Wasser gleichmässiger verteilen
25.09.2025 Fricktal, Wölflinswil
Mal Starkregen, mal extreme Trockenheit. Für die Landwirtschaft stellt sich je länger desto drängender die Frage, wie sich das verfügbare Wasser speichern und gleichmässiger verteilen lässt. Ein Grabensystem mit sogenannten Keylines könnte dabei ...
Mal Starkregen, mal extreme Trockenheit. Für die Landwirtschaft stellt sich je länger desto drängender die Frage, wie sich das verfügbare Wasser speichern und gleichmässiger verteilen lässt. Ein Grabensystem mit sogenannten Keylines könnte dabei helfen. Auf dem Altenberg in Wölflinswil wird experimentiert.
Simone Rufli
Die flachgründigen und kalkhaltigen Böden im Jurapark sind entweder sehr nass oder sehr trocken, selten etwas dazwischen. Das stelle die landwirtschaftliche Nutzung vor Probleme, zumal Wetterextreme wie Starkregen und Trockenperioden an Intensität und Dauer zunehmen, so Silvia Tobias, Co-Projektleiterin Reallabor Jurapark Aargau, von der eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL.
Silvia Tobias war am Montagnachmittag auf den Altenhof nach Wölf linswil gekommen, um zusammen mit Isabelle Zutter (Projekt-Koordinatorin Jurapark), Lars Horvath (Spin-off-Gründer und Drohnenpilot), Anna Leuteritz und Manfred Stähli (WSL) im Rahmen des Reallabors rund 40 Interessierte aus der landwirtschaftlichen Praxis und der ETH-Forschung über erste Versuche beim Realexperiment «Keyline – Vom Regen zur Ressource Wasser» zu informieren. In diesem Realexperiment untersuchen Forschende die Bodenfeuchtigkeit in einer Tiefe von zehn Zentimetern mit Drohnen und Bodensensoren und entwickeln Hilfsmittel zur Lenkung von Regenwasser und zum Schutz der Landschaft vor Erosion.
Auf drei Höfen in Herznach, Oberbözberg und Wölflinswil wird mit sogenannten Keylines experimentiert.
Keylines oder Schlüssellinien folgen topografischen Höhenlinien des Geländes und werden so angelegt, dass sie Niederschlagswasser auf der Fläche halten, gezielt dorthin leiten, wo es benötigt wird und die Ü berschwem mu ng bzw. Ausschwemmung von Ackerland verhindern.
Schutz vor Erosion
Sind die Gräben erst einmal gegraben und kann sich die Vegetation etablieren, reiche eine Saison, um zu sehen, ob eine Keyline funktioniere, so Silvia Tobias. Wichtig sei, dass die Bewirtschaftung nicht behindert werde. Die Gräben müssen so angelegt sein, dass das Land weiterhin maschinell bearbeitet werden kann. Die Chancen, dass Keylines zu Agrarsubventionen berechtigten, stünden gut. «Es geht schliesslich um den Schutz vor Erosion.»
Leander Dalbert, Landwirt EFZ und Co-Betriebsleiter bei ArboVitis, hat auf dem Altenhof einen ersten Graben angelegt und entlang der Keyline unter anderem Hochstamm-Haselbäume gepflanzt. Die Fruchtbarkeit des Bodens werde zunehmen, die Humusschicht auf dem Acker werde nicht mehr weggeschwemmt. Ziel sei ein vielfältiger Agroforst, der auch den Tieren Schatten spenden könne.
Viele Fragen seien noch offen, betonten Anna Leuteritz und Manfred Stähli. So sei noch unklar, wie lange das Wasser in Keylines zurückgehalten werden könne, wie weit vom Graben entfernt die Wirkung noch messbar sei oder auch wie Keylines das Grundwasser beeinflussten. Die Messungen stehen noch ganz am Anfang.
Finanziert bis Ende 2026
Im Gebiet des Juraparks Aargau suchen Forschende der ETH, WSL, Eawag und Empa gemeinsam mit lokalen Akteuren nach Wegen zur Förderung der nachhaltigen Entwicklung. Mit dem Experimentieren im Bereich Wasser-Rückhalt kommt das Reallabor einem Wunsch aus der Landwirtschaft nach. Der ETH-
Rat finanziert das Reallabor für die Dauer von drei Jahren. Das Projekt startete 2023 und läuft noch bis Ende 2026. Wer Keylines auf seinen Feldern wünscht, muss im Kanton Aargau ein Baugesuch einreichen.