Musikschule Möhlin: Tariferhöhung sorgt für Misstöne
21.11.2024 Brennpunkt, MusikEltern sollen für den Unterricht ihrer Kinder an der Musikschule Möhlin tiefer in die Tasche greifen. Das sorgt für Kritik aus Musik-Kreisen.
Ronny Wittenwiler
Der Brief kam im Oktober. Darin informiert die Musikschule, dass Eltern mehr bezahlen müssen ...
Eltern sollen für den Unterricht ihrer Kinder an der Musikschule Möhlin tiefer in die Tasche greifen. Das sorgt für Kritik aus Musik-Kreisen.
Ronny Wittenwiler
Der Brief kam im Oktober. Darin informiert die Musikschule, dass Eltern mehr bezahlen müssen für den Unterricht ihrer Kinder. Blieben die Tarife neun Jahre unverändert, soll die Anhebung per Semesterwechsel in Kraft treten. Im Schreiben der Musikschule Möhlin heisst es: «Leider haben wir keine Möglichkeit mehr, auf der Ausgabenseite Einsparungen zu machen und so bleibt uns schweren Herzens nur der Schritt, die Tarife für den Musikschulunterricht um 12,5 Prozent zu erhöhen.» Zwei Beispiele: Belief sich der Elternbeitrag für 25 Minuten Instrumentalunterricht auf 535 Franken pro Semester, kostet dieselbe Leistung neu 600 Franken; 40 Minuten kosten neu 915 Franken statt 815 Franken.
Hierbei spielt der im Musikreglement festgelegte Verteilschlüssel eine Rolle. Dieser sieht vor, dass der Unterricht zu 40 Prozent aus Elternbeiträgen und zu 60 Prozent durch die Gemeinde gedeckt wird. Dieser Kostenteiler existiert allerdings nurmehr auf Papier: Da die über Jahre angefallene Teuerung bisher die Gemeinde aufgefangen hat, liegt das Verhältnis effektiv bei rund 35 Prozent zu 65 Prozent. Mit der Erhöhung der Elternbeiträge kommt die Musikschule nun dem Auftrag des Gemeinderats nach, den Verteilschlüssel wieder strikte einzuhalten. Der Gemeinderat begründet den Schritt mit steigendem finanziellem Druck. Mit der Tariferhöhung spart die Gemeinde Mehrkosten von rund 40 000 Franken jährlich.
Kritik aus Musik-Kreisen
Stark sinkende Zahlen bei Schülerinnen und Schülern, die ein Blasmusikinstrument erlernen wollen, stellten Blasmusikvereine schweizweit vor grosse Herausforderungen, sagt Benno Freiermuth von der Musikgesellschaft Möhlin. Freiermuth gehört einer Arbeitsgruppe mit Vertretern aus Musikgesellschaft, Jugendmusik und Musikschulkommission an, die sich der Nachwuchsförderung verschreibt. «Wir machen uns grosse Sorgen, dass diese Tariferhöhungen die jetzt schon schwierige Nachwuchsförderung in einem heiklen Moment empfindlich treffen wird.»
Diese Sorge teilt der Gemeinderat nicht. «Es gibt Eltern, die ihre Kinder für kommendes Semester von der Musikschule abgemeldet haben», sagt zwar Gemeindeammann Markus Fäs. Drei Abmeldungen seien finanzieller Natur gewesen, habe die Nachbefragung ergeben. «Bei allen anderen waren es hingegen andere Gründe.» Für den Gemeinderat sei klar: 65 Franken mehr für 25 Minuten Unterricht pro Semester würden nicht die musikalische Grundausbildung im Dorf gefährden. Fäs verweist stattdessen auf eine zunehmende Professionalisierung an der Musikschule, die unter anderem eine Erhöhung des Pensums der Musikschulleitung zur Folge hatte. Zudem habe sich im Gegensatz zur Zeit vor Corona die Zahl der Veranstaltungen an der Musikschule verdreifacht. «Das erachten wir als wichtig und als grosse Motivation für die Musikschülerinnen und Musikschüler. Das wollen wir nicht wieder zurückfahren. Wir haben keine Möglichkeit, im Ausgabenbereich Einsparungen zu treffen ohne Qualitätsverlust.»
Von Amtes wegen ist der Gemeindeammann auch Präsident der Musikschulkommission. Hieraus macht Fäs kein Geheimnis: Als solcher schmerze ihn die Tariferhöhung durchaus.
Korrektiv an der Gemeindeversammlung
Den Vertretern der Arbeitsgruppe «Nachwuchsförderung» ist bewusst, dass die Tariferhöhung eigentlich bloss die grundsätzliche Ordnung wieder herstellt – nämlich den Kostenteiler nach Musikreglement. Doch planen sie womöglich ein Korrektiv an der kommenden Gemeindeversammlung. Dann nämlich legt der Gemeinderat dem Souverän das revidierte Musikreglement zur Beschlussfassung vor. Handelt es sich bei den revidierten Punkten eher um Formalitäten (zum Beispiel geschlechtergerechte Formulierungen), soll der Kostenteiler allerdings wie bisher mit 40 Prozent Elternbeiträgen und 60 Prozent Gemeindebeiträgen festgeschrieben sein. Die Arbeitsgruppe erwägt einen Änderungsantrag zuhanden der Gemeindeversammlung, wonach Eltern nur 35 statt 40 Prozent der Kosten zu tragen hätten für den Instrumentalunterricht ihrer Kinder.