Vom Skiakrobaten zum Pferdespezialisten
30.10.2024 Persönlich, WegenstettenPferde sind für Stefan Schreiber wertvolle Partner
Die Stone Ranch in Wegenstetten ist sein Daheim. Dort hat Stefan Schreiber sich seine Jugendträume verwirklicht. Auf den Wiesen weidet sein schwarzes Rindvieh, Pferde und Stallungen nehmen viel Raum ein, die Felder sind ...
Pferde sind für Stefan Schreiber wertvolle Partner
Die Stone Ranch in Wegenstetten ist sein Daheim. Dort hat Stefan Schreiber sich seine Jugendträume verwirklicht. Auf den Wiesen weidet sein schwarzes Rindvieh, Pferde und Stallungen nehmen viel Raum ein, die Felder sind gepflegt.
Hans Zemp
Stefan Schreiber wuchs in Wegenstetten mitten im Dorf, auf einem kleinen Bauernbetrieb, auf. Drei Kühe standen im Stall. Die Pferde leisteten den Bauern die nötige Hilfe bei der vielen Arbeit. Schreibers aber hatten damals noch keine Pferde. Dafür befand sich gleich nebenan die Schmitte, dort wurden Kavalleriepferde beschlagen und das interessierte den jungen Burschen über alles. Diese ersten Kontakte mit den Pferden liessen bei Stefan Schreiber den Wunsch, Bauer zu werden, wachsen und führten dazu, dass er sich in diesem Beruf ausbildete, in einer Arbeit, die den jungen Burschen faszinierte.
«Ich habe im zweiten Lehrjahr unsere drei Kühe noch von Hand gemolken», erinnert er sich. In seiner Ausbildungszeit lernte er in Gipf-Oberfrick auf dem Hof von Werner Schmid die moderne Landwirtschaft, wie er es formuliert, kennen. Dies imponierte dem jungen Mann sehr. Im Rahmen der Wegenstetter Güterregulierung entstand das Bauerngut Gründelematt. Die Familie Schreiber erhielt ein neues Daheim.
In dieser Zeit hat Stefan Schreiber im Winter auch oft im Sportgeschäft ausgeholfen und mit Skiern gearbeitet. Dies hatte gleich doppelte Auswirkung: Es entwickelte sich der Weg zum Freestyle-Skiing und er lernte seine Gattin Helen bei dieser Sportart kennen. 1987 haben die beiden geheiratet und anschliessend die Gründelematt übernommen.
Vom Turnen zur Skiakrobatik
In jungen Jahren traf man Stefan Schreiber an, wenn er mit Leib und Seele an seinen Lieblingsgeräten Barren und Minitrampolin übte. Aber auch der Hochsprung verlangte Zielsetzungen. Das Turnen habe ihm die Basis gegeben für seine erfolgreiche Skiakrobatikkarriere. Noch heute ist der Terminkalender des 63-Jährigen voll. Sein turnerisches Leben habe sich auch auf seinen Nachwuchs übertragen. Auch der frönt diesem Hobby.
Heute trifft man den in jungen Jahren an der nationalen Spitze mitkämpfenden Freestyler einige Tage pro Winter als Carver an. Den Umstieg habe er mit 40 Jahren gemacht. Obwohl für ihn Power noch heute wichtig und seine Begeisterung für den Schneesport ungebrochen sei, nehme er es hin und wieder zusammen mit Gattin Helen auf dem Schnee beim Freestyle-Skifahren auch etwas gemütlicher.
Neuem gegenüber offen
Stefan Schreiber bewirtschaftet heute 70 Hektar Land, seit 30 Jahren auf dem zertifizierten Bio-Knospe-Betrieb. Anfänglich und bis 2022 bestand sein Vieh ganz aus original Simmentaler Kühen, die Milch produzierten. Heute weiden auf dem Hof Tiere der Rasse Black Angus. Der Wechsel zur Mutterkuhhaltung war für Stefan Schreiber richtig und zukunftsorientiert. Dieser Wechsel ist auch auf die Betriebsübergabe an seinen Sohn Silvan im nächsten Jahr ausgerichtet.
