Susanne Baumberger leitet die Stiftung Burundikids
06.11.2024 Persönlich, RheinfeldenIm Alltag verwaltet Susanne Baumberger die Pensionskasse der Feldschlösschen-Getränkegruppe, in ihrer Freizeit die Stiftung Burundikids.
Diese sorgt dafür, dass es im ostafrikanischen Burundi ein Distriktskrankenhaus mit einem Labor und einer Apotheke gibt, welches ...
Im Alltag verwaltet Susanne Baumberger die Pensionskasse der Feldschlösschen-Getränkegruppe, in ihrer Freizeit die Stiftung Burundikids.
Diese sorgt dafür, dass es im ostafrikanischen Burundi ein Distriktskrankenhaus mit einem Labor und einer Apotheke gibt, welches für rund 60 000 Menschen – unter ihnen sehr viele Kinder und Jugendliche – zuständig ist.
Edi Strub
«Mein Mann, ein Medienschaffender, hatte einmal den Auftrag, in Burundi einen Film für «Terre des hommes» zu drehen. Als er nach Hause kam und mir die Bilder von diesem Land mit seinen grünen Hügeln und der roten Erde zeigte, erwachte in mir der Wunsch, dieses Land einmal selbst zu sehen», erzählt Susanne Baumberger. Als sie dann 2013 zum ersten Mal dort war, war es jedoch nicht mehr die schöne Natur, sondern die Not und Armut, die sie am meisten bewegte. «Ich verstand: da muss ich etwas machen.» Ein Krankenhaus gab es schon damals in Kajaga, aber sehr klein und mit wenig medizinischem Personal. Finanziert wurde es durch die Stiftung Burundikids. «Die Schweizer Stiftungsgründer wollten ihre Arbeit jedoch nicht mehr weiterführen und boten uns daher an, Burundikids zu übertragen, damit wir die begonnene Arbeit weiterführen und die Zukunft des Krankenhauses sichern könnten», erzählt Susanne Baumberger.
Hauptaufgabe dieser Stiftung ist noch heute, das Geld zu beschaffen und zu verwalten, das für Erhalt, Ausbau und Betrieb dieses Krankenhauses notwendig ist. Bezahlt werden müssen unter anderem die Löhne für die heute 66 Angestellten davon vier Ärzte. Das seien pro Jahr etwa 120 000 Franken, erklärt Susanne Baumberger. Burundi ist mit einem Bruttosozialprodukt (BIP) von weniger als einem Franken pro Kopf und Tag eines der ärmsten Länder der Welt. Entsprechend gering sind die Löhne. Bezahlen musste die Stiftung auch den Ausbau des Krankenhauses während der letzten Jahre. Heute besteht es aus einer ganzen Gruppe von Gebäuden. Auch neue Geräte und Apparaturen wurden angeschafft, nun in Europa und nicht mehr wie früher in Burundi, was wegen der schlechten Qualität oft hohe Kosten verursachte.
Kindersterblichkeit ist zurückgegangen
Die Behandlung für die Patienten ist nicht kostenlos. «Niemand wird aber abgewiesen, weil er kein Geld hat», versichert Susanne Baumberger. Auch der Staat trägt etwas an die Pf lege und Behandlungen seiner Bürger bei, aber zu wenig, um den Betrieb des Krankenhauses zu sichern. Wie in vielen afrikanischen Staaten ist die Staatsführung in den Händen einer korrupten Elite, die andere Prioritäten hat, als Krankenhäuser zu bauen und zu betreiben. Trotz allem ist zum Beispiel die Kindersterblichkeit in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen. Noch 1960 starb jedes vierte Kind vor Erreichen des 5. Altersjahrs. Heute ist es «nur» noch jedes zwanzigste. Das ist neben anderen Dingen auf Krankenhäuser wie das Hôpital Hippocrate in Kajaga zurückzuführen.
Hoffnungslos ist der Einsatz von Burundikids also nicht, auch wenn es sich für Susanne Baumberger und ihre Kolleginnen und Kollegen im Stiftungsrat in dunkeln Stunden manchmal so anfühlt. Es sei oft sehr schwierig, gewisse Dinge zum Bessern zu verändern. Die Mentalität in Burundi sei eine andere als in Europa, wenn es zum Beispiel um die Hygiene und die Reinigung gehe, klagt Susanne Baumberger. Auch die Abrechnungen und die Berichterstattung über den Betrieb sei nur schwer auf das Niveau zu bringen, das notwendig sei, um einen ordentlichen Betrieb zu gewährleisten. Immer wieder komme es zu Unregelmässigkeiten. Ungenügend sei leider auch die Ausund Weiterbildung. Doch hier hoffe man bald einen Schritt weiterzukommen. Bald könnten sie das Satellitennetz von Starlink nutzen und dann werde es möglich, Online-Ausbildungen und Videokonferenzen durchzuführen.
Schwerpunkt Ernährung
Einen neuen Schwerpunkt hat Burundikids in letzter Zeit bei der Ernährung gesetzt. Fünfzig stark unterernährte Kinder dürfen seit einiger Zeit zweimal die Woche mit ihren Müttern ins Spital kommen und erhalten dort einen Brei mit Nahrungsergänzungsmitteln. Viele erhielten zuhause nur Maniok und das sei einfach ungenügend. Viele Kinder kämen schon unterernährt auf die Welt, weil auch ihre Mütter unterernährt seien. Das hemme nicht nur die physische Entwicklung der Kinder, sondern auch die geistige. Die Familien hätten oft kein Geld, um Saatgut für eine bessere Ernährung zu kaufen. Die Familien hätten ausserdem mehr Kinder, als sie gut versorgen könnten. Laut jüngsten Statistiken sind es in Burundi im Schnitt über sechs Kinder pro Familie. Diese können auch nicht ordentlich geschult und ausgebildet werden. Das führt später zu Arbeitslosigkeit und sozialen Problemen. Und als Konsequenz zur Flucht von Afrika nach Europa. Burundikids versucht, die Mütter in Kajaga über diese Zusammenhänge aufzuklären und ihnen Wege aufzuzeigen, wie sie die Zahl der Schwangerschaften vermindern könnten.
In etwas mehr als einem Jahr wird Susanne Baumberger pensioniert. Das gibt ihr die Möglichkeit, sich intensiver mit den Projekten in Burundi zu befassen. Sie wisse, dass sie nicht aufgeben dürfe. Sie schätze die Herzlichkeit und die Dankbarkeit, die ihr entgegenströme, wenn sie nach Burundi komme. Das sei überwältigend zu erleben und verleihe ihr jeweilen neuen Mut.
Spenden an Burundikids sind willkommen:
CH18 8080 8001 7107 4241 4
Stiftung Burundikids schweiz
Roberstenstrasse 88
4310 Rheinfelden