Von der Neugier gepackt, die Welt zu entdecken
16.08.2023 Persönlich, FricktalYvonne Zollinger, Mutter von drei erwachsenen Töchtern, ist in Schwaderloch aufgewachsen. Vor drei Jahren hat sie sich frühpensionieren lassen und reist seither «um die Welt». Zurzeit weilt die ehemalige Redaktorin jedoch im Fricktal und arbeitet stundenweise im ...
Yvonne Zollinger, Mutter von drei erwachsenen Töchtern, ist in Schwaderloch aufgewachsen. Vor drei Jahren hat sie sich frühpensionieren lassen und reist seither «um die Welt». Zurzeit weilt die ehemalige Redaktorin jedoch im Fricktal und arbeitet stundenweise im Gastrobereich.
Bernadette Zaniolo
«Die Neugier auf die Welt», sagt Yvonne Zollinger auf die Frage der NFZ, was sie bewogen habe mit dem Camper auf Tour zu gehen. Vor drei Jahren liess sich die ehemalige Redaktorin – sie arbeitete unter anderem auch für die NFZ – frühpensionieren. «In der Wohnung, mit dem ganzen Klimbim, war es mir nicht mehr wohl. Ich wollte reduzieren», so die Mutter von drei erwachsenen Töchtern und Grossmutter eines Enkelkindes. Das Ganze war jedoch nicht eine «Kurzschluss-Aktion», sondern sei ein Prozess von fünf oder sechs Jahren gewesen. Sie habe schon immer gewusst, dass sie einmal für längere Zeit auf Reisen gehen möchte. Schon vor der Geburt ihrer Kinder sei sie viel gereist. Ein Reisefüdli also? «Ja», sagt die 63-Jährige mit einem Lächeln. Bereits im Alter von 20 Jahren ist sie alleine durch Südafrika gereist; «noch zur Zeit der Apartheid». Mangels Englischkenntnissen habe sie sich mit Händen und Füssen verständigt.
In den vergangenen drei Jahren hat sie vor allem Frankreich, Italien, Spanien und Portugal bereist. «Portugal ist zu meiner grossen Liebe, zu meinem Favoriten geworden.» Die Menschen, die Kultur und die Natur dort seien faszinierend. An der Algarve hat die Schwaderlocherin schon zwei Mal mit ihrem Wohnmobil den Winter verbracht. Die schönsten Erlebnisse seien jene mit den Menschen, den Einheimischen und den Mitcampern. «Mit sehr vielen Leuten, die ich kennengelernt habe, halte ich Kontakt. Und einige sind sehr gute Freunde geworden, mit denen ich mich immer wieder treffe», schildert Yvonne Zollinger.
Angesprochen auf Überraschungen, die sie so erlebt, sagt Zollinger mit einem Lächeln: «Diese haben meistens mit dem Auto, vor allem der Elektronik, zu tun.» Meistens passiere es, wenn man es nicht erwartet. So etwa einmal in der Toskana, «mitten in der Pampa», als mitten in der Nacht und bei strömendem Regen der Strom komplett ausgefallen sei.
«Ich mache es wie die Schwalben»
Da ihr Wohnmobil nicht wintertauglich ist, bricht Yvonne Zollinger jeweils rechtzeitig in den Süden auf. «Ich mache es wie die Schwalben», hält sie schmunzelnd fest. Wenn sie – so wie jetzt – in der Schweiz ist, arbeitet sie als Aushilfe im Gastrobereich. Ihr Wohnmobil steht dann entweder beim Arbeitgeber oder bei einer ihrer Töchter; so an diesem Dienstagnachmittag in Sisseln, wo sie die NFZ traf. Schon bald zieht sie jedoch weiter, nach Frankreich. Dort wird die Fricktalerin von Freunden erwartet und mit ihnen zusammen geht es weiter nach Portugal. Das Paar aus Bayern hat sie während der Coronazeit kennengelernt, «als wir wegen des Lockdowns mehrere Wochen auf einem Camping-Platz in Kalabrien eingeschlossen waren.»
Arbeiten tut Yvonne Zollinger nur, wenn sie in der Schweiz ist. Dieses Geld setzt sie für den Unterhalt ihres Wohnmobils ein. Im letzten Jahr hat sie allerdings auch kurz in einem Bed & Breakfast in Burgund gearbeitet, das sie über die Plattform «Urlaub gegen Hand» gefunden hat.
«Solange mein Auto und meine Gesundheit mitmachen, möchte ich weiterhin so leben», sagt die reisefreudige Frau auf die entsprechende Frage. «Es gibt noch so viel zu sehen.» Und plötzlich schwelgt sie, da in ihrem Wohnmobil am Rhein, in Erinnerungen. Vor 40 Jahren sei sie schon einmal mit Interrail auf die Lofoten (Norwegen) gereist. Es sei zwar ein teures Land, weiss Zollinger, stehe aber auf jeden Fall noch auf der Wunschliste.
Hilfsbereitschaft und mehr
Als Frau alleine unterwegs zu sein, wirke immer noch etwas exotisch. Wenn sie dann auf einen Campingplatz fahre, würden sich die männlichen Hälse recken. «Wie parkiert die wohl ein», könne man den Männern fast auf der Stirne ablesen. «Ich schaue jeweils absichtlich hilflos drein. Die Hilfsbereitschaft ist dann schnell da», erzählt Yvonne Zollinger. Nach allfälligen Tipps befragt, sagt sie: «Ich treffe unterwegs immer mehr alleinreisende Frauen in meinem Alter, die mit einem Camper unterwegs sind. Wer sich Mut und Inspiration holen möchte, kann sich zum Beispiel in der Facebookgruppe ‹Frau im Wohnmobil› und auf zahlreichen anderen Plattformen informieren.»