Ackerbau ergänzt die Bewirtschaftung seines Betriebs. Weizen, Urdinkel, Kartoffeln und Silomais wachsen auf seinen Feldern. Daneben bewirtschaftet Stefan Schreiber noch drei Hektar Wald. Dieser liefert ihm einen beträchtlichen Anteil der auf dem Betrieb benötigten Energie. Die Pferde aber sind nach wie vor die grosse Leidenschaft von Stefan Schreiber. Mit diesem Betriebszweig hat er auf der Gründelematt einige Ergänzungen vorgenommen. Schon die Umbenennung seines Hofes in Stone Ranch im Jahr 2010 war ein weiterer Markstein. Begonnen hat er mit Freiberger Pferden, ausgerüstet mit allen Fahr- und Reitutensilien. Die Betriebserweiterung in der Sparte Pferd brachte neue Herausforderungen. Die Führung dieses Betriebszweiges im Rangerstil zeugen von Stefan Schreibers Vorliebe. Rund ein Drittel seiner Arbeitszeit investiert er in diesen Bereich. Zwischen zwanzig und dreissig Pensionspferde sind auf der Stone Ranch genauso daheim wie seine eigenen sechs Pferde. Dies ist auch mit ein Grund, warum Stefan Schreiber zusammen mit seinem Sohn Silvan als Kursleiter im Westernreiten und bei der Arbeit mit Pferd und Rind beobachtet werden kann.
Königsdisziplin der Cowboyarbeit
Anfang Oktober, an den Schweizermeisterschaften, stellte das Ranch Roping das Zusammenspiel von Mensch und Tier eindrücklich unter Beweis. Wichtig sind Stefan Schreiber aber auch die Beziehungen, die mit der Sparte Pferd zu Leuten aus der Reitergilde geknüpft wurden. Es entstanden neue Freundschaften. Einige dieser Freunde wanderten in die USA aus. Normalerweise besucht man sich einmal jährlich. Sohn Silvan arbeitet dort auf einer Farm als temporärer Cowboy. Stefan und Helen helfen bei ihren Besuchen im fernen Westen bei den Rancherarbeiten mit. «Dies gibt einen Ausgleich zu daheim und fachliche Einblicke in die Rinderhaltung in den USA. Dies ist für mich eine echte Bereicherung», fasst er zusammen.
Im Ranch Roping sieht Stefan Schreiber die Königsdisziplin der Cowboyarbeit. Selber gibt er das dazu nötige Basiswissen an junge Leute weiter. So haben beispielsweise zwei junge an den Schweizermeisterschaften teilnehmende Leute ihre Ausbildung auf der Stone Ranch gemacht. Strahlend erzählt er auch von einem talentierten Elfjährigen, der bereits grosse Fortschritte aufweisen und zeigen kann.
Ohne die Familie geht nichts
Stefan Schreiber darf sich am Mitwirken seiner ganzen Familie auf der Stone Ranch freuen. Gattin Helen und Sohn Silvan stehen vollzeitlich im Einsatz. Tochter Eliane ist hauptsächlich in der Gästebetreuung im Verpflegungsraum und im Hofladen tätig, ebenso ihre Schwester Martina, beide in Teilzeit. Drei Lehrlinge vervollständigen das Mitarbeiterteam. «Es ist unglaublich, wenn man dermassen toll auf eigene Leute abstellen kann. Die Familie ist das höchste Gut in einem solchen Betrieb», meint er begeistert.
Stressfrei bewegen
Für Stefan Schreiber gibt es viele schöne Episoden. Wenn er seine Rinder auf eine neue Weide bringen will, liebt er es, diesen Weidewechsel mit den Pferden als Helfer vorzunehmen. «Die Körpersprache von Reiter und Pferd lässt die Rindviehherde stressfrei bewegen.» Es gebe aber unzählige Vorkommnisse. So sei es zum Beispiel schön, mit dem Pferd Augenscheine in Feld und Wald vorzunehmen und das Auto dabei nicht einzusetzen. Feingefühl und Verständnis werden abverlangt. Das Pferd ist ein Partner, mit dem man sich gemeinsam und nützlich bewegen kann. Dies lasse einem auch freien Raum, den eigenen Gedanken nachzuhängen.
Für die Zukunft wünscht sich Stefan Schreiber, dass der Betrieb mit der jungen Generation erfolgreich weiterlebt, so dass das, was man gemeinsam aufgebaut habe, weitergetragen werde. «Ich hoffe auch, dass mir die Gesundheit erlauben wird, aktiv älter zu werden», meint er dazu.