenthal-le-Bas. Pro Teilnehmer fliessen 250 Franken an die Stiftung. (nfz)