Stromversorgung aus Pflanzenöl

  16.05.2025 Wirtschaft, Sisseln, Eiken, Stein

In den nächsten drei Jahren baut Getec Schweiz in Eiken und in Stein je ein Reservekraftwerk, ein weiteres Reservekraftwerk in Eiken wird von Sidewinder errichtet. Alle drei Kraftwerke sollen umweltfreundlich betrieben werden und zusammen bis zu 124 000 Haushalte mit Strom versorgen.

Das Sisslerfeld zwischen Stein, Sisseln, Münchwilen und Eiken entwickelt sich zum zentralen Pfeiler der nationalen Stromversorgung. Die drei neuen Reserveanlagen von Getec und Sidewinder auf Gemeindegebiet Eiken (2) und Stein werden in den nächsten drei Jahren errichtet. Die Standorte mit Nähe zum zentralen Stromnetzknotenpunkt Laufenburg ermöglichen eine optimale Einspeisung im Bedarfsfall.

Neue Reservekraftwerke sollen ab 2026 die Versorgungssicherheit der Schweiz stärken, so der Bundesrat an seiner Sitzung vom 14. Mai. Er informiert am Mittwoch darüber, dass das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) entschieden hat, insgesamt fünf Projekten – zu den drei im Sisslerfeld noch Monthey und Muttenz Auhafen – mit einer Leistung von insgesamt 583 Megawatt den Zuschlag zu erteilen. Das Uvek wird nun die Verträge mit den Anbietern aushandeln. Danach können diese mit der Planungsphase starten. Der Aargauer Regierungsrat sowie die Gemeinden Eiken und Stein begrüssen den Bau der Anlagen.

Verträge laufen aus
Die Verträge für die bestehenden Reservekraftwerke in Birr (AG), Cornaux (NE) und Monthey (VS) mit einer Gesamtleistung von 336 Megawatt (MW) laufen Ende Frühling 2026 aus. Um diese abzulösen, hatte das Uvek von Juli 2023 bis März 2024 eine Ausschreibung durchgeführt. Ziel war, Reservekraftwerke mit einer elektrischen Gesamtleistung von 400 MW ab 2026 unter Vertrag zu nehmen. Dies entsprach der damaligen Empfehlung der Eidgenössischen Elektrizitätskommission (ElCom) für das Jahr 2025. Im Mai 2025 hat die ElCom bekanntgegeben, dass sie ab dem Jahr 2030 eine Reservekapazität von mindestens 500 MW und ab 2035 von 700– 1’400 MW empfiehlt.

Strom aus hydriertem Pflanzenöl
Getec und Sidewinder setzen bei den geplanten Anlagen im Fricktal auf hydriertes Pflanzenöl (HVO) als Primärkraftstoff – ein erneuerbarer Brennstoff, der die CO2-Emissionen gegenüber fossilen Energieträgern um bis zu 90 Prozent reduziert. HVO werde aus biogenen Reststoffen wie Lebensmittelfetten, Speiseresten und tierischen Abfällen gewonnen und stamme nachweislich aus nachhaltigen Quellen. Die Versorgung sei durch die europäische Produktion gesichert.

Swissgrid kann die Reservekraftwerke bei Bedarf per Softsignal aktivieren. Das Projekt durchläuft das reguläre Bewilligungsverfahren und erfüllt alle gesetzlichen Anforderungen. Die Inbetriebnahme am Standort Eiken ist für Anfang 2027 geplant, der Standort Stein soll im 2028 bereit sein.

Die Integration in die bestehende Infrastruktur des Getec Parks Stein minimiere den Ressourceneinsatz und erhöhe die Attraktivität des Standorts für neue Kunden, schreibt Getec in einer Mitteilung an die Medien. «Die modularen Anlagen sind ausfallsicher, f lexibel erweiterbar und können sogar bei einem kompletten Netzausfall starten.» Dank modernsten Schallschutzmassnahmen würden die Anlagen die strengen gesetzlichen Vorgaben deutlich unterschreiten.

Übergangslösung
Die neuen Reservekraftwerke können die bestehenden Anlagen nicht zeitlich nahtlos ab dem Winter 2026/27 ersetzen. Eine Übergangslösung ist daher für mindestens drei Winter notwendig. Das Uvek arbeitet zurzeit an verschiedenen Varianten, wie die Wasserkraftreserve, die Reserve aus Notstromgruppen (derzeit rund 280 MW unter Vertrag) und die Verbrauchsreserve, die ab 2027 greifen könnte, zweckmässig ergänzt werden können.

Risiko der Energiemangellage
Als Reaktion auf das erhöhte Risiko einer Energiemangellage und zur Stärkung der Energieversorgung im Winter hatte der Bundesrat 2022 die Wasserkraftreserve eingerichtet sowie schrittweise eine ergänzende Stromreserve aus Reservekraftwerken und gepoolten Notstromgruppen aufgebaut. Rechtliche Grundlage dafür ist die Winterreserveverordnung, die bis Ende 2026 befristet ist und bis Ende 2030 verlängert werden soll. Die Wasserkraftreserve ist seit 2025 im Bundesgesetz für eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien verpflichtend eingeführt. Die thermischen Reservekapazitäten sollen ebenfalls gesetzlich verankert werden. Der Bundesrat hat die Botschaft zu dieser Vorlage am 1. März 2024 ans Parlament überwiesen. Die Beratungen dazu laufen noch; unter anderem sieht das Parlament die Schaffung einer Verbrauchsreserve vor. (sir)


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